Bezahlen wird plötzlich sexy

Fintechs entwickeln mit hoher Geschwindigkeit neue technologische Lösungen

Payment Experience. Coolness-Faktor. Bei den Bankern ist plötzlich das Interesse am Zahlungsverkehr erwacht. Was früher dröge klang, kommt plötzlich hip daher. Was das für die Banken bedeutet, haben wir in unserer neuen Studie untersucht.

Lange Zeit war das Thema Zahlungsverkehr langweilig. Es waren die Firmenkundenberater, die mit breiter Brust durch die Bankfiliale marschierten. In den Bereich Zahlungsverkehr rutschte ein Mitarbeiter meist zufällig rein. Und das, obwohl die Banken bald eine Billion US-Dollar mit Zahlungsverkehr machen – ein Viertel ihrer Erträge.

Inzwischen hat sich die Sichtweise komplett geändert.

Die Bedeutung des Zahlungsverkehrs ist gestiegen. Wie wertvoll ein stabiler, risikoarmer Cash Flow ist, haben auch die Skeptiker erkannt. Der Markt dreht sich komplett: Neue Teilnehmer drängen in das Geschäft, das bislang Kreditinstituten und Kartenemittenten beherrschen.

Wie das die Bankenlandschaft verändert, haben wir in unserer neuen Studie untersucht. Darin spiegeln wir die Sicht von klassischen Banken und Kartenunternehmen mit der Sicht der Challenger, den so genannten Fintechs. Fintechs sind moderne Technologien für die Bereitstellung finanzieller Dienstleistungen. Als Start-ups sagen sie den Banken den Kampf an.

Was die Bank Challenger denken.

Am Markt gibt es bereits Fintech-Stimmen, die den Banken selbstbewusst den Fehdehandschuh hinwerfen. Sie entwickeln mit hoher Innovationsgeschwindigkeit und neuester IT-Technologie Mehrwert-Lösungen für ihre Kunden. Die befragten Bank Challenger sehen sich selbst jedoch nicht als Herausforderer der Banken.

Interessant ist zu sehen, dass die neuen Player – genauso wie die Banken – Kundenverhalten und -ansprüche sowie Regulatorik als wesentliche Einflussfaktoren sehen. Technologische Innovation gibt ein Drittel der befragten Challenger als „wichtigsten Treiber“ an.

Bei den Banken taucht Technik gar nicht als Antwort auf. Eine Erklärung hierfür mögen die teilweise sehr technikverliebt geführten Diskussionen und Produktentwicklungen im deutschen Markt sein.

Regularien wie PSD II, MIF oder SecuRePay bewerten die Bank Challenger unterschiedlich. Manche monieren die Regulationswut in einem noch jungen Markt. Andere freuen sich über die sich eröffnenden Möglichkeiten für neue Geschäftsmodelle durch PSD II und den Zugang zum Bankkonto.

Mit Blick auf Internet-Giganten wie Apple oder Google ist der Respekt vor globalen Game Changer-Plattformen groß.

Was die Retail-Banken denken.

Erstaunlich ist, dass die Retail-Banker recht große Gelassenheit zeigen. Sie glauben, als Second Mover mit ihren Erfahrungen im Bankbetrieb und Risikomanagement den Herausforderern den Wind aus den Segeln nehmen zu können.

Das Bankkonto werde auch künftig die Basis jeder Zahltransaktionen darstellen. Mobile Payment sei nur die Initiierung. Die Zahlmethode bleibe häufig die Kreditkarte oder die Lastschrift. Weniger als 10 Prozent glauben, dass Bank Challenger den Zahlungsverkehr im Retail-Sektor auf mittlere Sicht bestimmen werden.

Allerdings erkennen die meisten an, dass die Banken in der Vergangenheit zu wenig im Bereich Innovation gemacht hätten – und dass IT und Legacy-Systeme ein Hinderungsgrund seien.

Das Thema Daten, Analystics und passgenaue Bewerbung eigener Produkte bewerten 30 Prozent der Banker als einen Kernhandlungspunkt und als Chance. – Kein Wunder, denn vor dort greifen die Bank Challenger ja an.

Was die Transaction-Banken denken.

Die Experten des Zahlungsverkehrs für mittlere und große Firmenkunden wähnen sich noch im Hort der Glückseligkeit. Für sie ist Zahlungsverkehr vor allem ein Netzwerkgeschäft mit zahlreichen Akteuren von der Produktion über das Clearing bis zum Settlement einer Zahlung. Lastschrifteinreicher mit mehreren Millionen Transaktionen wollen eine sichere, schnelle Ausführung – keine Experimente.

Manche jedoch befürchten eine disruptive Lösung wie zuvor im E-Commerce-Bereich. Die Entwicklungen in IT, Vernetzung oder neue Ideen wie Krypto-Währungen sollten die Banken vorsichtig sein lassen.

Fazit eines Teilnehmers: „Payments aren’t payments anymore.“

Ich empfehle das Aneignen einer starken Innovationsmentalität und die unbedingte Integration von Ideen in die jeweilige Organisation. Kein kreatives Silo, sondern kultureller Wandel.

Die Änderungen im Zahlungsverkehr haben begonnen. Banken im Retail-Bereich müssen jetzt mit einer Strategie antworten. Die Transaction-Banker sollten die richtigen Weichen stellen. Die Bank Challenger nutzen die Gunst der Stunde.
Geld macht eben attraktiv.