Mit Design Thinking eine Revolution im Kopf anzetteln

Denken mit den Händen: Agile Methoden zeigen Wege zu neuen Arbeitsweisen auf

Schneller, höher, weiter – im vollen Galopp. Und dabei die Kunden und die Mitarbeitenden nicht vergessen und gleichzeitig innovative Technologien einführen: Vor diesen vielfältigen Herausforderungen stehen heute viele Unternehmen in der Finanzindustrie. Mit agilen Methoden und neuen Arbeitsformen können Banken, Versicherungen und Asset Manager aus der Re-Aktion ausbrechen und wieder zum Taktgeber der Veränderung werden. Über Design Thinking und andere kreative und produktive Ansätze können sie den notwendigen Wandel erfolgreich gestalten.

Seit der Veränderungsdruck in der Finanzindustrie nicht nur einzelne Teams oder Ressorts erfasst, sondern ganze Unternehmen, stehen Transformation und Change Management auf der Vorstandsagenda. Auslöser können neue Technologien sein. Aktuell schaffen viele Unternehmen neue Möglichkeiten für hybrides Arbeiten – Stichwort New Work. Oder Firmen wollen neue Märkte oder Kundengruppen erschließen und dadurch Wachstumschancen ergreifen, die Erfolgsrate von Innovationen steigern und neue Ökosysteme erschließen. Kostendruck oder der Abbau von Hierarchien treiben den Wandel in den erwähnten Szenarien oftmals zusätzlich an.

Immer geht es darum: Unternehmen wollen sich verändern, sie wollen anders arbeiten – um zu neuen Ergebnissen zu kommen. Denn Kundinnen und Kunden erwarten heute digitale Services, die einfach anzuwenden und individuell auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Da gibt es kaum noch Unterschiede zwischen Business-to-Consumer (B2C) und Business-to-Business (B2B). Oft wird in diesem Zusammenhang der Begriff Agilität genannt.

Aus Sicht vieler Kunden bieten Start-ups viele Dienstleistungen heute besser an – sie nehmen etablierten Unternehmen wichtige Teilmärkte ab. Das macht, anders betrachtet, auch neue Kooperationsformen möglich. Der Open-Innovation-Ansatz zum Beispiel bricht die Unternehmensgrenzen auf, um gezielt neue Wertschöpfungsketten aufzubauen – innerhalb und außerhalb des Unternehmens. Denken wir also künftig eher in Ökosystemen anstatt in Silos, brauchen wir andere Denkansätze. Das ist das, was Methoden wie Design Thinking anbieten.

Wir alle sind Gestalter!

Beim Verständnis der Methoden hilft ein Blick auf die wörtliche Bedeutung von „Design Thinking“ – also so zu denken, wie professionell Gestaltende es tun. Berühmte Gestalter:innen sehen genau hin – sie sind sehr detailversessen, sie probieren aus und arbeiten Feedback unablässig ein. Sie versuchen, die beobachteten Mechanismen zu optimieren.

Das gilt nicht nur für Architekten wie Santiago Calatrava oder Frank Gehry, für Objektdesigner wie Charles und Ray Eames oder das Produktdesign von Größen wie Arne Jacobsen und James Dyson. Wir alle sind Gestalter, wenn wir genau hinsehen. Schon im Sandkasten hat jeder von uns etwas gestaltet. Wir tun es jeden Tag, bewusst oder unbewusst – am Frühstücksbuffet im Hotel beim Zusammenstellen eines Müslis zum Beispiel. Was hat das mit der Arbeitswelt zu tun und mit den Bedürfnissen von Kunden eines Unternehmens, mit Produktentwicklung? Nun, wer die Welt so sieht, kann genau beobachten, was Nutzerinnen und Nutzer wollen – und er oder sie entdeckt etwas Neues.

Mit den Händen denken statt immer nur mit dem Kopf

Häufig ist das Vorgehen in Unternehmen heute genau andersherum: Die Aufgaben werden immer spezieller, und die Spezialistinnen und Spezialisten fokussieren immer enger. Silos und das sogenannte Gruppendenken sind die Folge. Dabei geht der Blick auf das große Ganze verloren: Alles scheint überkomplex und kaum mehr auf einfache Formeln zu bringen.

Dabei sind die besten Methoden der Komplexitätsreduktion uralt – wie nutzen nicht nur das Gehirn, sondern den gesamten Organismus, um neue Lösungen zu entwickeln: Zeichnen oder Rollenspiel. Es bringt uns schneller weiter, mit den Händen zu denken, statt nur mit dem Kopf. Es ist wie das Schnitzen von Holz, das Modellieren mit Ton oder das Behauen von Stein: Nur das Machen bringt ein Ergebnis hervor. Und dabei kommt auch im Kopf etwas in Bewegung.

Im Kern geht es darum, die Vielfalt von Methoden und damit von Lösungsansätzen zu fördern und zu stärken. Dieser Weg führt raus aus dem Gedankensilo und rein in kollaborative, interaktive und dynamische Arbeitsformen. Das bringt schnell anfassbare Lösungen hervor, bis hin zum 3-dimensionalen Prototypen. Dieses Vorgehen steigert das Tempo. Gerade in der Digitalisierung, in der wir uns immer wieder auf neues Terrain vorwagen, ist das von hohem Wert.

Der perfekte Workshop – und was zum Erfolg führt

Als Moderator gehe ich ergebnisoffen in den Entwicklungsprozess. Dabei muss ich mich auf die Unterstützung von Unternehmens- und/oder Projektführung verlassen können und die Möglichkeit bekommen, mit allen beteiligten beziehungsweise betroffenen Personen zu arbeiten. Sehr gut und produktiv arbeiten lässt sich in Gruppen von acht bis zwölf Leuten.

In einem perfekten Workshop haben Ergebnis (also das, was dabei herauskommt) und Erlebnis (wie es entstanden ist) gleichrangigen Anteil am Erfolg. Denn Transformation ist letztlich geändertes Verhalten. Um das auszuprobieren und einzuüben, sind gemeinsame Erlebnisse oft viel wichtiger als die individuelle Einsicht.