Expectations on Valuation Capabilities: Was Institute jetzt beachten müssen
Neue KPMG EoVC Survey gibt Orientierung für die Bewertung von Banken im Abwicklungsfall
Keyfacts:
- Mit den neuen Expectations on Valuation Capabilities (EoVC) macht das Single Resolution Board (SRB) der EU detaillierte Vorgaben für belastbare Bewertungen im Abwicklungsfall und unter Stressbedingungen.
- Hohe Auswirkungen auf Institute: 94 Prozent der Banken rechnen mit spürbaren Veränderungen in Organisation, Datenhaushalt, Prozessen und Governance. Viele befinden sich noch im frühen Stadium der Umsetzung.
- Strategische Betrachtung erforderlich: Eine Gap-Analyse, klare Prioritäten und ein strukturierter Projektplan bis 2028 sind entscheidend für eine erfolgreiche Umsetzung.
Wenn Banken in eine ernste Schieflage geraten oder eine Abwicklung unmittelbar bevorsteht, werden dafür belastbare Bewertungen benötigt. Genau für diese Situationen – also Krisenfälle, in denen eine Bank abgewickelt wird oder eine Abwicklung droht – hat das Single Resolution Board (SRB) der Europäischen Union die Expectations on Valuation Capabilities (EoVC) entwickelt.
Der im April 2025 veröffentlichte Anforderungsrahmen betrifft mehrere zentrale Bereiche innerhalb von Finanzinstituten – darunter Bewertung, Finanzen, Risiko, IT und Recht. Er umfasst den Valuation Data Index (VDI) inklusive einem Valuation Data Set (VDS), Valuation Playbooks und das Data Repository for Resolution (DRR). Die Finalisierung der EoVC durch das SRB wird in den kommenden Wochen erwartet.
Parallel zu laufenden EoVC-Projekten bei großen Banken in Deutschland und Europa hat KPMG eine europaweite Marktumfrage durchgeführt.
Sind Banken bereit für die neuen EoVC-Anforderungen?
Die KPMG EoVC Survey 2025 beleuchtet die aktuelle Marktlage, erwartete organisatorische und finanzielle Auswirkungen sowie die größten Herausforderungen im Zusammenhang mit den neuen Anforderungen des SRB.
- 94 Prozent der Banken erwarten einen mittleren bis hohen Einfluss auf ihre Organisation.
- 90 Prozent geben an, die EoVC-Anforderungen bislang nicht vollständig durchdrungen zu haben.
Einige Institute haben die Konsultationsphase genutzt, um Umfang und Tragweite der EoVC-Anforderungen zu verstehen. Viele Banken befinden sich jedoch noch in einem frühen Stadium der Analyse und Bewertung.
Welche Herausforderungen sehen Banken?
Unsere Umfrage zeigt deutlich: Die Institute stehen vor einem breiten Spektrum an Handlungsfeldern, die strategisch adressiert werden müssen. Fünf Themen stechen besonders hervor:
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Datenqualität und Validierung
Die größte Baustelle wird in der Datenqualität gesehen. Banken müssen sicherstellen, dass ihre Bewertungsdaten konsistent, vollständig und plausibel sind – idealerweise automatisiert. Regelmäßige Validierungsprozesse, Überleitungen und technische Checks sind dafür unverzichtbar.
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Ressourcenzuweisung
Die Umsetzung der EoVC-Vorgaben ist ressourcenintensiv. 75 Prozent der befragten Banken planen Investitionen in ihre Dateninfrastruktur, 70 Prozent in Governance-Strukturen und 40 % in neue Technologien. Dafür ist ein strukturierter Projektplan mit klaren Prioritäten wichtig.
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IT-Systeme und Infrastruktur
Die bestehende IT-Landschaft vieler Banken ist nicht auf die parallele Berichterstattung nach VDS 2020 und den neuen EoVC-Anforderungen ausgelegt. Die Systeme müssen erweitert und integriert werden – besonders im Zusammenspiel mit regulatorischen Berichten wie FINREP, COREP und AnaCredit. Die Komplexität liegt dabei nicht nur in der technischen Umsetzung, sondern auch in der Abstimmung zwischen verschiedenen Datenquellen und Fachbereichen.
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Cybersecurity und Zugriffsschutz
Die EoVC-Anforderungen betreffen hochsensible Informationen, darunter Geschäftsstrategien, Planungsrechnungen, wettbewerbsrelevante Preisinformationen oder Kundennamen. Eine frühzeitige Abstimmung mit dem SRB zu Infrastruktur und Sicherheitsstandards ist dringend erforderlich, da das DRR höchsten Anforderungen an Zugriffsschutz und Datenintegrität erfüllen muss.
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Organisatorische Komplexität
Da die EoVC eine Vielzahl von Bereichen betreffen, ist eine enge Abstimmung unerlässlich. 80 % der Banken haben laut Umfrage bereits eine führende Abteilung für das EoVC-Programm benannt – ein wichtiger Schritt für die interne Steuerung und Governance.
Sanierungs- und Abwicklungsplanung
Die EU-weiten Vorgaben zielen auf die Steigerung der Widerstandsfähigkeit von Finanzdienstleistern und auf eine effektive Krisenbewältigung.
Jetzt mehr erfahrenWie gelingt eine erfolgreiche Umsetzung?
Eine erfolgreiche Umsetzung erfordert mehr als technische Anpassungen:
- Tiefes Verständnis der Anforderungen Unabhängiger Bewerter und regulatorischer Erwartungen
- Frühzeitige Priorisierung und belastbares Projektvorgehen
- Benchmarking mit anderen Instituten
- Integration von Erfahrungen aus echten Bewertungsfällen
- Einsatz moderner Tools zur Automatisierung und Konsistenz
Dabei sollten die folgenden Handlungsfelder berücksichtigt werden:
Lücken erkennen und priorisieren: Gap-Analyse und Roadmap
Eine fundierte Gap-Analyse bildet die Grundlage für eine realistische Roadmap bis 2028. Wichtig sind sowohl technische als auch organisatorische Aspekte – etwa die Fähigkeit zur parallelen Berichterstattung, die Verfügbarkeit belastbarer Daten und die Integration bestehender regulatorischer Anforderungen.
Governance: Wer steuert das Programm – und wie gelingt Zusammenarbeit?
Die Verantwortung für das EoVC-Programm liegt häufig bei Finanzen oder Risk. Interdisziplinäre Steuerungsgremien, klar definierte Rollen und regelmäßige Abstimmungen helfen, Silostrukturen zu vermeiden und die Umsetzung zu koordinieren.
Technologie gezielt einsetzen: Was leisten externe Lösungen?
Rund 60 % der Banken planen den Einsatz externer Softwarelösungen für Datenaggregation, Validierung, Szenario-Modellierung und Dokumentation. Investitionen fließen vor allem in die Erweiterung der Dateninfrastruktur und die Etablierung stabiler Governance-Prozesse. Wichtig ist, dass die Lösungen flexibel genug für einen Einsatz unter Stressbedingungen sind.
Valuation Playbooks: Was gehört hinein – und wie werden sie einsatzfähig?
Ein Valuation Playbook ist weit mehr als ein regulatorisches Dokument – es ist ein operatives Handbuch für den Ernstfall. Es sollte klare Bewertungsansätze, Experteneinschätzungen, Zuständigkeiten, Datenerfordernisse, Eskalationspfade und Kommunikationsprozesse enthalten. Regelmäßige Tests und Dry-Runs sind essenziell, um die Einsatzfähigkeit sicherzustellen.
Frühzeitiger Dialog: Wie gelingt die Abstimmung mit dem SRB?
Der SRB empfiehlt, bereits in der Design- und Implementierungsphase den Dialog zu suchen – etwa über bilaterale Gespräche, Workshops oder schriftliche Rückfragen. Ziel ist es, Anforderungen und Interpretationsspielräume frühzeitig zu klären sowie potenzielle Risiken zu minimieren.
Die Pflicht als Chance?
Die EoVC können als weit mehr als eine regulatorische Pflichtübung verstanden werden.
Das Valuation Data Set eröffnet einen bislang unerreichten Einblick in das eigene Geschäft. Auf dieser Basis und mittels interaktiver Dashboards können Banken Werttreiber, Potenziale und Risiken gezielt analysieren. Ein systematischer Valuation Data Index kann zudem außerhalb der Abwicklungsplanung genutzt werden – etwa für strategische Analysen, Transaktionsprozesse oder die Bewertung von Beteiligungen.
Die Valuation Playbooks bieten eine fundierte Einschätzung von Stärken, Schwächen und Optimierungspotenzialen verschiedener Portfolios und Geschäftsbereiche, beispielsweise für die Kapitalallokation oder Risikosteuerung. Die technische Umsetzung des Data Repository for Resolution kann Impulse für die Modernisierung der Dateninfrastruktur liefern.
Darüber hinaus sollten Banken im Rahmen der EoVC-Umsetzung ihre bestehende Projekt- und Datenlandschaft gezielt auf Redundanzen prüfen und diese konsequent beseitigen.
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