Wie digitale Assets das Treasury in der Bank verändern werden

Digitale Assets und Treasury

Schon bald sind Echtzeit-Liquidität und ein 24/7-Settlement keine Zukunftsmusik mehr.

Keyfacts:

  • Digitale Assets und die Distributed-Ledger-Technologie (DLT) verändern das Treasury: Schon bald sind Echtzeit-Liquidität und ein 24/7-Settlement keine Zukunftsmusik mehr.
  • Erste skalierbare Marktinfrastrukturen stehen kurz vor dem Start.
  • Jetzt ist der Moment, strategisch und operativ die Weichen zu stellen.

Ob wir die Nachrichten lesen oder jüngst auf der SIBOS in Frankfurt den vielen anwesenden Marktteilnehmern zugehört haben: Klar ist: Digitale Assets und digitale Marktinfrastrukturen sind nicht mehr aufzuhalten. Sie kommen, und Banken müssen sich mit ihnen auseinandersetzen, weil Kunden es wollen.

Viele Banken bereiten sich bereits systematisch auf die Veränderungen vor. Auch für das Treasury ergeben sich tiefgreifende Neuerungen: Settlement-Prozesse, Liquiditätssteuerung, Collateral Management und Funding werden sich verändern.

Digitales Geld wird praxistauglich: Neuerungen im Liquiditätsmanagement

Digitale Assets und tokenisierte Wertpapiere gewinnen an Reife, digitale Geldformen – von Stablecoins bis hin zu Central Bank Digital Currencies – werden zunehmend praxistauglich.

Für das Treasury bedeutet das: schnellere Abwicklung, höhere Volatilität, automatisierte Abläufe und neue Möglichkeiten im Liquiditätsmanagement. Die Entwicklung verläuft evolutionär, nicht disruptiv.

Die entscheidende Frage lautet, wann der Durchbruch von Proof-of-Concepts zu skalierbaren Marktstrukturen gelingt. Unsere Einschätzung dazu: In den nächsten fünf bis zehn Jahren werden digitale Kapitalmärkte Realität. Aber schon jetzt sind zentrale Katalysatoren sichtbar.

DLT-basierter Kapitalmarkt

Eine Analyse des Reifegrades anhand der ersten beiden Blockchain-basierten digitalen Anleihen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).

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Tokenisierung und Marktinfrastrukturen: Die Transformation beschleunigt sich

Mehrere große Trends und Projekte im Markt zeigen auf, dass sich die Entwicklung beschleunigt:

  • Pontes (ab der zweiten Hälfte 2026): Die europäische DLT-Infrastruktur der Europäischen Zentralbank (EZB) ermöglicht erstmals das Settlement von tokenisierten Finanzinstrumenten in Zentralbankgeld.
  • Regulated Layer One (RL1): Eine Initiative von zehn führenden europäischen Banken, die gemeinsam ein reguliertes, marktneutrales DLT-Netzwerk für den europäischen Kapitalmarkt aufbauen und dafür eine europäische Genossenschaft gründen. Ziel ist es, eine gemeinsame, interoperable Infrastruktur zu schaffen, die Wertpapier-, Cash- und Collateral-Token in einem regulierten Rahmen integriert.
  • Stablecoins und Commercial Bank Money Tokens (CBMT): Sie werden zunehmend als Settlement-Instrumente eingesetzt – auch außerhalb des Krypto-Segments.
  • Regulatorische Klarheit: Mit der Markets in Crypto Assets Regulation (MiCAR), dem DLT-Pilot Regime und neuen Leitplanken für E-Geld-Token entsteht ein verlässlicher Rahmen.
  • Und mit 21X steht der erste vollständig regulierte multilaterale Sekundärmarkt für tokenisierte Wertpapiere in Europa zur Verfügung.

Diese Entwicklungen markieren den Übergang von der Experimentierphase zu einem strukturierten Aufbau realer Marktinfrastrukturen.

Wie Finanzinstitute ihr Treasury Management widerstandsfähig aufstellen

Finanzunternehmen sehen sich heute mit komplexen und vernetzten Risiken konfrontiert – das wirkt sich auch auf das Treasury aus. Neben den täglichen Abläufen gehören auch die Grundlagen des Treasury Managements auf den Prüfstand.

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Eine Analogie für den digitalen Kapitalmarkt: Von der Elektromobilität lernen

Uns erinnert der Weg hin zu einem digitalen Kapitalmarkt stark an die Entwicklung der Elektromobilität: Auch hier waren Technologie und erste Prototypen früh vorhanden – Elektromotoren und Fahrzeuge gab es bereits vor über einem Jahrhundert.

Der breite Marktdurchbruch kam jedoch erst, als gemeinsame Standards, flächendeckende Ladeinfrastrukturen und eine leistungsfähige Zuliefererindustrie entstanden waren. Genauso entsteht auch im Bereich digitaler Finanzmärkte erst jetzt das notwendige Infrastruktur- und Ökosystem-Fundament: gemeinsame Settlement-Lösungen, Marktinfrastrukturen und regulatorische Rahmenbedingungen. Erst mit dieser Basis kann die Technologie nun ihr volles Potenzial entfalten.

Grundlegende Veränderungen im Treasury: Warum Handeln jetzt entscheidend ist

Für die Treasury-Funktionen bedeutet das: Die Produktlandschaft bleibt weitgehend gleich, aber Abwicklung, Steuerung und Transparenz verändern sich grundlegend. Real-Time-Liquidität, 24/7-Operations und automatisiertes Collateral Management werden neue Standards. Vor dem Hintergrund langer Investitionszyklen in der Finanzindustrie (mehr als zehn Jahre) – insbesondere in der IT-Infrastruktur – ist eine Antizipation dieser Veränderung entscheidend.

So sind batch-basierte Prozesse und eine Overnight-Verarbeitung – die heute noch vielfach den Standard darstellen – zu vermeiden beziehungsweise die Flexibilität für eine zukünftige Verarbeitung in Echtzeit ist in IT-Systemen und Prozessen bereits heute zu berücksichtigen. Und deshalb ist es wichtig, schon jetzt aktiv zu werden. Wir empfehlen fünf Maßnahmen:

  1. Strategische Ausrichtung – Treasury-Strategie mit der Digital-Asset-Strategie der Bank verzahnen
  2. Frühzeitige Vorbereitung auf Echtzeitverarbeitung – Bei IT-Infrastruktur- und Prozessentscheidungen bereits heute 24/7 Operations und Real-Time-Verarbeitung antizipieren
  3.  Pilotprojekte starten – Tokenisierte Bonds oder Intragroup-Payments als Lernfeld nutzen
  4. Technologische und regulatorische Fähigkeiten aufbauen – DLT, Custody und Key Management Systeme sowie Compliance Readiness vorbereiten
  5. Ökosystem-Engagement – Mit Marktinitiativen wie Pontes oder RL1 frühzeitig vernetzen

In Know-how und Pilotprojekte investieren: Der Weg für das Treasury bis 2030

Bis 2026 entsteht mit Pontes die Grundlage für ein tokenisiertes Settlement in Zentralbankgeld.
Mit RL1 und weiteren europäischen Initiativen wächst gleichzeitig ein reguliertes, interoperables DLT-Ökosystem heran, das künftig auch Treasury-Funktionen nahtlos integrieren kann.

Bis 2030 werden Interoperabilität, Standardisierung und regulatorische Leitplanken dafür sorgen, dass digitale Assets flächendeckend im Treasury-Alltag ankommen. Der Wandel drückt sich weniger als ein Umbruch aus – es geht vielmehr um eine gezielte Vorbereitung auf neue Marktbedingungen.

Treasury-Bereiche, die jetzt investieren – in Know-how, Prozesse und Piloten –, sichern sich einen Vorsprung, wenn die Skalierung einsetzt. Oder, wie man auf der SIBOS hören konnte – es gilt, keine Zeit zu verlieren: “The future of Treasury will be digital – but the groundwork starts today.”