Banken brechen auf in die Krypto-Zukunft
Banken starten in die Krypto-Zukunft
Mit der MiCAR entsteht der größte regulierte Kryptomarkt – erste Institute sind schon da.
Keyfacts:
- Die MiCAR läutet eine neue Ära ein. Sie lässt in Europa den größten adressierbaren und regulierten Kryptomarkt der Welt entstehen.
- Gerade im Retailgeschäft ist in den kommenden Jahren mit einer hohen Dynamik und einer stark steigenden Nachfrage nach Kryptoinvestments zu rechnen.
- Der Markt erlebt aktuell einen Wendepunkt – die ersten Institute haben Angebote lanciert.
Bahnbrechend, wegweisend, revolutionär: Der Stellenwert der EU-Verordnung Markets in Crypto Assets Regulation (MiCAR) ist für Banken kaum zu überschätzen. Denn mit Blick auf Handel und Verwahrung von Krypto-Assets läutet die Verordnung eine neue Ära ein.
Wir finden: Sie ist nicht einfach eine weitere Regulierung unter vielen. Sie gehört nach unserem Dafürhalten zu den Regularien, die im Finanzsektor nur alle zehn Jahre vorkommen. In ihrer Tragweite ist sie mit der MiFID vergleichbar: Sie greift tief in die Marktstrukturen ein und eröffnet den Marktteilnehmern völlig neue Perspektiven. Sie wird sich daher als ein echter Game Changer erweisen.
Ende Dezember wird die MiCAR wohl endgültig in Kraft sein. Die Umsetzung in deutsches Recht läuft längst. Auch deshalb häufen sich in den vergangenen Wochen die Meldungen über neue Partnerschaften, Plattformprojekte, tokenisierte Wertpapiere und Handelsangebote.
Kryptoinvestments werden salonfähig – gerade im Retailmarkt
Denn mit der MiCAR entsteht in der EU, mit ihren rund 450 Millionen Bürgerinnen und Bürgern und einem Bruttoinlandsprodukt von knapp 17 Billionen Euro, der größte adressierbare, regulierte Kryptomarkt der Welt. Weder in den USA noch in Asien gibt es auch nur annähernd vergleichbare Strukturen. Für Finanzdienstleister in der EU eröffnen sich damit vielfältige Chancen, Vorreiterrollen beim Angebot von Kryptoinvestments und bei der (Weiter-)Entwicklung entsprechender Technologien und Geschäftsmodelle einzunehmen.
Außerdem sorgt die MiCAR dafür, dass der Handel mit Kryptowerten in der EU salonfähig wird. Mit dem einheitlichen regulatorischen Rahmen wird das Vertrauen der Marktakteure nachhaltig gestärkt. Gerade Privatanleger, die Kryptoinvestments bisher reserviert gegenüberstanden, werden ihre Einschätzung und Wahrnehmung hinsichtlich der Seriosität und Legitimität als Anlageklasse verändern. Kurz gesagt: Mit dem Inkrafttreten der MiCAR kommen Kryptoinvestments in der breiten Masse der Anleger an.
Bei Jüngeren beliebter als Aktien: Das Interesse von Privatanlegern steigt
Welches Potenzial allein im deutschen Retailmarkt steckt, machen folgende Zahlen deutlich: 20 Prozent aller 18- bis 64-jährigen Deutschen haben laut dem Global Consumer Survey von Statista in Aktien und ETFs investiert. In Kryptoassets sind es bereits 13 Prozent.
Da viele Anleger aufgrund der noch bestehenden rechtlichen Unsicherheiten vor einer Investition in Kryptowerte zurückschrecken, ist davon auszugehen, dass mit der MiCAR der Anteil der Privatanleger, die in Kryptowerte investieren, in den kommenden Jahren (weiter) deutlich ansteigen wird – und damit einen ähnlich hohen Anteil wie bei Aktien und ETFs erreichen wird.
Bei den 18- bis 28-Jährigen sind Kryptoassets sogar bereits beliebter als Aktien und ETFs: 16 Prozent von ihnen haben in Kryptowerte investiert. Aktien und ETFs halten dagegen nur 14 Prozent. Wollen Banken jüngere Zielgruppen für sich gewinnen, ist das Angebot eines Wallets also bereits wichtiger als das eines Depots.
Auch eine KPMG-Befragung von mehr als 2400 Investierenden hat ergeben: Jüngere Anlegerinnen und Anleger stellen eher Rendite- als Risikoaspekte in den Vordergrund, wenn es um Krypto-Produkte geht – und sind der Anlageklasse gegenüber deutlich aufgeschlossener.
Kein Krypto-Angebot – in zwei Jahren ein Versäumnis: Jetzt MiCAR-Readiness herstellen
Wie hoch das Ertragspotenzial des Kryptoassetmarktes in der EU ist, lässt sich bislang nur grob abschätzen. Aber selbst konservative Berechnungen deuten auf ein Ertragspotenzial in Milliardenhöhe für den Retailmarkt hin. Um von diesem Ertragspotenzial zu profitieren, haben Banken die beste Ausgangsposition.
Denn auch das zeigt die KPMG-Umfrage zu „Digital Assets in Deutschland 2024“: Anleger legen bei Kryptowerten grundsätzlich hohen Wert auf Sicherheit und nutzen gern One-Stop-Angebote. Diese Bedürfnisse können Banken in der Regel besser erfüllen als andere Anbieter.
Banken sind daher gut beraten, möglichst bald MiCAR-Readiness herzustellen und eine klare Kryptoasset-Strategie zu definieren. Im Rahmen dieser Strategie ist grundlegend zu entscheiden, welche Produkte und Services welchen Zielgruppen angeboten werden sollen und wie sich das Institut im Markt positionieren will.
Wir erleben jetzt einen wichtigen Wendepunkt im Markt
Eine der wichtigsten Entscheidungen ist dabei die Make-or-Buy-Frage: Eine Kooperation mit Plattformanbietern schafft Zugang zu technologischer Expertise und ermöglicht einen schnelleren Markteintritt. Andererseits steigt die Abhängigkeit von Dritten, und die Unsicherheiten und Risiken nehmen zu.
Wie auch immer die Entscheidungen ausfallen: Wir sind überzeugt, dass sich der Markt aktuell an einem bedeutenden Wendepunkt befindet. Heute muss der Vorstand einer Bank noch erklären, warum er Privatkunden Investments in Kryptowerte anbieten will. In zwei Jahren wird er wahrscheinlich erklären müssen, warum er es nicht tut.