Neustart mit vernetzten Produkten

Wie das Internet of Things helfen kann, die Folgen der Corona-Pandemie zu überwinden

1. Pandemien als Auslöser von Krisen: Die Folgen von Covid-19 werden lange spürbar sein

Das vermehrte lokale Auftreten der Covid-19-bedingten Krankheitsfälle und die damit verbundenen erforderlichen Eindämmungsmaßnahmen stellen viele Länder vor große Herausforderungen. Einschneidende Folgen des Coronavirus auf die Ökonomie und die Gesellschaft müssen kurzfristig gemindert und langfristig kompensiert bzw. überwunden werden.

Am Markt gibt es bereits eine Vielzahl an Produkt- und Serviceinnovationen, die den Neustart des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Miteinanders in einem veränderten Ökosystem unterstützen. Insbesondere durch die zunehmende Digitalisierung haben viele Unternehmen die Möglichkeit, mittels neuer Produkt- und Prozessinnovationen die Folgen von Pandemien zukünftig in den eigenen Betrieben und in der Gemeinschaft besser auszugleichen, den Folgen entgegen zu wirken.

In diesem Beitrag stellen wir daher (Digitalisierungs-)Ansätze vor, wie Betriebe und deren Produktinnovationen im Allgemeinen und vernetzte Produkte im Speziellen (insb. IoT) während Umbruchzeiten einen Mehrwert für die Gesellschaft generieren und in Zeiten einer Pandemie Umsätze von Unternehmen stabilisieren können. Dieser Blick soll Sie in dieser dynamischen Zeit inspirieren und aufzeigen, welch wertvollen Beitrag digitale Produkte im Umgang mit der Corona-Pandemie leisten können.

2. IoT und Vernetzung helfen, Krisen schnell zu überwinden

In der aktuellen Corona-Pandemie kann insbesondere die Innovationskraft des Internet of Things (IoT) einen wertvollen Beitrag zum Neustart in einem veränderten Ökosystem leisten. Die Ausstattung verschiedener Objekte, Alltagsgegenstände oder Maschinen mit Prozessoren und Sensoren sowie die Anbindung aller Einheiten an das Internet ermöglicht Steuerung und Interaktion ohne direkten menschlichen Kontakt. Aufgrund dieser Vernetzung zwischen „intelligenten“ Gegenständen können beispielsweise Live-Daten erhoben und genutzt werden, um unmittelbar auf Veränderungen reagieren zu können. Die Internetverbindung ermöglicht es den smarten Geräten, auch ohne unmittelbare menschliche Steuerung selbstständig zu agieren, sich Situationen anzupassen und auf bestimmte Szenarien zu reagieren.

Daraus resultierende Anwendungsmöglichkeiten unterstützen den Neustart, da durch vernetze Produkte a. Kontaktverfolgung ermöglicht, b. Kontaktreduktion verbessert und c. Kontaktregeln & Hygienemaßnahmen in unserem neuen Ökosystem umgesetzt werden können.

a. Kontaktverfolgung

Um die Erregerausbreitung während einer Epidemie/Pandemie zu verlangsamen, ist es von hoher Bedeutung, Kontaktpunkte potenzieller Infizierter mit anderen Personen ermitteln zu können. Denn nur so kann das wirtschaftliche Geschehen und das öffentliche Leben neu gestartet werden, ohne eine unkontrollierte Ausbreitung des Erregers zu riskieren.

IoT-basiertes Tracking von Kontaktpunkten

Um Infektionsketten nachverfolgbar zu machen und unterbrechen zu können, wird ein umfassendes Kontakt-Tracking benötigt. Aufgrund der hohen Anzahl von Kontaktpunkten bei jedem Individuum kann sein solches nur mit technischen Hilfsmitteln realisiert werden.

Die standardmäßige Verwendung von Smartphones und Wearables ermöglicht es beispielsweise, mithilfe des Internet of Things eine Trackinglösung als App umzusetzen. Nach Installation einer derartigen App ist es möglich, mittels der Bluetooth-Technik Kontaktpunkte zwischen Bürgern (Unterschreitung des Mindestabstands vorausgesetzt) automatisiert zu erfassen und mit einer anonymen ID abzuspeichern. Sollte ein App-Nutzer positiv auf einen Infektionserreger getestet werden oder erkranken, können basierend auf der Tracking-App des Nutzers die vergangenen Kontaktpunkte identifiziert und so die Infektionskette nachverfolgt werden. Die dezentrale Datenspeicherung auf den individuellen Endgeräten ist darüber hinaus ein gutes Beispiel dafür, dass vernetzte Produkte nicht nur datenschutzkonform sind, sondern neue Formen der anonymisierten Datenerfassung ermöglichen.

b. Kontaktreduktion

Jede Form der Kontaktreduktion kann positive Effekte auf die Eindämmung der SARS-CoV-2Pandemie haben. Vernetzte Produkte unterstützen den derzeitigen Neustart, da sie neue Anwendungsfälle der kontaktreduzierten menschlichen Interaktion ermöglichen. Dadurch sind ökonomische Tätigkeiten wieder zulässig, die ohne Automatisierung und Fernsteuerung aufgrund des hohen kontaktbedingten Infektionsrisikos nicht vertretbar wären.

Visitenroboter zur Kontaktreduzierung in Arztpraxen

Ein gutes Beispiel zur Kontaktreduzierung durch Fernsteuerung und digitaler Kommunikation stellt der Einsatz von Visitenrobotern dar. Visitenroboter werden bereits vereinzelt in Arztpraxen und Kliniken eingesetzt, um Kontrollbesuche und persönliche Kontaktpunkte zwischen Arzt und Patient zu reduzieren. Die Vernetzung mit IoT-Wearables der Patienten zur (KI-basierten) Auswertung einiger Vitaldaten des Trägers ist dabei nur ein möglicher Erweiterungsansatz zur Reduzierung des kontaktbedingten Infektionsrisikos und bietet parallel die Chance für effizientere/genauere Diagnosen.

Weitere Einsatzgebiete von Robotern

Ob Medikamente ausliefern, desinfizieren oder Patientendaten zusammenstellen, die Einsatzgebiete vernetzter Roboter sind vielfältig. In einem chinesischen Einkaufszentrum erinnern beispielsweise Roboter Passanten daran, Masken zu tragen. Auch der Einsatz von Robotern zur Aufklärung über aktuelle Kontaktbeschränkungen und Hygieneregelungen ist möglich.

SmartHomeLösung zur Kontaktreduktion zu Angehörigen (Risikogruppen)

Care & Security beschreibt Connected Home Lösungen zur Reduktion von Kontakten zu älteren oder kranken Personen. Vernetzte Geräte mit kleinen Sensoren übermitteln automatisiert (und verschlüsselt) Informationen an zuvor definierte User, die es anschließend mit Hilfe einer App oder SMS ermöglichen, Rückschlüsse auf das Geschehen in einer Wohnung ziehen zu können. Mithilfe derartiger IoT-Lösungen können Helfer beispielsweise überprüfen, ob pflegebedürftige Angehörige das Bett (oder die Wohnung) verlassen haben, Hilfe im Sanitärbereich benötigen oder Küchengeräte eingeschaltet sind. Diese SmartHomeLösungen vereinfachen nicht nur die Betreuung von Angehörigen, sondern ermöglichen die Verkleinerung des involvierten Pflegenetzwerkes und reduzieren dadurch das allgemeine Ansteckungsrisiko.

Identifikation von Coronavirus-Symptomen basierend auf Gesundheitsdaten aus IoT Wearables

Auch bestehende IoTProdukte können um zusätzliche Anwendungsfälle erweitert werden, um beispielsweise situationsbedingt den Anwendern Empfehlungen zur Kontaktreduktion zu geben. Ein Hersteller von IoTArmbändern und vernetzten Ringen testet derzeit beispielsweise, ob die erfassten Gesundheitsdaten zur automatisierten Identifikation von Coronavirus-Symptomen verwendet werden können. Anwender, die ggf. geringe Symptome nicht unmittelbar spüren, können so mittels IoT gewarnt und zu einer erhöhten Kontaktreduktion angehalten werden.

c. Kontaktregelungen und Hygienemaßnahmen

Zur Überwindung der Krise haben sich eine Vielzahl neuer Kontakt- und Hygieneregeln, wie das Einhalten eines Mindestabstandes zueinander und das regelmäßige Handewäschen, etabliert. Dadurch kann das Ansteckungsrisiko bei geregelten Kontakten minimiert werden und so zu der Eindämmung der Pandemie beitragen.

Smarte IoTDashButtons für eine schnelle Reaktion auf Reinigungswarnungen

Ein kanadisches Krankenhaus hat bereits damit begonnen, sogenannte IoTDashButtons in Gebäuden anzubringen, um eine schnellere Reaktion auf einen Reinigungsbedarf zu ermöglichen. Diese kleinen Sendeeinheiten sollen betätigt werden, wenn kurzfristig Reinigungsfachkräfte benötigt werden, um neu auftretende Verschmutzungen oder Hygienemissstände zu beseitigen. Die kabellosen DashButtons sind mit einer Telekommunikationslösung (z. B. WLAN oder 5G) und einer Batterie zur Energieversorgung ausgestattet. Nach Betätigung des IoTButtons wird automatisiert ein Signal an das lokale Reinigungspersonal übermittelt. Neben einer bedarfsgerechten Reinigung werden zudem Daten erhoben, die Prognosen zum zukünftigen Reinigungsbedarf ermöglichen. Die reduzierte Reaktionszeit auf Hygienemissstände und der verbesserte Ressourceneinsatz kann daher den Hygienestandard am Einsatzort maßgeblich verbessern.

Vernetzte Infrarot-Sensoren in Waschräumen / Vernetzte Seifen- und Papierspender

Eine weitere Möglichkeit zur Erhöhung der Hygiene stellt die Digitalisierung von Waschräumen dar. Die Installation vernetzter Sensoren in Seifen- und Papierspendern gewährleistet beispielsweise eine bedarfsorientierte Befüllung. Die Kombination von Sensoren mit lokalen Displays ermöglicht es zudem, die Dauer einer Handwäsche zu ermitteln und ggf. durch ein visuelles/akustisches Signal auf die Gefahr einer frühzeitig abgebrochenen Handwäsche hinzuweisen. Durch Methoden zur Verhaltenssteuerung (z. B. Gamification) können Anwender dahingehend motiviert werden, die gewünschten Hygienemaßnahmen einzuhalten.

Putzroboter zur Desinfektion

Ein Hersteller aus Dänemark hat bereits Desinfektionsroboter entwickelt, die sich selbstständig in Krankenhäusern und auf Straßen bewegen, und dabei mit ultraviolettem Licht Bakterien sowie Viren abtöten. Die verbesserte Hygiene senkt die Ansteckungsrisiken bei geregeltem Kontakt und begünstigt dadurch eine Lockerung möglicher Ausgangsbeschränkungen.

3. Kundenzentrierung und Time to Market – Wenn passgenaue Use Cases und Zeit entscheidende Faktoren werden

Vernetzte Produkte fördern den Neustart des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Miteinander insbesondere dann, wenn Unternehmen sich auf die Erhöhung des Kundennutzens konzentrieren sowie die Zeitspanne zwischen der ersten Produktvision bis hin zum umfänglichen Vertrieb einer Produktinnovation so weit wie möglich reduzieren.

In dem derzeit veränderten Ökosystem sind Kunden noch besser informiert, haben höhere Erwartungen und legen mehr Wert auf das Kundenerlebnis als je zuvor. Folglich ist es umso wichtiger, Daten zu den Interaktionen des Kunden mit den jeweiligen IoT-Produkten zu analysieren und dadurch die Potenziale eines werthaltigen Kundennutzens zu heben. Dafür ist es essenziell, nicht nur die Produktentwicklung auf Basis des Kundenlebenszyklus von Anfang bis Ende zu orchestrieren, sondern auch seine Kunden sowie deren Bedürfnisse zu kennen, zu verstehen und in den Fokus zu rücken. Insbesondere bei der initialen Produktentwicklung stehen Unternehmen oft vor der Herausforderung, dass eine bereichsübergreifende Abstimmung des Produktdesigns und der Optimierung der Prototypen viel Zeit in Anspruch nimmt. Hier empfehlen wir Unternehmen unter anderem, bewährte Konzepte wie Design Thinking in der Konzeptionsphase sowie das Fast-Prototyping zur ersten Produktentwicklung zu verwenden. Zur Berücksichtigung rechtlicher, steuerlicher oder auch regulatorischer Aspekte sollten Experten mit entsprechender Erfahrung im IoT-Umfeld frühzeitig miteinbezogen werden. Zusätzlich drohen weitere Verzögerungen, wenn es zum großvolumigen Rollout kommen soll. Hier bietet beispielsweise eine schnelle und zielgerichtete Auswahl der richtigen IoT-Konnektivitätslösung die Chance, Komplexität frühzeitig zu reduzieren und Kosten im Rahmen der sogenannten Total-Cost-of-Ownership leichter zu planen.

Die Notwendigkeit, zu vernetzen und seine Kunden noch besser kennenzulernen, wird zukünftig eher zu- als abnehmen. Für eine solide Basis an unterschiedlichen Handlungsoptionen raten wir Unternehmen, frühzeitig mit der Entwicklung von vernetzten Produkten und Services zu starten und das Mindset zielgerichtet auf kundenzentrierte, agile Entwicklungsansätze auszurichten.

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Das Internet der Dinge, Data & Analytics, Künstliche Intelligenz, Robotics begegnet uns heute überall, sei es zuhause, bei der Arbeit oder beim Online-Shopping. Technologie ist zum festen Bestandteil unseres Lebens geworden – und auch der Customer Experience. Nahezu sämtliche Unternehmensbereiche und Branchen können von der fortschreitenden Digitalisierung, Virtualisierung und Vernetzung profitieren: die Prozesse werden digitaler und damit schneller und schlanker, der Aufwand für den Nutzer sinkt und die Customer Journey wird besser. Entscheidend dabei ist der Einsatz der passenden Tools an der richtigen Stelle. Nur eine gut durchdachte Implementierung der Technologie, generiert einen Mehrwert sowohl für Unternehmen als auch für deren Kunden.

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