Nachhaltigkeitsaspekte der MiCAR: Transparenz schaffen als erster Schritt

Die Nachhaltigkeitsaspekte der MiCAR

Anbieter von Krypto-Assets müssen ab 2025 umfassende Offenlegungspflichten erfüllen.

Keyfacts:

  • Die MiCAR legt auch Nachhaltigkeitsaspekte für Krypto-Assets fest.
  • Vor allem Offenlegungspflichten müssen Anbieter von Krypto-Assets ab dem 1. Januar 2025 beachten.
  • Methodisch besonders herausfordernd ist dabei die Pflicht, Angaben über die genutzte Energie zu machen.

    Mit der Markets in Crypto-Assets Regulation (MiCAR ) entsteht der weltweit größte regulierte Kryptomarkt. Die Verordnung liefert den Rahmen für den Handel und die Ausgabe von Krypto-Assets in der Europäischen Union – und sie schafft rechtliche Klarheit und Schutz für Investoren. Doch was bringt sie mit Blick auf Nachhaltigkeitsaspekte?

    Mit Blick auf Nachhaltigkeit müssen Anbieter von Kryptowährungen oder Dienstleistungen in Zusammenhang mit Kryptowährungen vom 1. Januar 2025 an Offenlegungspflichten erfüllen. Das bedeutet, Emittenten müssen ein sogenanntes Whitepaper erstellen und Investoren zugänglich machen.

    Das Whitepaper – der Wertpapierprospekt für Krypto-Assets

    Das Whitepaper lässt sich mit einem Wertpapierprospekt vergleichen und umfasst Informationen zu den Rechten und Risiken der Anlage. Grundsätzlich muss es für sämtliche Kryptowährungen erstellt werden.

    Die Pflicht dafür liegt primär beim Herausgeber der Kryptowährung. Wenn das Krypto-Asset jedoch auf Initiative einer Handelsplattform zugelassen wird, entfällt die Pflicht nicht, sondern geht auf die Handelsplattform über – auch die Plattformen müssen sich also mit den Offenlegungspflichten der MiCAR befassen.

    Ein öffentliches Angebot von Kryptowährungen ohne Whitepaper ist nur in bestimmten Konstellationen möglich:

    • Die Kryptowährung wird weniger als 150 natürlichen Personen pro Mitgliedstaat angeboten.
    • Der gesamte Gegenwert des Angebots ist innerhalb von zwölf Monaten niedriger als eine Million Euro.
    • Die Kryptowährung wird ausschließlich qualifizierten Investoren angeboten und kann auch nur von diesen gehalten werden.

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    Nachhaltigkeitsanforderungen an Kryptowährungen nach der MiCAR

    Konkret müssen aus Nachhaltigkeitsperspektive die wichtigsten nachteiligen Auswirkungen auf Umweltaspekte, insbesondere in Bezug auf den verwendeten Konsensmechanismus, adressiert werden.

    Ein Konsensmechanismus ist in der Welt der Kryptowährungen ein Verfahren, durch das alle Teilnehmer eines dezentralen Netzwerks Übereinstimmung darüber erzielen, welche Transaktionen gültig sind und somit in die Blockchain aufgenommen werden.

    So wird sichergestellt, dass trotz der Abwesenheit einer zentralen Autorität alle Kopien der verteilten Ledger konsistent und synchron bleiben. Bekannte Beispiele für Konsensmechanismen sind Proof of Work (PoW) und Proof of Stake (PoS).

    Standards für Nachhaltigkeitsindikatoren von Kryptowerten

    Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) hat in Zusammenarbeit mit der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) technische Standards für den Inhalt, die Methoden und die Darstellung der Nachhaltigkeitsindikatoren im Kryptowerte-Whitepaper erarbeitet.

    Im finalen Entwurf der Standards wird festgehalten, dass die absolute Menge genutzter Energie pro Jahr (anzugeben in Kilowattstunden pro Jahr, kWh/Jahr) offengelegt werden muss, die nötig ist, um Transaktionen zu validieren und das Hauptbuch aufrechtzuerhalten. Auch die Quellen und Methoden, die beim Errechnen der Energiemenge herangezogen wurden, sind auszuweisen.

    Energienutzung, Müll und Wasserverbrauch ausweisen

    Wird ein Schwellenwert in der Energienutzung von 500.000 kWh/Jahr überschritten, müssen zusätzliche Indikatoren offengelegt werden. Diese umfassen:

    • Anteil genutzter erneuerbarer Energien
    • Energie-Intensität (genutzte Energie pro validierte Transaktion)
    • Emissionen (gemäß der Klassifizierung des Greenhouse Gas Protocol) für die Validierung von Transaktionen und die Aufrechterhaltung des Hauptbuchs
    • Emissionsintensität (Emissionen pro validierte Transaktion)
    • Genutzte Quellen und Methodologien

    Weiter nennen die technischen Standards optionale Informationen, die als Ergänzung zu den Pflichtangaben angegeben werden können und Themen wie Wassernutzung oder den produzierten Müll adressieren. Eine Aktualisierung der Nachhaltigkeitsindikatoren muss bei wesentlichen Änderungen erfolgen, mindestens jedoch jährlich.

    Anforderungen der MiCAR: Bedeutender Schritt auch mit Blick auf Nachhaltigkeit

    Beim Blick auf diese Indikatoren lässt sich aus unserer Sicht festhalten: Aus Nachhaltigkeitsperspektive sind nur wenige Anforderungen der MiCAR verpflichtend. Seit dem ersten Entwurf der MiCAR wurde zum Beispiel die Zahl der offenzulegenden nachhaltigkeitsbezogenen Indikatoren reduziert. Die verbleibenden sind aber durchaus mit einigen Aufwänden verbunden.

    So ist die Menge der genutzten Energie zum Beispiel von vielen verschiedenen Faktoren abhängig und somit enorm schwierig zu beziffern. Marktteilnehmer sollten mit Blick auf das Datum der Erstveröffentlichung am 1. Januar 2025 sowie die Pflicht zur jährlichen Aktualisierung die bestehenden Prozesse und Methodiken schnellstmöglich und langfristig ausgelegt entwickeln, um andernfalls drohende Sanktionen zu vermeiden.

    Darüber hinaus hat die MiCAR beziehungsweise die ESMA in ihren technischen Standards durch die Einführung zusätzlicher und optionaler Anforderungen bereits einen Rahmen geschaffen, der das Potenzial hat, die Anforderungen an die Marktteilnehmer noch zu erweitern.

    Eine mögliche verpflichtende Offenlegung dieser Informationen wird in dem Dokument bereits mittelfristig in Aussicht gestellt, sofern diese das Nachhaltigkeitsbewusstsein der Anleger stärken.

    Analogie zu Nachhaltigkeitsbanken: Als Anbieter von Krypto-Assets jetzt positionieren

    Die von der MiCAR betroffenen Unternehmen müssen durch den regulatorischen Druck so schnell wie möglich damit beginnen, Nachhaltigkeitsaspekte in die Geschäftstätigkeit einzubeziehen und die notwendigen Daten zu sammeln. Dabei bieten sich den Unternehmen zwei Möglichkeiten: Entweder wählen sie einen möglichst effizienten Ansatz oder sie zielen darauf, eine möglichst breite Abdeckung der obligatorischen, zusätzlichen und optionalen Anforderungen zu erreichen.

    Aus unserer Sicht ist es für Anbieter von Krypto-Assets eine Chance, mittelfristige Anforderungen bereits heute umzusetzen und sich auf dem Weg als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit zu positionieren – ähnlich wie es spezialisierte Institute vor einigen Jahren im traditionellen Bankgeschäft getan haben.