AI Act oder ESG: Risikomanager sollten die Regulatorik kennen
Kenntnis der regulatorischen Landschaft: In Banken sind Kenntnisse der Regulatorik wohl eine Selbstverständlichkeit. Aber auch die Geschwindigkeit, mit der neue regulatorische Anforderungen auf die Fachbereiche der Banken zurollen, nimmt stetig zu. Das Studium von Leitlinien, Verordnungen und Gesetzen ist damit eine Grundvoraussetzung – aber auch hier kann Technologie helfen.
KI-Tools können regulatorische Vorgaben durchsuchen und Mitarbeitende dabei unterstützen, Anforderungen schneller zu verstehen. Gleichzeitig ergeben sich durch neue Technologien wiederum auch neue regulatorische Themen – etwa der EU AI Act oder der Digital Operational Resilience Act (DORA). Ständig weiterentwickelt werden auch die Vorgaben zu ESG-Risiken, wie die aktuellen Planungen für ein Omnibus-Paket zeigen.
Agilität und Anpassungsfähigkeit: In einer dynamischen Risikolandschaft ist Agilität gefragt: Mitarbeitende und ganze Teams müssen sich sowie ihre Strategien und Prozesse schnell an neue Herausforderungen anpassen können.
Ein Beispiel: In großen (IT-)Transformationsprojekten sind agile Elemente ein bedeutender Erfolgsfaktor. Daneben spielt Agilität auch im regulären Betrieb eine wichtige Rolle: So müssen oftmals neben der Standardrisikoberichterstattung zusätzlich neue Risikomethoden wie zum Beispiel CSRBB eingeführt und Risikosysteme und -prozesse für neue regulatorische Datensammlungen wie die IRRBB-Meldung im Rahmen des Common Reporting Framework (COREP) angepasst werden. All das erfordert neben der notwendigen Fachexpertise auch die Fähigkeit, in agilen Umgebungen zu arbeiten, um die oft engen Deadlines einzuhalten.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit und Kommunikationsfähigkeiten: Die Welt wird komplexer – und Banken auch. Risikomanager müssen ein ganzheitliches Risikobewusstsein im Unternehmen fördern und sicherstellen, dass alle relevanten Stakeholder eingebunden sind. Sie müssen dabei in kürzester Zeit zwischen Themen wechseln. Klare und präzise Formulierungen sind hier der Schlüssel – vor allem aber gilt es, die gleiche Sprache zu sprechen.
Der Fachbereich muss in der Lage sein, ein adäquates Anforderungsmanagement (Requirements Engineering) zu betreiben. Risikomanager mit technischen Fähigkeiten kennen ihre Anforderungen genau und wissen, wie sie diese in die Sprache der IT übertragen können. Das stiftet einen deutlichen Mehrwert für die Risikofunktion.
Personalstrategie und -entwicklung: Was Führungskräfte in Banken beachten sollten
In Zeiten des Fachkräftemangels stellt sich angesichts der zahlreichen Anforderungen an den idealen Risikomanager die große Frage: Woher sollen all diese Talente kommen? Es gibt eine Vielzahl von Studiengängen, die die genannten Fähigkeiten fördern: Statistik, Datenanalyse, Data Science, Informationstechnologie, Rechtswissenschaften, Wirtschaftsrecht, Betriebswirtschaft, Management, strategische Planung, Unternehmensethik oder künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen.
Viele Bewerbende bringen von der Universität gute Grundlagen mit. Und doch beginnt die Reise zum hochperformanten Risikomanager:innen dann erst. Eine der großen Herausforderungen besteht darin, die erlernten Fähigkeiten im Unternehmensumfeld einzusetzen. Möglichkeiten dazu bietet das Arbeiten in relevanten Projekten und exponierten Positionen. Was zählt, ist vor allem Erfahrung.
Schon direkt nach dem Berufseinstieg sollten neue Mitarbeitende im Tandem mit erfahrenen Teams in Best Practices eingewiesen werden. Ob es sich um Coding-Standards oder zielgruppengerechte Kommunikation handelt: Damit dabei nichts schiefgeht, stehen idealerweise erfahrene Mitarbeitende mit Rat und Tat zur Seite.
Neben der Arbeitserfahrung führt stetiges Lernen zum Ziel
Das Matching von Berufseinsteiger:innen mit erfahrenen Mitarbeitenden sollte bereits Bestandteil im Onboarding neuer Mitarbeitendenden sein. Voraussetzungen sind außerdem eine positive und offene Feedback- und Fehlerkultur, die Teams und einzelnen viel Selbstverantwortung ermöglicht.
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit der Weiterbildung in den entsprechenden Bereichen, beispielsweise durch spezialisierte Kurse, Seminare, Trainings und Workshops zu Kommunikation, Präsentationstechniken, Rhetorik, agilen Methoden, Change- Management, Teamarbeit, Zusammenarbeit und Integrität. Auch das Erlernen neuer Programmiersprachen oder Tools wie Excel, R und Python und das kontinuierliche Studium von Fachliteratur sind wichtig.
Begleitet werden sollte die Entwicklung on-the-job durch weitere Lernformate: Spezialisierte Anbieter bieten Plattformen für Online Learning, die in kleinen Einheiten relevante Inhalte zum Beispiel zu KI/ML-Algorithmen oder Data Analytics vermitteln und Mitarbeitenden so die Möglichkeit geben, Wissen schnell zu erwerben.
So lassen sich eigenständig unbekannte Gebiete wie Programmiersprachen erschließen oder vorhandene Fähigkeiten auf eine neue Stufe heben. Um die notwendigen technischen Skills in der Risikofunktion zu fördern, reichen bankweite Initiativen wie für das Prompt Engineering mit KI-Modellen aber nicht aus. Spezialisierte Lernpfade für besondere Skills müssen erarbeitet werden, um die Entwicklung bestehender und neuer Mitarbeitenden zu ermöglichen.
Es ist die Aufgabe der Verantwortlichen, Mitarbeitenden diese Angebote zu machen. Die Arbeit in der Risikofunktion wird davon profitieren, dass sowohl Datenanalyse-Skills als auch technologisches Verständnis, gepaart mit Agilität, interdisziplinärer Zusammenarbeit und guter Kommunikation, im Team vorhanden sind.
Wie Technologielösungen Risikomanager:innen in Banken heute unterstützen können, diskutieren wir am 6. Mai 2025 auf der ersten KPMG RiskTech-Konferenz. Neben Gästen aus der Finanzbranche erwarten wir in Frankfurt am Main Anbieter von innovativen Softwarelösungen. Details zur Konferenz finden Sie hier.