Stellen Sie sich eine Welt vor, in der Ihre Bedürfnisse nicht nur verstanden, sondern mit smarten, innovativen und auf Sie abgestimmten Lösungen adressiert werden. Eine Welt, die sich kontinuierlich verbessert und sich mit Ihnen weiterentwickelt; eine Welt, die Sie mit einer Handbewegung auf Ihrem mobilen Endgerät steuern können.
Stellen Sie sich vor, wie es wäre, wenn Sie Ihre Freizeit nicht mehr dafür opfern müssten, aufwendig die Preis- und Leistungsversprechen verschiedener Anbieter zu suchen und zu vergleichen.
In einer Welt zu leben, in der es nur einer Lösung bedarf, um alle Wünsche und Bedürfnisse eines Lebensbereichs (z. B. Mobilität, Wohnen, Freizeit) zu erfüllen. Eine Lösung, die alle Ihre Probleme behebt und das bei minimalem Aufwand. Vernetzte Geräte und Leistungen, die Ihr Leben erleichtern und im Hintergrund mühelos ungeliebte Tätigkeiten übernehmen, sodass Sie sich auf die wichtigen Dinge im Leben fokussieren können. Dabei behalten Sie Kosten und Leistungen transparent im Blick und können sie flexibel anpassen – eine wahrhaft kundenzentrierte Welt.
„Um sich an schnell ändernde Kundenbedürfnisse anpassen zu können, ist die Nähe zum Kunden unabdingbar.“ (Tom Lurtz)
In der Realität sieht das leider noch nicht so aus. Im B2C-Bereich herrschen komplexe Lieferketten mit diversen Intermediären vor. Jeder dieser Intermediäre bedeutet dabei einen Bruch in der Customer Journey, die Verwässerung des Markenversprechens und inkonsistente Kundenerfahrungen. Jedes zusätzliche Glied in der Lieferkette bedeutet außerdem zusätzliche Kosten, die schließlich die Kunden tragen. Die Intransparenz über Transaktionspreise innerhalb der Lieferkette führt zudem zum Verlust der Preiskontrolle sowie zu markeninternem Wettbewerb, was ein Preisversprechen seitens der Hersteller unmöglich macht. All diese Faktoren beeinträchtigen das Kundenerlebnis enorm und erschweren den Aufbau einer nachhaltigen Kundenbindung. Durch den fehlenden Kundenkontakt verpassen Hersteller außerdem die wertvolle Chance, mehr über ihre Nutzer und deren Verhalten zu lernen. Die tatsächlichen Schmerzpunkte der Endkunden bleiben somit ungelöst. Was bleibt ist der Aufwand, Services und Produkte – die eigentlich vernetzt miteinander funktionieren könnten – zu koordinieren.
Was hindert uns also daran, die Vision einer kundenzentrierten Welt in die Realität umzusetzen?
Die Digitalisierung bringt einen unheimlich großen Pool an Möglichkeiten mit sich, der allerdings von Unternehmen noch nicht voll ausgeschöpft wird. Die Realisierung dieses Potenzials versagt oft auf mehreren Ebenen. Häufig scheitert es schon an einer technologischen Basis. Viele Produkte und Services im Markt sind noch nicht smart und vernetzt genug, um die wertvollen Daten zu generieren, welche den Vorteil der Konnektivität letztendlich an die Endkunden weitergeben können. Unternehmen, welche zwar die technischen Voraussetzungen dafür besitzen, Daten aus der Nutzung ihrer Produkte zu sammeln, sind allerdings meist noch nicht in der Lage, daraus auch wertvolle Erkenntnisse abzuleiten– es fehlt schlicht und einfach an Knowhow. Daten schaffen dabei einerseits Erkenntnisse über die Interaktion von Kunden mit den Produkten und Services und andererseits über die Qualität der eigenen Prozesse. Ohne diese Einsichten gibt es weder einen Einblick in die aktuellen noch einen Ausblick auf zukünftige Kundenbedürfnisse. Die Aufarbeitung von fehlenden Kompetenzen und Kapazitäten im Bereich von vernetzten Produkten und Data Analytics ist daher zwingend notwendig.
Hinzu kommt die Herausforderung, traditionelle Wertschöpfungsketten umzugestalten. Es bedarf einer gewissen Kreativität und auch Mut, um über bestehende Lieferketten hinauszudenken. In vielen Industrien haben Intermediäre, wie zum Beispiel Händler in der Automobilbranche, einen großen Einfluss. Sie nehmen oftmals Schlüsselfunktionen im Kundenservice ein und halten die so wichtige Kundenbeziehung. Diese vitalen Beziehungen lassen einen Wechsel des Herstellers von einem B2C- auf ein Direct-to-Consumer-(D2C-)Modell schwer erscheinen.
Doch selbst wenn das Ziel der Kundenzentrierung klar ist, sind alle Anstrengungen vergebens, wenn das Unternehmen in sich selbst nicht vernetzt ist. Veraltete, unpassende IT-Strukturen, organisatorische Silos und fehlende bereichsübergreifende Zusammenarbeit sind oftmals das belastende Erbe, das Unternehmen dabei ausbremst, flexibel und schnell auf Veränderungen im Unternehmensumfeld zu reagieren. Die Umstellung auf eine kundenzentrierte Ausrichtung des Unternehmens endet so womöglich in einer Reihe unkoordinierter Bemühungen innerhalb der einzelnen Silos. Der Mehrwert für den Kunden bleibt dabei im Zweifelsfall aus.
Ohne eine solche Basis an Vernetzung und Datenkompetenz sind Business-Modelle, die kundenzentrierte Lösungen entwickeln, unvorstellbar.
Der Weg zu D2C führt über drei Kompetenzstufen, die Unternehmen auf- und kontinuierlich ausbauen müssen, um Kundenzentriertheit letztendlich leben zu können. Hersteller sollten sich dabei folgende Fragen stellen: Wer sind meine Kunden? Was sind ihre Schmerzpunkte? Welche Funktionen sind für sie relevant? Welche Kontaktpunkte kann ich kreieren? Welche Kanäle kann ich nutzen?