Die aktuelle politische und konjunkturelle Lage wirkt sich unmittelbar auf Investitionsentscheidungen von Familienunternehmen aus. Doch auch in einem unsicheren Umfeld mit hoher Inflation und gestiegenen Energie- und Materialkosten sind Investitionen nötig und immer auch Antworten auf wichtige Zukunftsfragen. Wer Geld für eine neue Maschine, neues Personal oder eine neue Technologie in die Hand nimmt, der stellt sein Unternehmen damit auch für die Zukunft auf.
Das gilt natürlich auch für Familienunternehmen, die in Deutschland den größten Teil der Ausbildungsplätze schaffen und wesentlich zur wirtschaftlichen Stabilität beitragen. Fit für die Zukunft zu sein, ist für diese Unternehmen ein essenzieller Wert.
Bankkredite bei Familienunternehmen beliebt
Wenn die Entscheidung für Investitionen gefällt worden ist, stellt sich die Frage der Finanzierung: Wie kann (abgesehen von Eigenkapital) neues externes Kapital erschlossen werden, ohne dass der Einfluss der Familiengesellschafter:innen verloren geht? Studien zeigen, dass insbesondere mittelständische Unternehmen weiterhin auf konservative Finanzierungsformen wie klassische Kredite (Bank- und Förderdarlehen) setzen. Andere Modelle, etwa das Einbeziehen strategischer Investoren, werden als wesentlich unattraktiver bewertet.
Kredit entspricht bodenständigem Naturell von Familienunternehmen
Es gibt gute Gründe für Unternehmen, auf die Finanzierung durch einen Bankkredit zu setzen. Es ist ein solides Finanzierungsmodell, das dem besonders bodenständigen Naturell vieler Familienunternehmen entspricht. Im Gegensatz zu einer Investorengruppe ist die Zahl der Ansprechpartner bei einer Bank deutlich kleiner und umfasst in der Regel vier bis fünf Personen.
Je nach Geschäftsbeziehung ist man mit den Bankberater:innen auch schon persönlich vertraut. Dieses persönliche Verhältnis ist ein weiterer Vorteil, der für einen Kredit bei einer Bank spricht. Bei kritischen Situationen ist der Draht zwischen den Beteiligten kurz und im Zweifel ist eine Bank bzw. dessen Berater:in daran interessiert, dass es dem Unternehmen gut geht und die Finanzierung weiter läuft.
Konsortialkreditvertrag kann Kontrolle der Familiengesellschafter stärken
Ein Schritt, um neues Kapital für die Finanzierung eines Familienunternehmens zu gewinnen, kann ein Konsortialkredit sein. Ein Unternehmen vereinbart dazu verschiedene Finanzierungsinstrumente (Betriebsmittelrahmen, Investitionskredite, tilgende und endfällige Darlehen) mit einer Vielzahl von Bankpartnern in einem Vertragswerk. Oft werden die dadurch anfallenden Infopflichten als Eingriff in die unternehmerische Führungsfreiheit gesehen. Dennoch schafft ein Konsortialkreditvertrag ein Rahmenwerk, um strategische Maßnahmen leichter zu realisieren.
Daneben entsteht für den Gesellschafter und die Geschäftsführung Transparenz über die Fremdfinanzierungsstruktur. Wer außerdem über die Marktgegebenheiten und die Verhandlungsspielräume der Finanzierungspartner Bescheid weiß, kann die Kontrollmöglichkeiten einer Bank auf ein akzeptables Maß reduzieren. Sofern ein familienfremdes Management die Unternehmung führt, bieten die im Konsortialkreditvertrag getroffenen Regelungen auch Leitplanken zur Orientierung für das Management. Der Konsortialkreditvertrag kann somit die Kontrolle für die nicht operativ tätigen Familiengesellschafter stärken.
Kapitalmarktfinanzierungen derzeit nur eingeschränkt verfügbar
Kapitalmarktfinanzierungen wie beispielweise die Begebung eines Bonds wurden aufgrund der erhöhten Veröffentlichungspflichten von Familienunternehmen in der Vergangenheit unterdurchschnittlich häufig genutzt. Die aktuell unsicheren Konjunkturaussichten lassen Kapitalmarkttransaktionen zudem schwieriger umsetzbar erscheinen. Daher rechne ich insbesondere im aktuellen Marktumfeld nicht mit einer überdurchschnittlich hohen Anzahl von Kapitalmarktfinanzierungen bei Familienunternehmen.
In Mut und Aufbruchstimmung investieren
In den vergangenen Jahren sind anstelle eines Kredits Schuldscheine zur Finanzierung immer beliebter geworden. Der Vorteil gegenüber einem Konsortialkredit: Die Laufzeiten sind länger, die Infopflichten geringer. Nachteile: Der Finanzierungspartner hat ein eigenständiges Kündigungsrecht und unterliegt keinem Mehrheitsvotum wie beim Konsortialkredit. Gerade in schwierigen Zeiten erhöht es die Komplexität, wenn Unternehmen mit 40 Schuldscheininvestoren einzeln zu verhandeln haben.
Der Schuldscheinmarkt zeigt sich – in Bezug auf das Emissionsvolumen – im laufenden Jahr aufgrund des unsicheren Marktumfelds etwas zurückhaltender im Vergleich zum Rekordjahr 2022, aber erfreut sich dessen ungeachtet bei Familienunternehmen grundsätzlich einer nachhaltigen Beliebtheit, so dass sich diese Finanzierungsform etabliert hat.
Egal, ob ein Unternehmen einen soliden Bankkredit, eine Schuldschein-Finanzierung oder einen Mix aus mehreren Varianten wählt: In jedem Fall ist es gut beraten, seinen Investitionswillen nach außen zu tragen. Unternehmen, die zeigen, dass sie Geld für etwas Neues in die Hand nehmen möchten, signalisieren Aufbruchstimmung und Mut. Und in diese beiden Dinge kann man gar nicht genug investieren.