In Krisenzeiten kann die Liquidität zum entscheidenden Faktor darüber werden, ob ein Unternehmen weiterhin bestehen wird oder nicht. Die wirtschaftlichen Entwicklungen rund um die Covid-19-Pandemie und der Russland-Ukraine-Krieg haben uns dies besonders deutlich spüren lassen.
Während der akuten Bedrohungen müssen schnell Entscheidungen getroffen werden. Viele Unternehmen beantragen externe finanzielle Unterstützung oder greifen intern auf Umstrukturierungen und Personalabbau zurück. Dabei geraten Alternativen zur kurzfristigen Liquiditätssteigerung in den Hintergrund.
Welche Möglichkeiten gibt es hier also und worauf sollten Unternehmen dabei achten?
Spät zahlen oder Skontogewährung nutzen?
Am schnellsten lässt sich eine kurzfristige Liquiditätssteigerung über die Optimierung von Zahlungsbedingungen und Zahlverhalten realisieren. Dabei umfasst der Begriff „Zahlungsbedingungen“ die sowohl für den Einkaufs- als auch für den Verkaufsprozess relevanten, vereinbarten Bedingungen über Zahlfrist und eventuellen Skontorabatt, der auf einen zu zahlenden Betrag gewährt wird. „Zahlverhalten“ meint im Rahmen des Cashflow-Managements die Entscheidung darüber, wann die Zahlung erfolgen soll. Relevant ist hierbei, ob Rechnungen so spät wie möglich gezahlt werden sollen oder ob im Fall einer Skontogewährung eine frühere, fristgerechte Zahlung erfolgt, um den Skontoeffekt zu nutzen.
Handlungsempfehlung hängt von Kunden- und Lieferantenbeziehungen ab
Eine pauschale Handlungsempfehlung hinsichtlich Zahlungsbedingungen und Zahlverhalten kann man Unternehmen allerdings nicht geben, aus drei Gründen:
- Cashflow-Management und -Strategie sind in jedem Unternehmen individuell aufgebaut.
- Die Branchenzugehörigkeit hat einen hohen Einfluss auf die Preisbildung (beispielsweise orientieren sich Rohstoffe am gegebenen Marktpreis im Vergleich zu bewerteten Waren, die in ihrer Gesamtheit durch Skonto rabattiert werden können).
- Es ist für die Handlungsempfehlung relevant, die unternehmensindividuelle Supply Chain und die eigenen Lieferanten und Kunden zu betrachten, z.B. mit den Fragen: Sind meine Kundenbeziehungen so stabil, dass ich eine kurze Zahlfrist ansetzen kann? Sind Lieferantenbeziehungen und Warenlieferungsketten belastbar?
Doch trotz individueller Unterschiede lässt sich – besonders für den deutschen Markt – festhalten: Es ist grundsätzlich sinnvoll, bereits bestehende, verhandelte Skontobedingungen von Lieferanten zu nutzen, da Skontoeffekte sich kaum durch die längeren Zahlungsfristen ausgleichen lassen.
Mit Data Analytics die Zahlungen optimieren
Im Unternehmensalltag werden Skontoeffekte jedoch vielfach verschenkt bzw. nicht voll ausgeschöpft. Das liegt z.B. an intransparenten Zahlprozessen, deren übermäßig lange Dauer nicht direkt erkennbar ist und schließlich zum unbemerkten Verlust des vereinbarten Skontos führt. Ein weiterer Aspekt sind automatische Zahlläufe: Hierbei werden Rechnungen nicht individuell unter Beachtung ihrer Skontovorteile und Zahlungsfristen beglichen. Auch das kann zu verlorenem Cash führen.
Um liquide zu bleiben, empfehlen wir daher, vereinbarte Zahlungsbedingungen genau zu prüfen und ein kontinuierliches Monitoring des Zahlverhaltens zu implementieren. Dazu werden alle Rechnungen und die relevanten Prozesse mittels Data Analytics gescreent und geprüft. Aus den tagesaktuellen Erkenntnissen lassen sich schließlich sofortige Handlungsmaßnahmen ableiten.
Fazit: Ohne die Prüfung von Zahlungsbedingungen und Zahlverhalten verlieren Unternehmen unter Umständen täglich Geld, welches nicht nur in Krisenzeiten wertvoll ist und welches ohne großen Aufwand kurzfristig eingespart werden kann.