Deutsch-japanische Wirtschaftsbeziehung japanische Kirschblüte vor Wasser und Berg

So fern und doch so nah: Die deutsch-japanische Wirtschaftsbeziehung

Beide Länder pflegen enge Beziehungen trotz Konjunktursorgen

Im Land der aufgehenden Sonne entfalten sich die Geschäfte bisher gut: Deutschland liefert Produkte und Dienstleistungen im Wert von 20,4 Milliarden Euro und kauft von Japan Waren im Wert von 23,7 Milliarden Euro. Die deutsch-japanische Geschäftsbeziehung floriert. Daran ändern auch die 9.000 Kilometer Entfernung nichts, die zwischen uns und unserem asiatischen Wirtschaftspartner liegen.

90 Prozent der befragten deutschen Unternehmen erzielen in Japan Gewinne

Fast 90 Prozent der deutschen Unternehmen erzielen in Japan Gewinne und mehr als die Hälfte der befragten Manager rechnet innerhalb der nächsten zwölf Monate mit einem moderaten bis starken Wachstum der eigenen Geschäfte. 35 Prozent der befragten Unternehmen weisen dem Geschäft in Japan eine große Priorität und drei Prozent sogar die höchste Priorität am globalen Konzernumsatz zu. Das zeigen die Ergebnisse des German Business in Japan 2019.

Die weltweiten Konjunktursorgen scheinen der deutsch-japanischen Freundschaft anscheinend keinen Abbruch zu tun. Woran liegt das? Meiner Meinung nach gibt es dafür drei Gründe.

1) Freihandelsabkommen Japan-EU

Das Freihandelsabkommen Japan-EU (JEFTA) trat am 1. Februar 2019 in Kraft und hat Auswirkungen auf 40 Prozent des globalen Handels. JEFTA verspricht den Wegfall von Zöllen und nicht-tarifären Handelshemmnissen. Das erhöht die Wachstumschancen der Unternehmen, was zu mehr Nachfrage, Produktion und Beschäftigung in Europa und Japan, sowie mehr Investitionen führen wird. Deshalb erwartet rund die Hälfte der Unternehmen positive Effekte dank JEFTA.

 2) Wertepartnerschaft

Gleich und gleich gesellt sich gern: Neun von zehn Befragten schätzen die wirtschaftliche und soziale Stabilität in Japan sowie die Zuverlässigkeit ihrer japanischen Geschäftspartner. Zudem vertritt die Wirtschaft beider Länder gleiche Werte – daher auch das häufig genutzte Schlagwort von der Wertepartnerschaft beider Länder – nämlich ganz ähnliche Auffassungen bezüglich Freihandel, internationaler Ordnung und multilateraler Zusammenarbeit. Zudem stehen beide Länder vor den gleichen großen Herausforderungen: Die Neuausrichtung der traditionellen Industrien auf die digitale Revolution, um die wirtschaftliche Führungsrolle nicht zu verlieren und zugleich die Alterung der eigenen Gesellschaft zu meistern.

3) Starkes Drittmarktgeschäft

Ein weiterer Grund für die Zuversicht der deutschen Unternehmen in Japan ist das zunehmende Drittmarktgeschäft mit japanischen Partnern. Von den Japan-Töchtern deutscher Unternehmen sind 69 Prozent an Projekten und Aktivitäten mit japanischen Partnern außerhalb Japans, insbesondere in ASEAN beteiligt. Das Geschäft wächst, da Japan gerade in Asien massiv investiert und stark vernetzt ist.

Nicht auf aktuellem Hoch ausruhen

Doch es gibt auch weniger euphorische Zahlen: 17 Prozent der Befragten gehen von einem Rückgang der eigenen Geschäfte aus, im Vorjahr glaubte keiner der Befragten daran. Die weltweiten Konjunktursorgen lassen also auch die deutsch-japanische Beziehung nicht unbeschadet. Daher ist es umso wichtiger, sich nicht auf dem bislang guten Geschäftsklima auszuruhen, sondern in den deutschen Konzernzentralen die Asien-Strategie grundlegend zu überdenken.

Was können wir von unserem japanischen Wirtschaftspartner lernen?

Als Folge der Globalisierungs- und Expansions-Strategie Japans hat deren strategische Bedeutung in den letzten fünf Jahren deutlich zugenommen: Die japanische Industrie ist überall in der Welt und besonders stark in ganz Asien präsent. Auf der Suche nach Geschäftspotenzialen mit japanischen Partnern, sollten deutsche Unternehmen von Japans zukunftsgerichteten Initiativen wie Society 5.0, dem Konzept einer „Super Smart Society“, lernen und zugleich die bestehenden Chancen aus JEFTA und vertiefter Kooperation auf Drittmärkten aktiv angehen.

Alle Ergebnisse der Umfrage lesen Sie hier.