Als entscheidendes Kriterium für ein Investment galt, neben dem Risiko, lange die maximale Kapitalrendite. Doch diese Zeiten enden offenbar: Zunehmend tritt bei Investoren ein weiterer Aspekt in den Vordergrund, die soziale Rendite. Damit ist die positive gesellschaftliche und/oder ökologische Wirkung der Geldanlage gemeint.
Höhe der Rendite ist zweitrangig
Anders als reine Spenden an gemeinnützige Organisationen strebt das sogenannte wirkungsorientierte Investieren – im englischsprachigen Raum als Impact Investing bekannt – durchaus einen Kapitalrückfluss an. Oftmals liegt die Rendite unter den marktüblichen Ergebnissen. Doch Studien zeigen auch, dass Investitionen mit Nachhaltigkeit vielfach mit der Performance vergleichbarer traditioneller Investments mithalten können oder diese gar übertreffen.
Mehr als Nachhaltigkeit
Im Mittelpunkt steht allerdings die positive gesellschaftliche Veränderung. Damit ist wirkungsorientiertes Investieren zugleich mehr als nachhaltiges Anlegen, welches sich vorrangig an Negativkriterien wie Menschenrechtsverletzungen orientiert.
Impact Investing zielt auf konkrete positive Wirkungen. Sie sollten nachweisbar sein und gemessen werden. Ebenfalls wichtig: Die soziale Wirkung ist nicht bloßes Nebenprodukt, sondern Kern der Organisation, in die investiert wird.
Soziale Rendite: ein wachsender Markt
Ein Beispiel: Drei junge Gründer entwickelten eine mit Sensortechnik ausgestattete Kugel für Demenzpatienten. Sie wechselt durch Drehen die Farbe, vibriert und kann auch Klänge erzeugen. Die Silikonkugel wird bereits in der Demenzbetreuung eingesetzt, um die psychomotorischen Fähigkeiten dementer Menschen zu fördern. Sie kann aber auch bei Menschen mit Autismus oder in der Rehabilitation nach einem Schlaganfall genutzt werden. Das Start-up wurde im Impact Lab Duisburg gefördert und unter anderem durch die KfW Stiftung und Haniel unterstützt.
Der Markt für wirkungsorientiertes Investieren wächst weltweit: Das Global Impact Investing Network (GIIN) schätzt das globale Volumen auf 1.164 Billionen Dollar. Insbesondere im angelsächsischen Raum ist Impact Investing schon etabliert. In Deutschland dagegen befindet sich wirkungsorientiertes Investment bisher in einer Nische. Es hat aber enormes Wachstumspotential, wie die OECD in ihrem Bericht „Social Impact Investment 2019“ festgestellt hat.
Ein Treiber für wirkungsorientiertes Investieren ist die junge Generation. Bei den sogenannten Millennials ist das Interesse an dieser Form des Investments besonders groß: Eine Untersuchung des Morgan Stanley Institute for Sustainable Investing ergab 2021, dass 57 Prozent der Millennials an Impact Investment sehr interessiert sind. Bei Investoren insgesamt lag der Anteil nur bei 41 Prozent.
Inkubatoren als Bindeglied
Die Frage ist allerdings: Wie finden anlagebereite Unternehmen und Investoren unterstützungswürdige, erfolgversprechende Projekte und Start-ups, die gesellschaftliche Missstände unternehmerisch angehen und messbar beheben?
Inzwischen existieren eine Reihe von Impact Labs sowie weitere Inkubatoren, die die Gründer von Impact-Start-ups fördern und bei der Entwicklung ihrer ökologisch bzw. gesellschaftlich sinnvollen Geschäftsmodelle unterstützen. Solche Labs und Inkubatoren können zugleich das Bindeglied sein, das gezielt beide Seiten zueinander führt: die Impact-Start-ups, die für den Aufbau ihres Geschäfts Geld brauchen, und die Finanziers, die in attraktive junge Unternehmen investieren wollen.
Ein tragendes Geschäftsmodell entwickeln
Im Idealfall stellen die Inkubatoren/Labs sicher, dass die Gründer eine Geschäftsidee mit ökonomischer Tragfähigkeit entwickeln. Damit ist ein Geschäftsmodell gemeint, das zumindest kostendeckend sein wird. Denn nur dann ist das Start-up auf lange Sicht für Finanziers anschlussfähig.
Darin liegt ein Kernproblem wirkungsorientierten Wirtschaftens: Viele Impact-Start-ups haben zwar eine großartige Idee, wie sie die Gesellschaft verbessern können. Doch das Geschäftsmodell trägt sich nicht langfristig selbst, sondern benötigt oftmals eine kontinuierliche Spendenfinanzierung. Inkubatoren können helfen, das Geschäftsmodell so anzupassen, dass es ausreichend Erträge erzeugt.
Ziel: eine hohe soziale Rendite
Wir unterstützen im Rahmen der Initiative KPMG Venture Services das Inkubatoren-Programm der Impact Factory: Auf dem Haniel-Campus in Duisburg werden ausgewählte Impact-Start-ups sechs Monate lang bei ihrer Gründung begleitet. Unsere Experten erklären den Gründern zum Beispiel, wie ein Businessplan und Pitch-Vorlagen aufzubauen sind, damit sie später einfacher Investoren finden, und wie sie in ihrem Geschäftsmodell Werttreiber identifizieren können.
Gerade für Familienunternehmen, die den Anspruch an sich stellen, der Gesellschaft etwas zurückzugeben, sind Investments in solche Impact-Start-ups attraktiv. Die finanzielle Rendite wird nicht hoch sein, dafür aber die soziale Rendite – insbesondere wenn das mit einem überzeugenden Geschäftsmodell antretende Start-up durch das Investment wachsen kann, groß wird und dann noch mehr Gutes tun kann.