Es ist eine rasante Transformation, die wir derzeit erleben. Der Wandel läuft schneller ab, als viele es mutmaßlich wahrhaben wollten. Das hohe Tempo verdanken wir der Wissensexplosion: Prognosen schätzen, dass die gesamte heutige Weisheit der Menschheit im Jahr 2050 nur ein Prozent des dann vorhandenen Wissens ausmacht.
Welche Prognosen lassen sich aus Zukunftsforschung und Erfahrungswerten ableiten – und wie wird man selbst eigentlich fit für die Zukunft?
Prognose 1: Die Treiber
Tech-Konzerne und KI-Entwickler, aber auch Zukunfts-Labs, Lehrstühle, Innovatoren und Unternehmensentwickler sind – um im sprachlichen Bild zu bleiben – quasi „Sprengmeister“ der Wissensexplosion. Ob sich diese positiv oder negativ auf Menschheit, Klima, Umwelt und Wohlstand auswirkt, hängt noch in der Balance. Eine eherne Zukunftsweisheit besagt: Dass Vor- und Nachteile modernster Entwicklungen in Dysbalance geraten, ist potenziell weniger gefährlich, als solche Entwicklungen zu verpassen.
Ist das Risiko gering, Entwicklungen zu verpassen, weil das Jahr 2050 noch weit weg ist? Das ist ein leicht zu entlarvender Mythos: Was in grob 25 Jahren neueste Technik ist und der Menschheit nutzt oder nicht, wird nicht in 25, 20 oder 15 Jahren entwickelt, sondern schon heute – oder eben nicht.
Prognose 2: Die Innovationen
Maßgeblich für die besten Chancen auf Zukunftserfolge ist die sogenannte Cross-Industry Innovation. Schon immer kamen außergewöhnliche Innovationen häufig von jenseits des eigenen Horizonts, von Menschen, die sich über die Grenzen der eigenen Branche hinaus auskennen.
Ein Beispiel für eine solche Transfer-Innovation ist das smarte Hemd, das Puls, Atmung und Blutdruck überwacht und im Notfall den Kardiologen einschaltet. Dieses intelligente Kleidungsstück ist keine ursprüngliche Innovation der Textilindustrie, sondern vielmehr einem Crossover mit Big Tech zu verdanken – der gemeinsamen Entwicklung von Smart Clothing.
„The Next Big Thing“ wird für Unternehmen also mit hoher Wahrscheinlichkeit und Rendite gar nicht aus der eigenen, sondern aus einer x-beliebigen anderen Branche kommen – sofern und so gut man diese im Blick hat. Das können Unternehmen zum Beispiel mit einem kontinuierlich aktualisierten sogenannten Chancen-Radar erreichen.
Prognose 3: Die Technologie-Konvergenz
Generalisten mit scharfem Blick über den eigenen Tellerrand hinaus werden auch deshalb die Zukunft prägen, weil sie die Technologie-Konvergenz vorantreiben. Ein Beispiel: Viele User surfen heute schon mit oder ohne VR-Brille in Metaverse-Welten und lassen die generative KI für sich Berichte und Codes texten.
Bislang kommt jedoch noch kaum jemand auf die Idee, die Technologien zu vereinen. Doch genau in dieser Konvergenz liegen heute noch unvorstellbare neue Chancen für Produkte und Services. Das führt zu…
…Prognose 4: Die Vordenker
Wer vormals Unvereinbares oder Ungedachtes vereint oder vordenkt, macht Riesenschritte in die Zukunft – und entlarvt ganz nebenbei den heute noch verbreiteten Mythos, dass das Metaverse künftig keine Rolle mehr spielen könnte. „Keine Rolle spielen“ ist kein Konzept, das ein zukunftskompetenter Mensch verwenden würde.
Mit diesen sieben Eigenschaften wird man fit für die Zukunft
Was bedeuten diese Entwicklungen für die Praxis, für den beruflichen und privaten Alltag? Kompetenzmodelle der Zukunftsforschung zeigen, dass insbesondere jene Menschen besonders erfolgreich die Zukunft gestalten, die folgende sieben Eigenschaften und Charakterzüge pflegen:
- Generalistische Offenheit für alles Neue
- Vernetztes Denken über Grenzen hinaus
- Gespür für Veränderung und Wechselwirkungen
- Methodenkompetenz, zum Beispiel für Methoden der Zukunftsforschung
- Hohe Lösungsorientierung
- Starke berufliche und soziale Vernetzung
- Gut strukturiert im Denken und Handeln
Klar ist: Niemand wird mit diesen Zukunftsfähigkeiten geboren. Sie sind erworben. Zukunft ist auch Trainingssache.
Besonderer Fokus auf schwache Signale
Trainingssache ist auch die Beobachtung sogenannter schwacher Signale – ein wichtiger Aspekt auf der Suche nach neuen Trends. Denn auf Trendjagd befinden sich viele, ganz nach dem Motto „Wer den Trend kennt, kennt die Zukunft“. Die Trendjagd liefert oft gute Ergebnisse – leider nur zur Gegenwart. Denn wenn man den Trend erkennt, ist es fast schon zu spät – er ist im Markt bereits angekommen. Da kann man nur noch aufspringen und mitlaufen.
Die schwachen Signale wiederum sind die wertvollen versteckten, schwer zugänglichen und weit verstreut auffindbaren Hinweise, Indizien und Spuren, die lediglich eine Handvoll Avantgardisten, Forscher, Vorreiter und Idealisten entdecken. Bemerkt die strategische Frühaufklärung in Unternehmen diese Zeichen, ergeben sich erhebliche Gestaltungsmöglichkeiten – und damit erhebliche Wettbewerbsvorteile.