Arzneimittelproduktion: Mit diesen drei Hebeln können Hersteller Kosten senken

Arzneimittelproduktion: Mit diesen drei Hebeln können Hersteller Kosten senken

Setzen Sie auf mehr Effizienz, Kommunikation und neue Technologien.

Für die Medikamentensicherheit hierzulande ist es essenziell, dass Arzneimittel nicht nur beispielsweise in Indien, sondern auch in Europa hergestellt werden. Gesundheitsminister Karl Lauterbach kündigt schon länger Maßnahmen an, um die Produktion von Medikamenten in Deutschland zu erleichtern, Lieferengpässe zu vermeiden und die Versorgung sicherzustellen. Allerdings können auch produzierende Unternehmen selbst viel tun, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.

Wir geben Ihnen drei Tipps an die Hand, wie die Produktion von Arzneimitteln durch Effizienzsteigerung günstiger werden kann:

1. Kosten senken durch effiziente Abläufe: Setzen Sie auf ein gut durchdachtes Produktionslayout

Auch bei Arzneimitteln galt viele Jahre: Massenproduktion spart Kosten. Viele Hersteller von Solids, beispielsweise Tabletten, stellten auf kontinuierliche Produktion um. Das heißt, sie produzierten fortlaufend und verzichteten eher auf Kleinchargen oder Chargen von Zwischenprodukten. Bei einfachen Generika mit großen Volumina ist dies sinnvoll, da kaum Stillstandzeiten anfallen. Hier zeichnet sich jedoch ein Trendwechsel ab. Personalisierte Arzneimittel oder Biopharmazeutika werden immer beliebter. Auch wenn sie in kleineren Mengen nachgefragt werden, können sie hochprofitabel sein. Dies macht dann kleinere Chargen und häufigere Chargenwechsel wieder sinnvoll.

Diese Chargenwechsel machen jedoch die Produktion teurer: Mehr Stillstand heißt, weniger Output, mehr Lagerfläche und Transport sowie höhere Qualitätskosten durch umfangreicheres Chargenmanagement. Hinzu kommt, dass die damit verbundenen Abläufe in vielen Unternehmen oft über Jahre gewachsen und wenig effizient sind.

Es bedarf daher eines gut durchdachten Produktionslayouts. Dazu gehört, Maschinen, Arbeitsstationen und Fahrwege so anzuordnen, dass Materialien, Arbeitskräfte und Informationen effizient durch die Produktionsstufen geführt werden. Außerdem müssen sogenannte Line Clearances und Formatwechsel so schnell wie möglich ablaufen. Das heißt, Arbeitsbereiche zügig zu reinigen und für einen neuen Auftrag vorzubereiten.

Für die Produktion von Arzneimitteln bedeutet dies, Schritte eines Chargenwechsel zeitlich und im Ablauf präzise zu institutionalisieren, zu trainieren und Arbeitsumgebungen grundsätzlich so einzurichten, dass sie leicht und schnell wieder für die nächste Charge freigegeben werden können.

2. Fehler systematisch vermeiden: Setzen Sie auf KI und IoT

Die Qualitätskontrollen bei der Produktion von Arzneimitteln erhöhen die Produktionskosten erheblich. Das muss nicht sein. Denn viele ineffiziente Arbeitsschritte und Handhabungen haben sich historisch entwickelt, beispielsweise als Reaktionen auf Audit-Ergebnisse. Sogar die analoge Chargendokumentation mit Stift und Notizblock ist weiterhin eher die Regel als die Ausnahme. Dies ist sehr fehleranfällig, wenn etwa Daten des Produktionsprozesses nicht richtig in die Dokumentation übertragen werden.

Hinzu kommt: Werden Chargenwechsel wieder häufiger, erhöht dies die Risiken für Abweichungen.

Es ist daher essenziell, Fehlerquellen systematisch zu identifizieren und zu beseitigen – und zwar mit Hilfe neuer Technologien. In einer Produktionslinie für Tabletten können durch IoT-Anwendungen wie Präzisionssensoren kontinuierlich Parameter wie Druck, Temperatur und Feuchtigkeit überwacht werden. Die Technologie kann bei Abweichungen Alarm schlagen und dies direkt im digitalen Chargenbuch dokumentieren.

Gleichzeitig können KI-Systeme in historischen Produktionsdaten erkennen, welche Maschinen- und Umweltparameter eher zu Qualitätsproblemen führten und den Prozess optimieren.

3. Informationen nutzen, Vertrauen erhalten: Setzen Sie auf Kommunikation und Vernetzung

Wir sehen immer wieder, dass in der Pharmabranche die Vernetzung zwischen Herstellern, Distributoren, Krankenhäusern und Verbraucher:innen nicht optimal läuft. In anderen produzierenden Branchen, etwa der Automobilindustrie, gelingt dies besser.

Die Gründe hierfür sind vielfältig. Eine zentrale Rolle spielt beispielsweise der Schutz sensibler Patientendaten. Neue Technologien in Verbindung mit transparenten Daten könnten dabei durchaus helfen, die Qualität und Effizienz der Produktion und auch der Forschung zu erhöhen. Produktmängel könnten unverzüglich gemeldet und im Idealfall gleich durch eine KI vorausgewertet werden.

Wäre es möglich, Wirkstoffe und Produkte bis zu den Patient:innen zu verfolgen, könnte das helfen, Nebenwirkungen neu zu bewerten. Auch das Anpassen von Medikamenten im Rahmen personalisierter Medizin wäre einfacher.

Kurz: Neue Technologien und mehr Datentransparenz könnten helfen, Produktion und Qualitätsmanagement zu vereinfachen, das Krisenmanagement zu systematisieren, die Qualität der Patientenversorgung zu maximieren – und dabei Kosten zu senken.

Die Pharmabranche befindet sich im Umbruch. Berücksichtigen Unternehmen diese drei genannten Hebel, profitieren sie eher von diesem Wandel – anstatt abgehängt zu werden.

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