Die Qualität ihrer Produkte und Dienstleistungen nachhaltig sicherzustellen – vielen Unternehmen fällt es schwer, hierfür geeignete Strukturen zu etablieren. Auch, weil gesetzliche Rahmenbedingungen zunehmend komplexer und Kundenanforderungen immer detaillierter werden. Zwar haben fast alle Branchen ihre Abläufe bereits stark automatisiert und digitalisiert, zugleich nimmt aber die Bearbeitung von Freigaben und Änderungen immer mehr Zeit in Anspruch.
Komplexe Abläufe nur mit Digitalisierung sicher zu bewältigen
Die Komplexität des Qualitätsmanagements hat ein Maß erreicht, das eine erhebliche Fehleranfälligkeit mit sich bringt. Umso wichtiger ist es deshalb für Unternehmen, Lieferketten und Prozesse systematisch in einzelne Workflows zu zergliedern – um sicherzustellen, dass das große Ganze ihren Ansprüchen genügt.
Dazu braucht es eine konsequente Digitalisierung im Unternehmen. Dass hier noch viel Potenzial ungenutzt ist, zeigt das Beispiel des Lieferanten-Screenings: Viele Einzelhändler, die Details z. B. über von ihnen georderte Erdbeeren erfahren möchten, werten solche Informationen oft noch händisch mithilfe von Fragebögen aus. Das kostet nicht nur Zeit. Es führt unter Umständen auch zu suboptimalen Entscheidungen darüber, ob eine Supermarktkette ihren Kunden genau diese Erdbeeren anbieten sollte – oder lieber andere, die eventuell unter anderen Bedingungen produziert wurden.
Solche Prozesse zu digitalisieren, ist technisch längst möglich. Und einige große Handelsketten tun das auch bereits, ebenso wie Telekommunikationsunternehmen. Allerdings: Über alle Branchen hinweg betrachtet, arbeiten die meisten Unternehmen hier bislang noch analog.
Manche Kosten sind nicht seriös kalkulierbar
Der Druck, das traditionelle Qualitätsmanagement zu digitalisieren, ist im B2B-Business noch größer als im Endkundengeschäft. Denn während Käufer im Supermarkt häufig bereit sind, für ethisch ‚saubere‘ Lebensmittel – Stichwort Bioprodukte – mehr zu bezahlen, geht diese Logik im Handel zwischen Unternehmen oft nicht auf. Was es hier braucht, ist ein „Dilemma-Management“: Ein Maschinenbauer, der Schrauben in China einkauft, sollte sich auch die Frage stellen, in welchem Zustand der Fluss hinter der Fabrik ist, in der die Schrauben entstehen. Besserer Umweltschutz kostet vermutlich Geld, die Schrauben sind dann teurer als andere.
Die Manager des einkaufenden Unternehmens müssen also entscheiden, wie wichtig ihnen welches Kriterium ist. Auch solche Entscheidungen lassen sich mithilfe automatisierter Prozesse – also mithilfe von Digitalisierung – fundierter treffen. Allerdings ist dies alles andere als profan, weil es die konsequente Quantifizierung einzelner Faktoren voraussetzt. Und das ist nicht immer möglich. Das Maß von Wasserverschmutzung durch Metalle lässt sich noch in Zahlen ausdrücken. Wie teuer aber ein möglicher Imageschaden einen deutschen Maschinenbauer am Ende kommt, ist kaum zu berechnen.
Mehr Zeit für unternehmerisches Denken
Obwohl sich solche Kosten nicht seriös kalkulieren lassen beziehungsweise unbekannt bleiben, müssen Unternehmen auch hier Abwägungen vornehmen und Entscheidungen treffen. Dabei ist ein gemeinsamer Regelungsprozess zwischen traditionellem Qualitätsmanagement und Umweltmanagement sehr hilfreich.
Letzteres lässt sich mit Hilfe von digitalen Werkzeugen steuern, indem eine Software Gesetzestexte einliest und anschließend mittels semantischer Analyse entscheidet, inwiefern das Unternehmen von welchen Gesetzen betroffen ist. Bisher sind solche Strukturen allerdings fast nirgendwo vorhanden. Sie zu etablieren, ist aber in aller Regel möglich. Die technischen Voraussetzungen für diese Art von Automatisierung sind fast überall vorhanden.
Es wird Zeit, dass deutlich mehr Unternehmen als bisher hiervon Gebrauch machen.
Dann können sich Manager auch wieder stärker auf jenen Teil ihrer Arbeit konzentrieren, den ihnen keine Software abnehmen kann: unternehmerisches Denken.