Die neue Macht der CIO

CIOs der Finanzdienstleister haben den Unternehmenserfolg in der Hand

Von wegen nur IT-Verwaltung. Führende CIO sorgen für Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit.

Die Rollen der IT-Abteilung und des Chief Information Officers (CIO) wandeln sich deutlich. Früher in erster Linie für die technische Infrastruktur zuständig, gestalten sie heute immer mehr die strategische Ausrichtung des Unternehmens mit. Ziel ist es, das volle Potenzial neuer Technologien auch für die Geschäftsentwicklung zu nutzen und dabei Regularien und Risiken im Blick zu behalten. Dies gilt auch und vor allem für die stark technologieabhängige Finanzdienstleistungsbranche.

Doch während einige hier vorangehen und die IT-Abteilung längst mit anderen Geschäftsbereichen interagiert, sind andere noch nicht so weit. Zu viele setzen weiterhin auf veraltete und manuelle Prozesse. Mangelndes gegenseitiges Verständnis verhindert zu oft agile, kurzfristige und flexible Zusammenarbeit. Dies erlebe ich immer wieder in meiner Arbeit mit Kunden aus der Branche. Daher rate ich Finanzdienstleistern, die zukunfts- und wettbewerbsfähig bleiben wollen, vor allem folgende drei Aspekte zu beachten:

Erstens: Technologie agil nutzen

Die Branche ist ständigem Wandel unterworfen. Innovationen wie GenAI oder Kryptowährungen erfordern agiles Handeln. Nur die enge Kommunikation zwischen IT-Funktion und den Fachbereichen ermöglicht, diese Innovationen schnell und Mehrwert-stiftend umzusetzen. Gleichzeitig kann die IT-Abteilung selbst neue Technologien aktiv vorantreiben, um Arbeitsprozesse und Geschäftsmodelle zu verändern und nachhaltig zu optimieren. CIO können sich so zum Innovationstreiber und Weichensteller entwickeln und dadurch entscheidende Wettbewerbsvorteile generieren.

Finanzdienstleister, bei denen dies bereits gelingt, setzen zum Beispiel auf starke Automatisierung und entwickeln daraus für die Praxis wertschöpfende Use Cases – beispielweise die automatisierte Regulierung von Versicherungsschäden. Gleichzeitig unterstützen moderne und skalierbare IT-Strukturen wie Public Cloud Services, Anomalien zu erkennen und Betrugsprävention zu verbessern. Der Einsatz von Datenanalyse und Künstlicher Intelligenz ermöglicht, Muster zu identifizieren, Fallbearbeitung zu beschleunigen und bessere Geschäftsentscheidungen zu treffen. Ein bereits etabliertes Beispiel sind Chat-Bots in der Endkundenkommunikation, die dabei helfen, einfache Probleme zu lösen.

Services wie GenerativeAI sind schon jetzt für jedermann verfügbar und nicht mehr wegzudenken. Voraussetzung hierfür bleibt jedoch die präzise Abstimmung der technologischen Lösungen auf die Geschäftsanforderungen. Kurz: Modernisierte IT-Architekturen verschaffen mehr Flexibilität, Leistung und Kostenoptimierung, erfordern aber die enge Abstimmung zwischen den Abteilungen.

Zweitens: Neue Verantwortung erkennen

Mit fortschreitender Technologieentwicklung steigt auch die Bedrohung durch Cyberangriffe und Datenschutzverletzungen. Dabei sind Daten in der Finanzdienstleistungsbranche von höchster Bedeutung für die Geschäftsentwicklung, unterliegen jedoch auch strengen gesetzlichen und regulatorischen Vorschriften. Entsprechend steigt die Verantwortung für IT-Funktion und CIO. Es gilt, präventive Maßnahmen zu ergreifen, auf aktuelle Bedrohungen zu reagieren und wachsende Regularien stets auf dem Schirm haben.

Drittens: Kulturwandel fördern

Die organisatorischen Grundlagen für eine Zusammenarbeit zwischen IT und den Fachbereichen werden heute oftmals in agilen Projekten umgesetzt. Die große Herausforderung ist, nicht nur für kurzfristige Projekte so zu arbeiten, sondern die Prozesse im Unternehmen langfristig zu „agilisieren“. Denn was nutzen Cloud-Lösung, die auf Knopfdruck IT-Ressourcen zur Verfügung stellen, der interne Genehmigungsprozess dafür aber zwei Wochen in Anspruch nimmt? Agil ist anders.

Daher gelingt eine umfassende Umstrukturierung der Prozesse und Organisation nur durch einen Kulturwandel in der gesamten Organisation. Hin zu einer Unternehmenskultur, die Innovationen fordert und fördert sowie Mitarbeitenden, die sich mit neuen Technologien auskennen und diese auch einsetzen. Das sollte sich in der Weiterbildungs- und Einstellungspolitik eines Unternehmens widerspiegeln. Denn die Einführung von Technologie ist nicht nur ein Technik-Thema, sondern ein Transformationsthema, das nur gelingt, wenn alle beteiligt werden. Doch es lohnt sich: Erkennen und verstehen alle die neuen Aufgaben und Verantwortung der IT, dient dies ohne Zweifel der erfolgreichen Umsetzung von Geschäftszielen.