Deutsche Maschinen- und Anlagenbauer überdenken Geschäft mit Russland

Die Sanktionen gegen Russland werden von der Fertigungsindustrie befürwortet.

Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau könnte die Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine sowie die von den USA und der EU beschlossenen Sanktionen gegen Russland stärker zu spüren bekommen als andere Branchen. Hersteller von Baumaschinen, Landmaschinen, Antriebstechnik und Maschinen zur Lebensmittelverarbeitung und -verpackung gehören zu den Vertretern im deutschen Anlagenbau, die einen vergleichsweise hohen Anteil am Gesamtexportvolumen in die Ukraine und nach Russland aufweisen.

Wie bei allen Unternehmen steht auch für die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer die Sicherheit ihrer Mitarbeiter:innen im Vordergrund. Einige Konzerne mussten Kolleg:innen quasi über Nacht aus den Kriegsgebieten in der Ukraine retten. 

Unternehmen prüfen Geschäfte mit Russland

Die Folgen der Sanktionen gegen Russland werden deutsche Maschinen- und Anlagebauer stark treffen. Aber in der Branche herrscht große Einigkeit darüber, dass die Maßnahmen gegen Russland richtig sind. In vielen Unternehmen wird geprüft, ob das Geschäft mit Russland zukünftig ganz eingestellt werden soll.

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Maschinenlieferungen nach Russland gingen merklich zurück

Gegen Russland sind seit Annexion der Krim im Jahr 2014 Sanktionen erlassen worden. Seitdem haben deutsche Unternehmen bereits merklich weniger Maschinen nach Russland exportiert. Laut Branchenverband VDMA wurden 2012 Maschinen im Wert von fast acht Milliarden Euro nach Russland ausgeliefert, 2021 betrug der Warenwert nur noch rund 5,5 Milliarden.

Unternehmen spüren Preisanstieg für Energie und Rohstoffe

Als Handelspartner spielt Russland eine eher untergeordnete Rolle. Als Zulieferer für Rohstoffe und Energie jedoch eine immens wichtige. 59 Prozent der russischen Exporte nach Deutschland entfielen 2021 auf die Energieträger Erdöl und Erdgas. Außerdem lieferte Russland vor allem Metalle, Mineralöl- und Kokerei-Erzeugnisse und Kohle. Den Anstieg der Gas und Benzinpreise bekommen daher neben den Verbraucher:innen auch die Unternehmen zu spüren. Der Preis für Aluminium ist seit dem russischen Angriff auf die Ukraine ebenfalls deutlich gestiegen. Viele Unternehmen rechnen damit, dass die Preise längerfristig auf einem hohen Niveau bleiben.

Alternativen zu russischen Lieferanten prüfen

In vielen Unternehmen werden jetzt Alternativen zu russischen Lieferanten geprüft. Das hängt zum einen mit den Sanktionen zusammen, die wohl noch weiter verschärft werden. Andere Gründe sind aber auch das zerstörte Vertrauen in Russland und fragliche Rechtssicherheit.

Wer trotz der Sanktionen am Geschäft mit russischen Unternehmen festhalten will oder Verträge, die vor Kriegsausbruch geschlossen wurden, erfüllen muss, sollte die aktuellen Ausfuhrbestimmungen kennen und sich auf dem Laufenden halten. Für Altverträge gibt es Ausnahmen, auch für bestimmte Gütergruppen.

Risikomanagement anpassen

Der Krieg und die Sanktionen betreffen viele Unternehmen unmittelbar und haben großen Einfluss auf die mittel- und langfristige Risikobewertung. Für Waren, Rohstoffe und Vorprodukte aus Russland und der Ukraine gibt es keine Versorgungssicherheit mehr. Lieferketten sind zerstört, Produktionsausfälle müssen vollumfänglich kompensiert werden. Im Risikomanagement sollten noch stärker als bisher geopolitische Risiken einkalkuliert und in bestimmten Szenarien geplant werden.

Ulrich Ackermann