ESG: Blick von oben auf eine Hochspannungsleitung und Bäume im Herbst.

ESG 2023: Nachhaltigkeit nicht nur planen, sondern konsequent umsetzen

ESG-Strategien nützen nichts, wenn sie nicht realisiert werden: Der gute Vorsatz für 2023.

Der Sommer 2022 war in Europa der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881, mit Dürre und Waldbränden. Global gab es im vergangenen Jahr aber auch andere vom Klimawandel beeinflusste Wetterereignisse – etwa extremen Starkregen in Australien und Pakistan oder verheerende Stürme in Südostasien und Mittelamerika.

Dies belegt: Der globale, menschengemachte Klimawandel schreitet voran. Ambitionierte Maßnahmen, um ihn zu mindern, dulden keinen Aufschub. Da stimmt es zuversichtlich, dass die Bereitschaft der Wirtschaft, in ESG-Programme zu investieren, nach wie vor groß ist. Laut dem KPMG CEO Outlook 2022 will mehr als die Hälfte der Unternehmen in Deutschland mindestens ein Zehntel ihres Umsatzes entsprechend ausgeben.

Der Druck durch die Stakeholder steigt

Angesichts anderer akuter Herausforderungen wie hoher Inflation und drohender Rezession besteht das Risiko, dass das Thema ESG etwas in den Hintergrund rücken könnte. Doch der Druck seitens der Stakeholder nimmt weiter zu. Sei es die Politik mit immer strengeren regulatorischen Vorgaben hinsichtlich ESG-Kriterien. Seien es Kund:innen mit ihren Erwartungen an nachhaltig erzeugte Produkte und Toptalente, die bei Unternehmen mit klarem ESG-Anspruch arbeiten wollen. Seien es Investor:innen, die erwarten, dass Unternehmen ihre ESG-Transformationsbemühungen belegen, oder Aktivist:innen, die zu möglichen Greenwashing-Praktiken recherchieren.

ESG wird noch zu wenig als Chance betrachtet

Unternehmen sollten auch weiterhin ihre ESG-Transformation konsequent vorantreiben – nicht nur, um den steigenden externen Anforderungen an Transparenz und eine nachhaltige Transformation gerecht zu werden, sondern auch im eigenen Interesse. Denn ESG hat sich längst zu einem Wachstumsthema entwickelt. Derzeit wird es in vielen Vorstandsetagen jedoch noch zu wenig als Chance für Wertsteigerung, Innovation und höhere Profitabilität angesehen und zu sehr als Pflichtübung betrachtet.

Dies sollte sich im neuen Jahr 2023 dringend ändern. Denn gestiegene Stakeholder-Erwartungen eröffnen auch Chancen. Einige Beispiele:

  • Die Politik erhöht nicht nur Anforderungen, sondern bietet auch finanzielle Anreize zur ESG-Transformation in Form von Subventionen.
  • Der globale Markt für ESG-Investments und nachhaltige Kredite wächst rasant. ESG-basierte Kredite und „grüne“ Anleihen bieten finanzielle Vorteile für Unternehmen.
  • Die große Mehrheit der Konsument:innen ist bereit, signifikant mehr für ein gleichwertiges, aber nachhaltiges bzw. nachhaltig erzeugtes Produkt zu bezahlen.
  • Unternehmen, die sich klar zu Nachhaltigkeit und die Erfüllung der ESG-Kriterien verpflichten, erzielen eine höhere Mitarbeiterloyalität. Dies senkt Personalbeschaffungskosten.
  • NGOs beeinflussen die öffentliche Meinung. Eine strategische ESG-Kommunikation kann die eigene Reputation stärken.

Für eine wirksame und nachhaltige ESG-Transformation, von der das Unternehmen profitiert, gilt es, diese vier Bereiche zu bearbeiten:

  • Strategie: Definieren und implementieren Sie eine zum Unternehmen passende ESG-Strategie, die Geschäfts- und Betriebsmodelle transformiert, um Chancen zur Steigerung der wirtschaftlichen Leistung und des Unternehmenswerts zu schaffen. Hierfür ist es essenziell, sich konkrete Ziele zu setzen und den ESG-Aktivitäten und -Investitionen einen finanziellen Wert beizumessen. Um Zugang zu ESG-bezogenem Kapital bzw. „grünen“ Krediten zu erhalten, sind eine geeignete Finanzierungsstrategie und eine glaubwürdige ESG Equity Story zu entwickeln.
  • Berichterstattung: Erfüllen Sie die regulatorischen Anforderungen (z.B. CSRD) und Stakeholder-Erwartungen hinsichtlich ESG-Transparenz. Dies ist mehr als Compliance: Sie können ESG-Risiken, die den Unternehmenswert mindern können, identifizieren und steuern bzw. mildern. Schaffen Sie Vertrauen – die Basis für finanzielle Unterstützung durch den Kapitalmarkt oder die Politik, was die Kosten von ESG-Aktivitäten verringern kann.
  • Green IT: Nutzen Sie technologische Möglichkeiten, um die ESG-Transformation zu steuern (z.B. ESG-Datenmanagement, automatisiertes Reporting der ESG-KPIs, Technologien zur Identifizierung und Senkung von Treibhausgasemissionen, Software für ESG-Finanzsteuerungsmodelle).
  • ESG Governance: Schaffen Sie interne Prozesse, Kontrollen und Strukturen, die die ESG-Transformation ermöglichen bzw. vorantreiben, Vertrauen in Ihre ESG-Initiativen sicherstellen und eine ESG-Kultur entlang der gesamten Wertschöpfungskette schaffen. Nutzen Sie zudem das volle Potenzial von Nachhaltigkeit und ESG als strategisches HR-Instrument zur Rekrutierung und Mitarbeiterbindung.

Wichtig: Das Ziel ist eine ganzheitliche ESG-Transformation. Es geht nicht darum, bestehende Prozesse und Produkte zu optimieren und ihnen einen nachhaltigen Anstrich zu verpassen. Nur wer seine Geschäftsmodelle und Produkte allumfassend entlang der ESG-Kriterien transformiert, wird langfristig wettbewerbsfähig bleiben und einen wirklichen Beitrag für eine nachhaltige Welt der Zukunft leisten.

Fazit: Unternehmen brauchen eine ESG-Strategie, die alle Aspekte von Nachhaltigkeit umfasst, mit der übergreifenden Unternehmensstrategie abgestimmt ist und die Chancen für Wachstum und Wertsteigerung berücksichtigt. Doch die beste Strategie nützt nichts, wenn sie nicht auch umgesetzt wird. Darum: Packen wir’s an.