Ein deutscher Sportwagenhersteller entscheidet, ein neues Auto zu konstruieren. Um die Entwicklungskosten zu stemmen, wird ein Kredit am Kapitalmarkt aufgenommen und somit Geld bei Investoren gesammelt. Geplant ist, dass für dieses Auto circa 300 Millionen Euro zusammenkommen. Letztendlich sind es eine Milliarde Euro.
Investoren setzen auf grüne Anleihen
Was hat die Investoren an diesem Projekt so gereizt? Dass es ein grünes Projekt ist. Das Auto, für das Geld gesammelt wurde, ist vollelektrisch und Teil des grünen Projektportfolios des Unternehmens. Das Beispiel zeigt: Angesichts des Klimawandels gewinnt Umweltschutz immer mehr an Bedeutung. Investoren wollen ihr Geld zunehmend nachhaltig anlegen und in sogenannte grüne Anleihen (Green Bonds) investieren.
Bei Green Bonds wird das von den Investoren eingesammelte Kapital ausschließlich genutzt, um nachhaltige und klimafreundliche Projekte zu unterstützen. Darunter fallen insbesondere Windkraftanlagen, energieeffiziente Gebäude, sauberer Transport, Photovoltaik, erneuerbare Energie – oder eben ein vollelektrisches Auto.
Bis jetzt gibt es keinen zertifizierten EU-Standard
Green Bonds gibt es schon seit 2007. Doch wie beim Bio-Label gab es keinen einheitlichen, zertifizierten EU-Standard. So konnte jeder sagen, ich investierte nachhaltig, aber überprüfbar war das nicht wirklich. Diese Lücke will die Politik jetzt angehen: Um gleiche Wettbewerbsbedingungen für nachhaltige Finanzierungen zu schaffen, hat die Europäische Union eine gemeinsame EU-Nachhaltigkeitstaxonomie entwickelt, die sogenannten EU Green Bonds. Diese sollen ein Klassifizierungssystem für klima-, umwelt- und sozialverträgliche Aktivitäten liefern.
EU-Umweltzeichen schafft Sicherheit für nachhaltige Wirtschaft
Um Standards und Labels für ökologische Finanzprodukte zu schaffen, soll ein EU-Umweltzeichen etabliert werden. Das durch die Anleihen eingenommene Geld soll nur für grüne Projekte genutzt werden. Sichergestellt wird dies durch akkreditierte, externe Gutachter, die überprüfen, ob die Anleihe mit den EU-Richtlinien übereinstimmt.
Meiner Meinung nach ist dieses Vorgehen ein wichtiger Schritt, um die Kapitalströme in Richtung nachhaltiger Investitionen neu auszurichten. Deshalb denke ich auch, dass es für jedes Unternehmen in Zukunft von Vorteil sein wird, in Green Bonds zu investieren.
Drei Gründe für die Investition in Green Bonds
Folgende Gründe sehe ich als besonders bedeutend an:
Steuerliche Vorteile
Es gibt zahlreiche Arten von Steueranreizen, die aktuell seitens der Politik gedacht werden, wenn man in Green Bonds investiert. So könnten beispielweise Anleger von Anleihen Steuergutschriften anstelle von Zinszahlungen erhalten, so dass Emittenten keine Zinsen für ihre Green-Bonds-Emissionen zahlen würden. Auch steuerfreie Anleihen sind möglich: Anleger würden in diesem Fall keine Einkommenssteuer auf die Zinsen ihrer gehaltenen grünen Anleihen zahlen.
Sozialer Verantwortung gerecht werden
Gemäß der Bundesregierung sowie der BaFin sollen die Kapitalflüsse in Richtung nachhaltiger Investitionen umgelenkt werden, um sowohl soziale und ökologisch verantwortliche Investitionen zu fördern als auch grüne Projekte wirtschaftlich erfolgreich wachsen zu lassen. Insoweit können Marktteilnehmer dieser übertragenden Verantwortung gerecht werden und in standardisierte und verifizierte Finanzprodukte investieren.
Reputation stärken
Mithilfe der EU Green Bonds möchte man die Unternehmen dazu bewegen, ihre Nachhaltigkeitspolitik zu überdenken. Um den Druck zu erhöhen, ist hier ein sogenannter Internet-Pranger vorgesehen. Sobald die EU Green Bonds in Kraft treten, sind alle institutionellen Anleger in Europa dazu verpflichtet, offen zu legen, wie viel sie in Green Bonds investieren. Gleichzeitig ermöglicht dieser Pranger den Firmen auch, ihre Reputation zu verbessern. Durch die Investition in Green Bonds zeigen sie, dass sie negative Auswirkungen ihrer Firma auf die Umwelt versuchen auszugleichen.
Weitere Informationen zu EU Green Bonds finden Sie hier.