Drei wehende EU-Flaggen vor modernem Glasgebäude bei blauem Himmel – Symbol für die Europäische Union, europäische Politik und internationale Zusammenarbeit in urbanem Umfeld.

EU-Reformen jetzt entscheidend: Europas Rolle in der neuen Weltordnung

Die geopolitischen Disruptionen sind eine Chance für die EU

Keyfacts:

  • Die Integration der EU muss jetzt schnell voranschreiten.
  • Zentrale Reformen und Bürokratieabbau sind jetzt zu forcieren.
  • Wichtig: Jetzt schnell neue EU-Handelsabkommen mit den wichtigsten Ländern und Regionen der Welt schließen.
  • Im internationalen Vergleich gewinnt Europa bei Investoren an Attraktivität – zu Lasten von USA und China.

Die Weltordnung befindet sich im Umbruch:

Die komplette Neuausrichtung der USA, die Unvorhersehbarkeit der weiteren Entwicklungen, der sich verschärfende Handelskonflikt der beiden größten Volkswirtschaften der Welt USA und China, die bestehenden Abhängigkeiten von China (bei seltenen Erden, pharmazeutischen Produkten und vielen Endprodukten) und den USA (bei Soft- und Hardware sowie Cloud-Diensten, eCommerce und Elektronik), die Kriegsbedrohung in Europa und das Erstarken des globale Südens verlangen nach Führung und klaren Strategien – und einer Europäischen Union die stark ist und mit einer Stimme spricht und handelt.

Europa rückt zusammen – wirtschaftlich wie politisch

In einer Phase wachsender Unsicherheit kann Europa wieder zu einem Anker der Stabilität werden. Die Europäische Union (EU) steht vor einer strategischen Neuaufstellung – und sie tut das zunehmend geschlossen. Als Reaktion auf außenpolitische Herausforderungen und wirtschaftliche Bedrohungen gewinnt die EU an Klarheit und Entschlossenheit.

Besonders bemerkenswert ist dabei das Wiedererstarken des Weimarer Dreiecks: Deutschland, Frankreich und Polen. Diese drei Länder übernehmen in wachsendem Maße eine koordinierende Rolle für zentrale europäische Zukunftsfragen – von Sicherheit über Energie bis Handel.

Deutschland übernimmt Führungsverantwortung – und Europa begrüßt es

Mit der neuen Bundesregierung hat sich Deutschlands europapolitischer Kurs spürbar verändert: weg von zögerlicher Moderation, hin zu aktiver Führung. Unsere Partner in der EU – insbesondere in Mittel- und Osteuropa – begrüßen diese Entwicklung ausdrücklich. Die deutsche Wirtschaft kann und sollte diese gestärkte Rolle nutzen, um strategische Impulse in der EU aktiv mitzugestalten.

    Die EU hat ihre Aufgaben erkannt – jetzt geht es um die Umsetzung

    Trotz positiver Signale: Europa steht vor strukturellen Herausforderungen, die jetzt dringend angegangen werden müssen. Dazu gehören:

    • Abbau von Bürokratie auf nationaler und europäischer Ebene,
    • Abbau nicht-tarifärer Handelshemmnisse, etwa im Dienstleistungs- und Energiesektor,
    • der Aufbau einer echten Verteidigungsunion,
    • die Schaffung einer tragfähigen Fiskal- und Sozialunion
    • die Schaffung strategischer Autonomie in Europa durch den Abbau von Abhängigkeiten
    • eine EU-weite Industriepolitik, die darauf abzielt, die lokalen kritischen Industrien zu beschützen und zu stärken sowie Zukunftstechnologien fördert
    • sowie der Abschluss neuer, zukunftsweisender Handelsabkommen – insbesondere mit Indien, China, Indonesien und den Mercosur-Staaten. Auch veraltete Handelsabkommen, etwa mit Südkorea und Schweiz, müssen dringend modernisiert werden

    Diese Punkte sind keine politischen Wunschlisten, sondern wirtschaftliche Notwendigkeiten. Für viele Unternehmen in Europa – und weltweit – hängen deren Investitionsentscheidungen und der zukünftige wirtschaftliche Erfolg von diesen Rahmenbedingungen ab.

    Europa ist größer als die EU – und braucht das Vereinigte Königreich an Bord

    Ein ganz zentraler Aspekt für die Zukunft Europas ist die Zusammenarbeit mit dem Vereinigten Königreich. Politische Signale – wie die gemeinsame Reise von Emmanuel Macron, Friedrich Merz, Donald Tusk und Keir Starmer nach Kiew – zeigen, dass es auf beiden Seiten ein Interesse an einem Neuanfang gibt. Die grundlegende Neuverhandlung des Handels- und Kooperationsabkommens (TCA) auf Augenhöhe ist überfällig aus Gründen der Sicherheitspolitik, des Umweltschutzes und der Energiesicherheit, aber auch ganz grundsätzlich, denn: Der bilaterale Handel ist seit dem Brexit massiv eingebrochen.

    Europa wird für Investoren wieder attraktiv

    Trotz aller Herausforderungen ist klar: Europa ist wieder auf dem Radar internationaler Investoren. Ursächlich hierfür ist die konsequente Umsetzung der Empfehlungen des Draghi-Reports aus September 2024 und nicht zuletzt die Lösung der Schuldenbremse in Deutschland zusammen mit dem EUR 1.000 Mrd. umfassenden Finanzpaket für Verteidigung und Infrastruktur. Hinzu kommen Chancen für profitable neue Geschäftsfelder in den sich transformierenden Industrien. Das zeigt sich nicht zuletzt an der wachsenden Zahl ausländischer Greenfield-Investitionen – d.h. Milliarden Euro schwerer Investitionen in neue Produktionsfabriken auf der grünen Wiese in der EU – insbesondere in Zukunftsbranchen wie Datencenter, Microchips, erneuerbare Energien, Batterien und nachhaltige Mobilität.

    Strategische und wirtschaftliche Relevanz sichern

    Für Unternehmen eröffnen sich neue Chancen: durch eine strategische EU-Politik, eine starke politische Integration und eine klare wirtschaftliche Vision. Wer in Europa investieren, expandieren oder kooperieren will, sollte jetzt genau hinschauen – und sich frühzeitig engagieren.

    Die Zukunft Europas wird nicht nur in Brüssel gestaltet. Sie entsteht in Berlin, Warschau, Paris – und in den Führungsetagen und Planungsabteilungen der Wirtschaft.