Quellen: FNB-Gas: Netzwerkentwicklungsplan Gas 2020 – 2030 (Entwurf), Juli 2020; Enagás et al.: European Hydrogen Backbone, Juli 2020; Gas Infrastructure Europe: GIE Storage Map, 2018; Analyse KPMG in Deutschland, 2021.
Wasserstoffproduktion im industriellen Maßstab
Der Weg dorthin lässt sich an den Projekten erkennen, die bereits angestoßen sind oder für die Pläne vorliegen. Rund um die Region Heide und Brunsbüttel im Westen Schleswig-Holsteins werden verschiedene Wasserstoffprojekte im industriellen Maßstab entwickelt, die sich zu einem „H2-Valley“ auswachsen könnten. Aus Offshore-Windenergie wird grüner Wasserstoff produziert und die dabei entstehende Abwärme genutzt. Der Wasserstoff soll u.a. zusammen mit CO2, das bei der örtlichen Zementproduktion freigesetzt wird, zu Flugzeugtreibstoff werden.
In Friesland will das Projekt „ELEMENT EINS“ mit einer 100 MW starken Power-to-Gas-Anlage in der Endstufe bis zu 20.000 m³/h Wasserstoff produzieren. Der Wasserstoff soll dem Gasnetz beigemischt werden. Zeithorizont: 2030.
In Lingen im Emsland planen BP und Ørsted eine 50-MW-Anlage. Dieser grüne Wasserstoff könnte bis zu 20 Prozent des in der dortigen Raffinerie aus fossilem Erdgas erzeugten grauen Wasserstoffs ersetzen. Auch Hamburg plant die Produktion von grünem Wasserstoff im großen Stil: Mit der Umrüstung des ehemaligen Kohlekraftwerks Moorburg soll die energieintensive Industrie im Süden der Stadt mit nachhaltigem Wasserstoff versorgt werden.
Am Ende auch eine Frage des Preises
So gut all das auch klingt, sind wesentliche Probleme nicht zu unterschätzen. Gerade die Produktion von grünem Wasserstoff, der zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien gewonnen wird und gänzlich ohne fossile Rohstoffe auskommt, ist noch enorm teuer und Stand jetzt nicht wettbewerbsfähig. Möglicherweise haben da andere Regionen in der Welt, in denen etwa die Sonnenscheinintensität und -dauer deutlich höher ist, wie der mittlere Osten und Nordafrika, einen Wettbewerbsvorteil. Auch weitere Dekarbonisierungstrends wie eine stärkere Elektrifizierung, die CO2-Abscheidungs- und Speichertechnologie (CCS) oder die Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen können in Konkurrenz zu einer zukünftigen Wasserstoffwirtschaft stehen.
Dennoch bin ich zuversichtlich, dass nachhaltiger Wasserstoff schon in zehn bis fünfzehn Jahren einen erheblichen Teil zur Wertschöpfung in Norddeutschland beitragen wird. Dazu gilt es allerdings, die ambitionierten Pläne mit viel Energie in die Realität umzuwandeln.