Füße auf gläserner Treppe in einem Geschäftsgebäude

Berichterstattung über Steuern: Chance für Unternehmen

Die Transparenz über Steuern kann auch der Reputation von Konzernen dienen.

Steuerdaten waren bislang gut und gern behütete Geheimnisse vieler Unternehmen, nicht nur in Deutschland. Allein das Finanzamt fragte genauer nach, die Öffentlichkeit blieb weitestgehend außen vor. Doch das dürfte nicht so bleiben: Die EU hat unter der Ägide der portugiesischen Ratspräsidentschaft eine vorläufige Einigung zu einem öffentlichen Country-by Country Reporting erzielt. Nach diesem sollen vermutlich ab dem Wirtschaftsjahr 2024 Konzerne bestimmte steuerliche Angaben öffentlich machen müssen.

Steuern sind das Einkommen des Staates

Damit folgt die EU einem Vorstoß der Global Reporting Initiative (GRI), die das Thema Steuern – für Jahresabschlusszwecke – jüngst auf eine Ebene mit Umwelt, Arbeitnehmer- und Sozialbelangen, Menschenrechten und Korruption hob. Denn auch Steuern sind als Einkommen des Staates durchaus von Belang für die Öffentlichkeit. Mangelt es hieran, kann der Staat weniger investieren, nicht zuletzt in Nachhaltigkeit. Das heißt, es kommt für eine Gesellschaft nicht unwesentlich darauf an, ob und inwiefern Unternehmen als Corporate Citizens ihren Beitrag leisten.

Veröffentlichungspflichten werden umfangreicher

Entsprechend gehören laut GRI Steuerdaten jetzt in den Jahresabschluss und zwar schon in ab Januar 2021 veröffentlichte nichtfinanzielle Erklärungen. Davon betroffen sind in Deutschland bislang jedoch nur jene Unternehmen, die sich am GRI-Standard orientieren. Nun aber will die EU nachziehen und erreichen, dass die Berichterstattung über Steuern transparent wird. Das heißt, dass alle Unternehmen ab 750 Millionen Euro konsolidiertem Umsatz  – grundsätzlich egal ob mit Sitz in der EU oder außerhalb – und ihre Steuerdaten auf ihrer Internetseite veröffentlichen.

Was diese Konzerne selbst dazu sagen? Bislang sind sie wenig begeistert. Nach vielen Gesprächen mit (Dax-) Unternehmen spüren wir eine große Zurückhaltung, wenn es darum geht, Steuerzahlungen transparent zu machen. Das ist gut nachvollziehbar, immerhin betrifft es sensible Daten. Im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichtserstattung nach GRI kann hierzu bspw. die Berechnung des effektiv gezahlten Steuersatzes, die Anzahl der Mitarbeiter und die aggregierten Gehaltsdaten gehören.

Stakeholder sehen Steuerzahlungen als gesellschaftliche Verantwortung

Unser Rat an dieser Stelle: Wechseln Sie die Perspektive. Die Transparenz in Sachen Steuern muss nicht unbedingt mit mehr Risiken verbunden sein. Unternehmen sollten sie als Chance sehen. Denn wer jetzt gezielt vorgeht, kann die Berichterstattung über Steuern im Nachhaltigkeitsbericht und im zukünftigen öffentlichen Country by Country Reporting nutzen, um die eigene Reputation zu steigern. Zeigen Sie der Öffentlichkeit, dass Ihr Unternehmen die regulatorischen Anforderungen einhält. Zeigen Sie es, wenn Sie auf moderate bzw. nachhaltige Steuerstrukturierung setzen. Denn nach unserer Beobachtung fordern auch Stakeholder zunehmend angemessene Steuerzahlungen von Unternehmen in den Ländern, in denen sie tätig sind, und nehmen dies auch vermehrt als Teil der gesellschaftlichen Verantwortung wahr. Analog zur Diskussion um die Green Bonds dreht es sich auch bei Steuern um die Forderung „Pay your fair Share“.

Doch auch wenn Unternehmen nicht sofort auf volle Transparenz setzen wollen, sollten sie sich mit dem Thema Berichterstattung schon jetzt auseinandersetzen. Denn es benötigt Zeit, bis zum Beispiel die Informationen in der geforderten Güte vorliegen und die entsprechenden internen IT-Systeme auf die Berichterstattung über Steuern ausgelegt sind.

Das wäre dann übrigens auch ein guter Zeitpunkt für die Implementierung eines Tax-Compliance-Management-Systems als ideale Basis für die Steuerberichterstattung.

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