Wie kann es sein, dass ein Unternehmen in seinem Geschäftsbericht eine positive Gesamtgeschichte erzählt, aber in seinen Finanzaussagen einen Verlust ausweist? Und warum hat eine neu angekündigte Netto-Null-Strategie keine Auswirkung auf die Vermögenswerte in den Finanzaussagen eines Unternehmens? Dies sind Fragen, die sich Investoren stellen, wenn sie einen Unternehmensbericht lesen.
Einige Informationen im Geschäftsbericht sind nicht miteinander verbunden
Unternehmen berichten über wichtige strategische, nachhaltige und finanzielle Informationen an die Kapitalmärkte. Aber teilweise erscheinen die Informationen dieser Dimensionen nicht miteinander verbunden. Wenn dies geschieht, verlieren Investoren jedoch das Vertrauen in die Berichterstattung des Unternehmens, was zu einem Vertrauensverlust zwischen Management und Investoren führen kann. Hier macht Vernetzung den entscheidenden Unterschied. Was aber bedeutet in diesem Zusammenhang „Vernetzung“?
Deswegen ist der Geschäftsbericht ein wichtiges Instrument
Ein Unternehmensbericht bietet Stakeholdern unter anderem einen Überblick über die Finanzen, die Geschäftsstrategie, die Unternehmensführung und die Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens. Der Bericht ist ein wichtiges Instrument für Investoren, Analysten, Kunden, Mitarbeitende und andere Interessengruppen, um das Unternehmen besser zu verstehen und fundierte Entscheidungen zu treffen.
Die Berichterstattung eines Unternehmens umfasst unterschiedliche Bestandteile und Dimensionen, die den Adressaten unterschiedliche Perspektiven auf das gleiche Geschäftsmodell mit der dazu gehörenden Geschäftsstrategie erlauben. Um Investoren die eigene Strategie belastbar präsentieren zu können, ist die Vernetzung aller Dimensionen sinnvoll. Natürlich erwarten Investoren auch, dass der Geschäftsbericht eines Unternehmens mit seinen anderen Kapitalmarktkommunikationen übereinstimmt.
Vernetzung im Geschäftsbericht: Was sollten Unternehmen tun?
Unternehmen sollten sicherstellen, dass sie ihre Geschichte in den unterschiedlichen Berichtsteilen kohärent und widerspruchsfrei erzählen. Dies gilt insbesondere im Kontext der Implementierung von neuen Prozessen zur Erstellung der Nachhaltigkeitsberichterstattung nach den Vorschriften der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD).
Hand in Hand arbeiten für Klarheit und Verständlichkeit
Wenn die verschiedenen Elemente eines Geschäftsberichtes in Silos entwickelt werden, ist es unwahrscheinlich, dass sie eine kohärente Erzählung ergeben. Um eine zusammenhängende Berichterstattung zu erreichen, sollte dem gesamten Bericht eine einheitliche Sicht auf das Geschäftsmodell und auf die Strategie zugrunde liegen. Investoren werden die Klarheit und den Fokus des Unternehmens in Frage stellen, wenn sie keine einheitliche Sicht auf das Geschäftsmodell und die Strategie erkennen können. Daher empfehle ich, dass die verschiedenen Gruppen, die an der Erstellung des Geschäftsberichts beteiligt sind – Finanzabteilung, Investor Relations, Risikomanagement, Nachhaltigkeitsbeauftragte usw. – Hand in Hand arbeiten, um Zusammenhänge, Konsistenz, Klarheit und Verständlichkeit zu gewährleisten.
Integrierte Prozesse für Nachhaltigkeitsinformationen
Eine Lösung wäre die Integration des Sustainability-Reportings in das Financial-Reporting. Hierzu ist eine schrittweise Digitalisierung und Integration der verschiedenen ESG-Berichtswege in ein einziges Sustainability-Reportingsystem notwendig. Dies steigert nicht nur die Effizienz und Qualität der Berichterstattung, sondern erfüllt zugleich die Anforderungen an die formale Berichterstattung. Diese erfordert einen integrierten Prozess, da die Nachhaltigkeitsinformationen künftig in den Lagebericht eingebettet werden müssen und somit denselben Stellenwert wie die finanzielle Berichterstattung haben. Die ESG-Angaben müssen früher prüfbereit sein und sollten mit gleicher Qualität und Sorgfalt erstellt werden.
Eine integrierte Berichterstattung von Finanz- und Nachhaltigkeitskennzahlen ist ebenfalls notwendig, da es Überschneidungen in den Berichtspflichten gibt. Ein Beispiel dafür sind die Anforderungen aus der EU-Taxonomie-Verordnung, bei denen die Nennerangaben der KPIs mit den Angaben der Finanzberichterstattung übereinstimmen müssen. Auch Informationen über Risiken im Bereich Umwelt, Soziales oder Governance können Auswirkungen auf finanzielle Kennzahlen wie Rückstellungen haben. Ein integrierter Berichterstattungsprozess ist damit weniger fehleranfällig und die digitale Datenverarbeitung der Informationsquellen finanzieller und nachhaltigkeitsbezogener Informationen fördert zudem die Konsistenz.