KI ist für die Finanzbranche weit mehr als ein Effizienzhebel. KI kann dabei helfen, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, Prozesse zu optimieren und die Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern. Doch wie gelingt die erfolgreiche Integration von KI in einer regulierten Umgebung, gerade wenn noch nicht alle Infrastruktur-Herausforderung gegeben sind? KPMG begleitete die Rentenbank bei ihrer digitalen Transformation.
KPMG und Rentenbank: Erfolgreiche KI-Einführung trotz Infrastruktur-Herausforderungen
Im Gespräch mit Benedikt Höck, Head of AI bei KPMG, berichten Dr. Marc Kaninke, Finanz- und IT-Vorstand der Rentenbank, und Marc Ahrens, Digital Officer der Rentenbank, über zentrale Hürden bei der KI-Implementierung – von IT-Infrastruktur bis Governance – und wie sie mit einer KI-Sandbox und gezieltem Enabling der Mitarbeitenden erste Erfolge erzielt haben.
Inwiefern ist KI für die Rentenbank ein zentrales Thema?
Dr. Marc Kaninke: Wir wollen unsere Abläufe effizienter gestalten und uns mehr auf unsere Kunden konzentrieren. Gleichzeitig hilft uns KI, den Fachkräftemangel abzufedern, indem sie einfache Tätigkeiten übernimmt. Auch für junge Talente sind Technologien ein wichtiger Faktor, da sie moderne Arbeitsweisen ermöglichen und die Attraktivität eines Arbeitgebers mitprägen.
Welche Hürden sind euch auf eurer KI-Reise begegnet?
Marc Ahrens: Eine der ersten Herausforderungen war die Infrastruktur. KI-Anwendungen benötigen eine leistungsfähige und sichere Infrastruktur, i.d.R. abgebildet über Cloud-Komponenten (z.B. Azure und GPT). Als Bank bewegen wir uns in einem stark regulierten Umfeld, sodass Datenschutz und IT-Sicherheit oberste Priorität haben.
Ein weiteres zentrales Thema war zudem das Enablement der Mitarbeitenden. Viele hatten zunächst Berührungsängste oder wussten nicht genau, wie sie KI sinnvoll nutzen können. Zudem gibt es regulatorische und datenschutzrechtliche Hürden, insbesondere weil viele KI-Modelle außerhalb Europas entwickelt wurden. Schließlich war auch die Governance ein wichtiger Punkt: Wie gestalten wir Regeln und Prozesse, um KI sicher und effizient einzusetzen?
Wie habt ihr diese Herausforderungen konkret gelöst?
Dr. Marc Kaninke: Ein wesentlicher Schritt war die Einführung einer KI-Sandbox. Diese geschützte Testumgebung ermöglicht es unseren Mitarbeitenden, KI auszuprobieren und erste Use Cases zu entwickeln – ohne regulatorische Risiken einzugehen. Außerdem haben wir gezielt Schulungen angeboten, um das Thema Prompting besser zu verstehen. Parallel haben wir eine interne Governance aufgebaut, um rechtliche und ethische Fragen frühzeitig zu klären.
Welche Rolle hat KPMG bei der KI-Transformation gespielt?
Marc Ahrens: KPMG war ein entscheidender Partner bei der Implementierung der KI-Sandbox. Gemeinsam haben wir eine sichere Umgebung geschaffen, die den regulatorischen Anforderungen entspricht. Zudem haben wir mit KPMG erste Anwendungsfälle entwickelt, beispielsweise einen Assistenten für Stellenanzeigen oder ein Tool zur Geschäftsberichtsanalyse. Diese ersten Erfolge haben uns geholfen, KI greifbar zu machen und in die Breite der Organisation zu tragen.
Bei der Rentenbank wurde auch ein digitaler Zwilling erstellt – wie kam es dazu?
Marc Ahrens: Wir wollten zeigen, wie leicht sich KI-gestützte Avatare erstellen lassen. Dafür habe ich ein Foto und eine kurze Audioaufnahme genutzt. Mit einer einfachen Software war innerhalb weniger Minuten ein digitales Abbild von mir erstellt. Die meisten haben erkannt, dass es eine Simulation war, aber es hat verdeutlicht, wie realistisch solche digitalen Abbilder bereits sind. Solche Technologien könnten für Schulungen oder Informationsmaterialien genutzt werden, bergen aber auch Risiken, etwa für Falschinformationen oder Deepfakes.
Welche weiteren Schritte sind für die Zukunft geplant?
Dr. Marc Kaninke: Unser Ziel für 2025 ist es, dass jede Organisationseinheit der Rentenbank mindestens eine produktive KI-Anwendung nutzt. Das müssen keine hochkomplexen Lösungen sein – es geht darum, KI sinnvoll in den Arbeitsalltag zu integrieren. Gleichzeitig treiben wir unsere Cloud-Strategie weiter voran, um die technologische Basis für leistungsfähigere Anwendungen zu schaffen.
Das komplette Interview können Sie im Podcast hören.