Mensch tippt am Laptop und vor dem Laptop bilden sich Datennetze.

AI Agents im Unternehmen: Effizienz oder Risiko?

Interview: Wie digitale Assistenten Prozesse optimieren – und was dabei zu beachten ist.

Keyfacts:

  • Unternehmen setzen AI Agents in zahlreichen Bereichen ein, von Chatbots im Kundenservice über Unterstützung in der Softwareentwicklung bis hin zur Risikoanalyse in der Logistik.
  • Die erfolgreiche Implementierung von AI Agents erfordert klare Governance-Strukturen und das Beachten regulatorischer Anforderungen wie der EU-KI-Verordnung
  • Praxiseinblicke zu AI Agents beim KPMG Zukunftsgipfel am 9. April.

    AI Agents spielen eine entscheidende Rolle in der Transformation von Unternehmen. Sie übernehmen sich wiederholende Tätigkeiten, optimieren Prozesse und erlauben es Mitarbeitenden, sich auf komplexere Aufgaben zu konzentrieren. Die Implementierung dieser digitalen Assistenten erfordert jedoch präzises Vorgehen und die richtigen Strategien.

    Im Interview gibt Dr. Rebecca Engelhardt, Expertin für digitale Plattformen bei KPMG, Einblicke in erfolgreiche Anwendungsbeispiele – von Chatbots im Kundenservice bis hin zur Risikoanalyse in der Logistik. Zudem erläutert sie, wie Unternehmen frühzeitig auf die Anforderungen der EU-KI-Verordnung und der DSGVO reagieren können.

    Rebecca, was versteht man unter AI Agents und warum ist das Thema gerade so aktuell?

    Dr. Rebecca Engelhardt: AI Agents, also künstliche Intelligenz-Agenten, agieren als autonome Programme, die Entscheidungen treffen und Aufgaben selbstständig erledigen. Diese Agenten interagieren aktiv mit ihrer Umgebung und nutzen dabei ihre Fähigkeit, komplexe Aufgaben zu bewältigen. Ihre Einsatzmöglichkeiten reichen von der Automatisierung einfacher Routinearbeiten bis hin zur Lösung anspruchsvoller Herausforderungen in verschiedenen Unternehmensbereichen. Dabei treffen sie rationale Entscheidungen, indem sie umfangreiche Daten analysieren oder sensorische Informationen nutzen.

    Das Interesse an AI Agents wächst rasant, denn sie bieten Unternehmen die Möglichkeit, effizienter, kundenfreundlicher und wettbewerbsfähiger zu werden. Die Automatisierung alltäglicher Aufgaben spart nicht nur Zeit, sondern verändert auch den Arbeitsalltag.

    Fortschrittliche Technologien wie Natural Language Processing (NLP) in Kombination mit maschinellem Lernen verbessern die Interaktion mit diesen Agenten und steigern somit ihre Akzeptanz.

    Gibt es konkrete Beispiele, wie Unternehmen AI Agents nutzen?

    Dr. Rebecca Engelhardt: Unternehmen setzen AI Agents vielfältig ein. Im Kundenservice nutzen sie Chatbots, die rund um die Uhr Anfragen beantworten. In der Softwareentwicklung unterstützen AI Agents Programmierer beim Codieren und Testen. In der Logistik optimieren sie Routen und verwalten Lagerbestände. Im Marketing analysieren sie Nutzerverhalten und liefern personalisierte Inhalte.

    Welche regulatorischen Anforderungen müssen Unternehmen beim Einsatz von AI Agents beachten?

    Dr. Rebecca Engelhardt: AI Agents agieren zunehmend autonom, was ethische und sicherheitsrelevante Fragen aufwirft. Die Entscheidungsfindung durch künstliche Intelligenz bleibt oft schwer nachvollziehbar. Deshalb ist ein robustes Regelwerk unerlässlich. Die EU-KI-Verordnung (AI Act) setzt neue Maßstäbe, indem sie eine risikobasierte Einstufung für AI Agents vorschreibt und besondere Prüfpflichten für hochriskante Anwendungen festlegt. Auch die Anforderungen der DSGVO stellen sicher, dass Unternehmen personenbezogene Daten rechtmäßig und transparent verarbeiten.

    Unsere Studie „Fake World vs. Trusted AI“ zeigt, dass Unternehmen Governance-Strukturen benötigen, um künstliche Intelligenz sicher und verantwortungsvoll zu nutzen. Führungskräfte sollten die Auswirkungen von AI auf ihr Geschäft und ihre Mitarbeitenden aktiv steuern.

    Welche Auswirkungen hat der Einsatz von AI Agents auf Geschäftsmodelle und operative Effizienz?

    Dr. Rebecca Engelhardt: AI Agents bieten Unternehmen mehr als nur Effizienzgewinne; sie verändern Geschäftsmodelle und Abläufe tiefgreifend. Der Einsatz dieser Agenten eröffnet neue Einnahmequellen, etwa abonnementbasierte KI-Dienste oder nutzungsabhängige Beratung. Unternehmen, die AI Agents sinnvoll nutzen, verbessern ihre operative Effizienz erheblich. Die Agenten beantworten Anfragen und erledigen sich wiederholende Tätigkeiten intelligent, autonom und automatisiert.

    Mit ihrer Skalierbarkeit bearbeiten sie gleichzeitig mehrere Anfragen rund um die Uhr. Dadurch bleibt mehr Zeit für die Mitarbeitenden, sich auf komplexere Aufgaben zu konzentrieren. Auch Schwankungen im Personalbedarf lassen sich so ohne hohe zusätzliche Kosten ausgleichen.

    Welche Rolle spielen AI Agents speziell im Bereich De-Risking?

    Dr. Rebecca Engelhardt: Unternehmen verfolgen De-Risking-Strategien, um finanzielle, operative oder regulatorische Risiken zu minimieren. AI Agents analysieren große Datenmengen in Echtzeit, erkennen Muster und identifizieren potenzielle Risiken frühzeitig. Besonders in der IT-Sicherheit ermöglichen sie das rechtzeitige Erkennen von Cyberangriffen und Datenlecks. Zudem überwachen sie soziale Medien und Netzwerke, um Fake News zu identifizieren.

    Im Zahlungsverkehr decken AI Agents verdächtige Transaktionen auf und unterstützen die Betrugsbekämpfung. Auch im Bereich Lieferkette helfen sie, Risiken zu bewerten, indem sie Daten zu Wetterbedingungen, geopolitischen Entwicklungen und Lieferantendaten analysieren. Diese technologischen Möglichkeiten machen AI Agents zur Schlüsseltechnologie für De-Risking und unterstützen Unternehmen dabei, proaktiv auf Risiken zu reagieren.

    Gibt es Branchen, die besonders stark von AI Agents profitieren?

    Dr. Rebecca Engelhardt: AI Agents könnten alle Branchen revolutionieren, insbesondere in Sektoren mit bereits digitalisierten Prozessen. Vorreiter sind Branchen, in denen Kundenbetreuung und Service im Vordergrund stehen, wie im Einzelhandel oder bei Banken und Telekommunikationsanbietern.

    Im Tourismus verbessern AI Agents Buchungssysteme und unterstützen bei der Reiseplanung. Im Gesundheitswesen helfen sie, die Patientenberatung zu optimieren, indem sie medizinische Anfragen beantworten und bei der Analyse von Bildern helfen. In der Versicherungs- und Finanzbranche setzen Unternehmen AI Agents zur automatisierten Betrugserkennung und frühzeitigen Risikoeinschätzung ein. In der Logistik verbessern AI Agents die Lagerverwaltung und Routenplanung. Selbst im Bildungsbereich ermöglichen sie die Automatisierung von Prüfungen, die Erstellung personalisierter Lernpläne und stehen Schülern 24/7 für Fragen zur Verfügung.

    Wie wird sich der Markt für AI Agents weiterentwickeln?

    Dr. Rebecca Engelhardt: Der Markt für AI Agents boomt und wächst rasant. Die Marktgröße für generative AI, die oft von AI Agents genutzt wird, ist zwischen 2020 und 2024 auf 33,4 Milliarden Euro angewachsen und Deutschland spielt dabei mit 1,5 Milliarden Euro eine wichtige Rolle. Unternehmen stecken viel Geld in autonome Systeme und Automatisierung.

    Neue Entwicklungen wie multimodale KI-Modelle, die Text, Bilder und Sprache gleichzeitig analysieren, sowie proaktive AI Agents, die ohne vorherige Anfrage Probleme lösen, prägen die Zukunft. Die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine wird alltäglich und neue Berufe entstehen, wie AI-Regulierungsbeauftragte oder AI Operations Manager.

    Wie sollten Unternehmen sich auf den verstärkten Einsatz von AI Agents vorbereiten?

    Dr. Rebecca Engelhardt: Unternehmen sollten den Einsatz von AI Agents strategisch angehen, um Sicherheit, Vertrauen und ethische Standards zu gewährleisten. Sie sollten technologische Grundlagen schaffen und eine klare KI-Strategie entwickeln. Zudem gilt es, zu analysieren, wo AI Agents den größten Nutzen bringen können. Dafür braucht es nicht nur technisches Know-how, sondern auch organisatorische Veränderungen. Unternehmen sollten ihre Mitarbeitenden frühzeitig miteinbeziehen, schulen und ihnen vermitteln, dass AI Agents die Belegschaft nicht ersetzen, sondern unterstützen.