Keyfacts:
- 30 Prozent der deutschen Unternehmen sehen Standortvorteile in der weniger restriktiven Regulierung in UK – Tendenz steigend.
- Neue Handelsabkommen des Vereinigten Königreichs öffnen Zugang zu Märkten, mit denen die EU keine entsprechenden Vereinbarungen besitzt.
- Der britische Markt ermöglicht schnellere Innovationszyklen als der EU-Binnenmarkt.
Rund ein Jahrzehnt nach dem Brexit-Referendum zeichnet sich im deutsch-britischen Handelskorridor eine Trendwende ab. Das ist eines der Ergebnisse des „German-British Business Outlook 2025“. Demnach erwarten 85 Prozent der befragten deutschen Unternehmen bessere Beziehungen mit Großbritannien. Das volatile geopolitische Umfeld und die angespannte Sicherheitslage in Europa führen zu einer Rückbesinnung auf gleichgesinnte Partner – politische Signale wie der im Juli unterzeichnete Britisch-Deutsche Freundschaftsvertrag (Kensington Treaty) unterstreichen diesen Kurs. Als Folge dessen rückt das Vereinigte Königreich auch für deutsche Unternehmen wieder stärker in den Fokus strategischer Entscheidungen.
Regulatorische Freiräume als Standortvorteil
Stärker und nachhaltiger als die Europäische Union setzt Großbritannien auf weniger Regulierung, schnellere Genehmigungen und neue Handelsabkommen. Für Unternehmen entsteht dadurch ein Umfeld, das Innovation fördert, statt sie auszubremsen. 30 Prozent der Befragten sehen inzwischen Vorteile in der britischen Regulierungslandschaft (gegenüber 24 Prozent in der Vorjahres-Befragung). Verstärkt wird dieser Trend durch die jüngst geschlossenen neuen Handelsabkommen des Vereinigten Königreichs mit Indien und den USA. Besonders Zukunftsbranchen wie Clean Energy, Life Sciences, Defence und digitale Technologien entwickeln sich zu Wachstumstreibern.
Wichtigste Geschäftschancen im Vereinigten Königreich in den nächsten fünf Jahren – laut befragten Unternehmen

Quelle: KPMG und BCCG, 2025 (n=63); 2024 (n=66); 2023 (n=58); Mehrfachantworten möglich
Diese Entwicklung ist Teil einer bewussten Post-Brexit-Strategie Londons: Eigenständigkeit wird als Hebel genutzt, um Standortpolitik zu einem wirtschaftlichen Differenzierungsmerkmal zu machen. Während die EU vielfach durch komplexe Verfahren und lange Genehmigungswege geprägt ist, erlaubt das britische System einen deutlich schlankeren Zugang. Unternehmen, die beispielsweise neue Produkte, Technologien oder Geschäftsmodelle testen möchten, finden hier schnellere Entscheidungsprozesse und geringere Hürden.