Verschlungenes Autobahnkreuz

Wie Deutschlands Unternehmen den Krisen trotzen

Die Herausforderungen sind enorm, aber die Wirtschaft zeigt sich resilient.

Eine Krise folgt der nächsten – wenn man die aktuelle Nachrichtenlage betrachtet, kann sich dieses Bild der wirtschaftlichen Situation verfestigen. Nicht nur die anhaltend hohe Inflation, Krieg in Europa und geopolitische Spannungen in Asien belasten die Unternehmen in Deutschland schwer.

Neun von zehn CEOs großer deutscher Unternehmen, die wir im Sommer 2022 für den KPMG CEO Outlook befragt haben, sagten uns, dass sie in den nächsten zwölf Monaten eine Rezession erwarten würden. Ob es dazu kommt, ist offen. Laut Internationalen Währungsfonds (IWF) hat Deutschland gute Chancen, eine Rezession zu vermeiden.

Unsere Future-Readiness-Befragung, für die wir Top-Entscheider:innen aus Deutschland um ihre Einschätzung der Lage ihres Unternehmens in den nächsten fünf Jahren gebeten haben, ergab, dass die hiesigen Unternehmen sich für die aktuellen und kommenden Krisen gut gewappnet sehen und ihre Resilienz insbesondere gegenüber externen Faktoren weiter ausbauen wollen.

Es ist ermutigend, dass die von uns befragten Entscheider:innen ihre Unternehmen als robust genug wahrnehmen, Krisen gut zu bewältigen. Viele haben in Vorbereitung auf eine potenziell mögliche Rezession bereits zielgerichtete Maßnahmen ergriffen oder planen diese. Dabei können sie sich auf die große Anpassungsfähigkeit stützen, die deutsche Unternehmen bereits in den zurückliegenden Corona-Jahren bewiesen haben.

Risikoaspekte rücken in den Blick

Statt den Kopf in den Sand zu stecken, legen die Unternehmen den Fokus ihrer Investitionen verstärkt auf den Ausbau ihrer Krisenfestigkeit. Vor allem Risikoaspekten wie der Anpassung an weltwirtschaftliche oder ESG-bedingte Veränderungen wollen die Unternehmen mit weiterentwickelten Strategien begegnen.

Schon vor dem Krieg in der Ukraine war den Unternehmen klar, dass ihre Sicherheit und insbesondere die Cybersicherheit in den nächsten Jahren zur Herausforderung werden. Die Covid-19-Pandemie hat die Digitalisierung in Deutschland stark beschleunigt und damit leider auch neue Angriffsmöglichkeiten für Cyberkriminalität geschaffen. Die neue globale Sicherheitslage hat diesen Trend verstärkt, und die Furcht vor politisch motivierten Cyberattacken steigt. Die Mehrzahl der Unternehmen sieht hier großen Handlungsbedarf und beabsichtigt, in ihre Abwehr zu investieren.

Digitalisierungs- und ESG-Strategie notwendig

Auch wenn Sorgen aufgrund von Inflation und geopolitischer Unsicherheiten aktuell überwiegen, ist es gut, dass die Herausforderungen der digitalen Transformation und ESG-Aspekte nicht aus dem Blick geraten. Längst ist klar, dass die Digitalisierung kein Selbstzweck ist, sondern die Basis zur Steigerung von Effizienz, Resilienz und Wachstum legt. Auch ESG wird schon länger nicht mehr als reines Compliance-Thema wahrgenommen. Es wird mehr und mehr als Werttreiber erkannt. Stakeholder:innen erwarten, dass Unternehmen hier entsprechende Strategien entwickeln.

ESG- und Digitalstrategien sollten deshalb miteinander verknüpft und potenzielle Gefahren eingehegt werden, um sie dann in die übergeordnete Unternehmensstrategie einzubetten, welche die Basis für eine erfolgreiche Zukunft bildet.

Ob eine Rezession auf Deutschland zukommt, ist offen. Aber es macht auf jeden Fall Mut, dass unseren Studien zufolge fast zwei Drittel der Unternehmen sich einen hohen oder sehr hohen Reifegrad zuschreiben und für Krisenzeiten gewappnet fühlen. Dass die deutsche Wirtschaft nun gezielter in ihre Anpassungsfähigkeit investiert, ist notwendig. Denn sollte es zu einer Rezession kommen, wird Resilienz für die Unternehmen entscheidend sein, um sicher durch diese zu steuern.

Mattias Schmelzer