Wie sich das Müllproblem in den Weltraum verlagert

Satelliten ermöglichen den digitalen Alltag, ihr Schrott gefährdet die Sicherheit im Orbit

Wer an das Weltall denkt, hat unendliche Weiten im Sinn. Tatsächlich ist es im Weltraum zunehmend voll – zumindest im erdnahen Raum, dem Low Earth Orbit von ein paar Hundert bis ein paar Tausend Kilometern Höhe. Immer mehr aktive und ehemalige Satelliten tummeln sich auf den Umlaufbahnen. Die größte Schrott-Dichte gibt es dabei ungefähr 800 Kilometer über der Erde. Dieser Space Debris gefährdet damit auch die Internationale Raumstation, die in gut 400 Kilometern ihre Umlaufbahn hat.

Die Marktgröße soll auf bis zu 2.700 Milliarden US-Dollar anwachsen

Der Weltraum ist längst zu einem Milliardengeschäft geworden, in dem nicht nur Staaten oder militärische Spieler mitmischen, sondern auch private Konzerne, Start-ups und Investoren. 2018 hatte der „Space-Markt“ im All eine Größe von 260 Milliarden US-Dollar. In den kommenden 20 Jahren soll er auf bis zu 2.700 Milliarden US-Dollar wachsen.

Mehr als 20.000 Objekte fliegen im Weltraum als Schrott umher

Das Raumfahrtbusiness dreht sich vor allem um Satelliten. Sie dienen der digitalen Transformation, der Navigation, der Telekommunikation oder auch militärischen Anwendungen. Big Data wäre ohne Satelliten nicht denkbar. Mehr als 20.000 menschengemachte Objekte befinden sich derzeit im All. Viele davon sind Bruchstücke ausrangierter Satelliten. Sie fliegen buchstäblich als Müll herum – Weltraumschrott, der um die Erde kreist, dort andere Satelliten beschädigen kann oder eines Tages in der Erdatmosphäre verglühen wird. Die Trümmer bestehen dabei aus mitunter großen Objekten und gesundheitsschädlichen Materialien.

Produktion von Satelliten ist einfacher und günstiger geworden

Und das Geschäft mit den Satelliten boomt weiter. Die Nachfrage nach digitaler Kommunikationsinfrastruktur wächst ungebrochen. Auch die Herstellung von Satelliten ist günstiger und einfacher geworden. Neue Generationen von Erdtrabanten sind zum Teil nicht größer als ein Schuhkarton, wiegen bisweilen nicht mehr als zehn Kilogramm und können kosteneffizient ins All geschossen werden.

Start-ups entwickeln Techniken, um Weltraummüll zu sammeln

Das bringt ein Problem mit sich, das uns auf der Erde schon seit Jahrzehnten beschäftigt: Abfallentsorgung und -vermeidung. Über der Erde zieht der Müll jedoch noch immer nahezu ungestört seine gefährlichen Umlaufbahnen – ein wachsendes Risiko für aktive Satelliten und die Raumfahrt. Doch das Problembewusstsein wird größer. Start-ups entwickeln Techniken, den Müll im Orbit zu sammeln und zu entsorgen. Schon in wenigen Jahren sollen entsprechende Projekte starten.

Rating soll dafür sorgen, dass Missionen und Satelliten nachhaltiger werden

Das Weltwirtschaftsforum (WEF) hat das Space Sustainability Rating (SSR) ins Leben gerufen. An dessen Entwicklung waren unter anderem universitäre Einrichtungen aber auch die Europäische Weltraumorganisation beteiligt. Das Rating bemisst die Nachhaltigkeit von Space-Missionen in Bezug auf die Vermeidung von Weltraumschrott. So soll die Gefahr von gefährlichen Begegnungen reduziert werden, die etwa durch defekte Satelliten besteht. Das Ziel: weniger Schrott im Weltall.

Nachhaltigkeit wird auch in der Raumfahrt immer wichtiger

Die großen Unternehmen der Space-Branche haben sich zu nachhaltigen Strategien für die Entwicklung von Satelliten und Weltraummissionen verpflichtet – eine positive und wichtige Entwicklung. Denn überall dort, wo der Mensch wirkt, hinterlässt er Spuren. Das gilt nicht nur auf unserem Heimatplaneten, sondern auch in den gar nicht so unendlichen Weiten des Weltraums.

Benedikt Herles

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