Drei Personen stehen zusammen und beraten.

Worauf es 2025 für Familienunternehmen ankommt

Der Mittelstand muss sich in diesem Jahr auf neue Rahmenbedingungen einstellen.

Keyfacts:

  • Donald Trump will deutsche Start-ups verstärkt in die USA locken. Familienunternehmen können dafür sorgen, dass die Innovationskraft im Land bleibt.
  • Bei der Integration von KI sollten Familienunternehmen über Kooperationen mit jungen Tech-Start-ups nachdenken.
  • Omnibus-Paket der EU verspricht für einige Unternehmen bürokratische Entlastungen.

Familienunternehmen sind das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Fast die Hälfte der Unternehmen mit mehr als 50 Millionen Euro Umsatz in Deutschland ist familiengeführt. Ihre langfristige Orientierung, ihre Flexibilität und Innovationskraft haben sie widerstandsfähig gegenüber Krisen gemacht. Doch geopolitische Unsicherheiten, technologische Umbrüche und regulatorische Herausforderungen stellen sie 2025 vor neue Aufgaben. Welche Themen sind besonders wichtig?

Geopolitik: Neue Herausforderungen durch Trump 2.0

Die neue US-Regierung unter Donald Trump setzt verstärkt auf Protektionismus. Höhere Zölle und steuerliche Anreize für in den USA ansässige Unternehmen könnten deutsche Familienunternehmen vor strategische Entscheidungen stellen. Insbesondere die Frage, ob eine Produktion in den USA langfristige Vorteile bringt, rückt in den Fokus.

Doch der Wettbewerb zwischen den Wirtschaftsräumen betrifft nicht nur die Produktion, sondern auch den Innovationssektor. Während viele Familienunternehmen überlegen, wo sie investieren, setzen US-Präsident Trump und sein Berater Elon Musk gezielt Anreize, um europäische Start-ups ins Land zu holen – ein Trend, der Deutschlands Innovationskraft schwächen könnte. Um dieser Abwanderung von Know-how entgegenzuwirken, sind Familienunternehmen gefordert, stärker mit Universitäten und jungen Technologieunternehmen zusammenzuarbeiten, insbesondere im Bereich KI.

Ob die Einführung eines Digitalministeriums in Deutschland ausreicht, um den Standort attraktiver zu machen, bleibt fraglich. Wichtiger wären gezielte Anreize für Gründer und mehr Investitionen in zukunftsweisende Technologien. Hier können Familienunternehmen eine Schlüsselrolle übernehmen, indem sie verstärkt Risikokapital bereitstellen und sich als Innovationsförderer positionieren. Auch kleinere Investitionen können helfen, langfristige Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und den Technologiestandort Deutschland zu stärken.

Künstliche Intelligenz: Effizienz und Innovation vereinen

KI ist längst kein Zukunftsversprechen mehr, sondern eine Schlüsseltechnologie für Unternehmen. Viele Familienunternehmen nutzen sie bereits zur Prozessoptimierung. Weitaus größere Chancen bieten sich, wenn KI gezielt für Innovationen eingesetzt wird. Predictive AI ermöglicht Marktanalysen, personalisierte Kundenansprache und automatisierte Entscheidungsprozesse. Unternehmen, die KI nicht nur zur Effizienzsteigerung nutzen, sondern als Treiber neuer Geschäftsmodelle verstehen, können sich entscheidende Wettbewerbsvorteile sichern.

„Die zentrale Herausforderung besteht jetzt darin, die künstliche Intelligenz von einem Buzzword in konkrete Geschäftsmöglichkeiten zu übersetzen.“

Dr. Ladislava Klein, CMO, Mitglied des Vorstands, Bereichsvorständin für Familienunternehmen, Regionalvorstand West – Köln

Die erfolgreiche Integration von KI erfordert jedoch eine strategische Planung. Unternehmen sollten zunächst analysieren, welche Anwendungsfälle den größten Nutzen bringen und sich dann schrittweise an komplexere KI-Modelle heranwagen. Wichtig ist auch, dass die Mitarbeiter:innen entsprechend geschult werden, um mit den neuen Technologien effektiv arbeiten zu können. Dabei empfiehlt es sich, mit kleinen, praxisnahen Use-Cases zu starten, um Berührungsängste abzubauen und erste Erfolge sichtbar zu machen. Cloud-Lösungen und ein durchdachtes Datenmanagement sind essenziell, um die technischen Voraussetzungen für eine erfolgreiche KI-Implementierung zu schaffen.

ESG: Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil

Nachhaltigkeit ist längst nicht mehr nur ein regulatorisches Muss, sondern auch ein entscheidender Faktor für wirtschaftlichen Erfolg. Kunden, Investoren und Talente erwarten von Unternehmen klare ESG-Strategien. Unternehmen, die in ressourcenschonende Prozesse, klimaneutrale Lieferketten und nachhaltige Geschäftsmodelle investieren, stärken nicht nur ihre Marktposition, sondern erhöhen auch ihre Attraktivität als Arbeitgeber. Besonders junge Talente legen Wert auf soziale und ökologische Verantwortung. Für Familienunternehmen, die traditionell langfristig denken, ist ESG daher weit mehr als eine Pflicht – es ist eine Chance zur Differenzierung und Zukunftssicherung.

Omnibus-Paket: Weniger Bürokratie, aber ESG bleibt relevant

Während die ursprüngliche Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) viele Mittelständler bereits 2025 vollumfänglich zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet hätte, soll ihr Anwendungsbereich durch das Omnibus-Proposal der EU nun erheblich eingeschränkt werden. Nach dem aktuellen Vorschlag sollen zukünftig Unternehmen mit weniger als 1.000 Mitarbeitenden nicht mehr berichten, die Anzahl der ESG-Datenpunkte soll reduziert werden. Zudem soll sich für viele Mittelständler die Erstanwendung der Berichtspflichten auf 2027 verschieben. Das könnte für zahlreiche Familienunternehmen eine komplette Befreiung von der Berichtspflicht oder ein erheblicher zeitlicher Puffer und damit eine nicht unerhebliche Entlastung bedeuten.

Doch auch ohne die geplante Neuregelung der Berichtspflichten bleibt ESG für Familienunternehmen relevant. Große Konzerne und Kreditgeber fordern weiterhin Nachhaltigkeitsnachweise von ihren Zulieferern, sodass sich viele Mittelständler mit ESG-Themen auseinandersetzen müssen – unabhängig von regulatorischen Vorgaben. Wer frühzeitig eine freiwillige ESG-Strategie entwickelt, bleibt langfristig wettbewerbsfähig und sichert sich Zugang zu Kapital und Marktchancen in einer zunehmend nachhaltigkeitsorientierten Wirtschaft. Und bleibt weiterhin attraktiv für Kunden und Mitarbeitende.

Fazit

2025 kann für Familienunternehmen ein entscheidendes Jahr werden. Wer in Technologie, ESG und geopolitische Strategien investiert, kann sich langfristige Wettbewerbsvorteile sichern. Wichtig ist, nicht nur auf äußere Veränderungen zu reagieren, sondern die Transformation aktiv zu gestalten. Durch gezielte Investitionen und strategische Partnerschaften können Familienunternehmen ihre Marktstellung langfristig behaupten und ihre Rolle als Stütze der deutschen Wirtschaft weiter ausbauen.