Keyfacts:
- Höhere US-Zölle könnten die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Pharmahersteller schwächen und Produktionsverlagerungen in die USA begünstigen.
- Die Anpassung des Qualitätsmanagements kann Kosten senken, wenn bestimmte FDA-Zertifizierungen nicht mehr erforderlich sind.
- Neue Marktstrategien, wie Automatisierung und die Fokussierung auf Asien und Lateinamerika, können die Wettbewerbsfähigkeit sichern.
Deutsche Pharmaunternehmen befürchten weitreichende Auswirkungen durch den handelspolitischen Kurs der Regierung in den Vereinigten Staaten von Amerika. Im Fokus stehen hier unter anderem die Anhebung der US-Zölle für pharmazeutische Produkte. Werden diese Einfuhrabgaben – wie mehrfach im amerikanischen Wahlkampf angekündigt – auf 25 Prozent erhöht, so wird dies die Dynamik des internationalen Handels und damit den Wirtschaftsstandort Deutschland beeinflussen.
Die USA: Ein zentraler Markt für deutsche Pharmaexporte
Die USA sind einer der wichtigsten Exportmärkte für die deutsche Pharmaindustrie. Laut dem Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e. V. entfielen im Jahr 2023 etwa 26 Milliarden Euro beziehungsweise 15 Prozent der gesamten deutschen Pharmaexporte auf den US-Markt. Steigende US-Zölle könnten so die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Hersteller dramatisch beeinträchtigen und sie vor die Herausforderung stellen, ihre Herstellkostenstruktur zu überprüfen.
Mögliche Kostenvorteile für Generika
Ein Anstieg der Einfuhrzölle führt zur Konsequenz, dass lokale Produktionsstandorte in den USA für pharmazeutische Produkte attraktiver oder gar notwendig werden. Besonders Nachahmerprodukte von Arzneimitteln, bei denen der Patentschutz abgelaufen ist, sogenannte Generika, könnten unter diesen Rahmenbedingungen nicht mehr wirtschaftlich in die USA exportiert werden.
Es ist mit einem Absatzrückgang zu rechnen, da Generika in den USA einem starken Margendruck unterliegen und nur wenig Spielraum für Preisanpassungen bleibt. Die Folge wäre, dass deutsche Exporteure Marktanteile verlieren und US-amerikanische Hersteller bevorzugt werden.
Drohende US-Zölle: Deutsche Pharmahersteller erhöhen ihre Produktion in den USA
Eine Reaktion auf die drohenden US-Zölle zeigt sich bei deutschen deutsche Arzneimittelhersteller bereits jetzt. Viele Hersteller fahren ihre Fertigungskapazitäten in den USA ans Maximum. Ob sich die Verlagerung von Kapazitäten durch den Transfer ganzer Produktionsstätten rentiert, ist aktuell noch nicht abzusehen.
Auswirkungen auf FDA-zertifizierte Produktionsstandorte in Deutschland
Viele deutsche Unternehmen haben in den vergangenen Jahren stark in die deutschen Standorte investiert und Kapazitäten aufgebaut, um den lukrativen und stetig wachsenden US-Markt bedienen zu können. Insbesondere die hohen regulatorischen Anforderungen der amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) waren für die Hersteller eine große Hürde. Folgen der hohen Anforderungen waren personeller Aufbau und angepasste Prozesse.
Sinkt nun das Exportvolumen in die USA, bedeutet dies, dass weniger FDA-zertifizierte Produktionskapazitäten in Deutschland benötigt werden. Die bereits etablierten hohen Dokumentations- und Qualitätsstandards, die über die europäischen Anforderungen hinausgehen, stellen einen erheblichen Kostentreiber in der Produktion dar. Unternehmen sollten deshalb jetzt prüfen, ob sie ihre Produktions- und Qualitätsmanagementsysteme anpassen können, um mittelfristig kosteneffizient zu bleiben.
Der Druck als Chance: Optimierung der Kostenstruktur im Qualitätsmanagement
Die potenzielle Verlagerung der Absatzmärkte kann für deutsche Pharmaunternehmen eine Chance darstellen, nicht mehr notwendigerweise FDA-zertifizierte Produktionsstätten auszubauen. Deswegen sollten Hersteller ihre bestehende Kostenstruktur im Qualitätsmanagement grundlegend hinterfragen.
Der Dokumentationsaufwand in FDA-zertifizierten Produktionsstätten ist erheblich, während die Einhaltung europäischer Standards weniger ressourcenintensiv ist. Durch eine Umstrukturierung und verstärkter Automatisierung im Prozessablauf können deutsche Hersteller langfristig ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern – auch mit Blick auf den asiatischen und lateinamerikanischen Markt.
Strategische Weichenstellung: Wie deutsche Pharmahersteller auf US-Zölle reagieren sollten
Der Regierungswechsel in den USA und steigende US-Zölle für pharmazeutische Produkte können die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Pharmaindustrie erheblich beeinträchtigen. Besonders die Verlagerung von Produktionskapazitäten in die USA wird wahrscheinlicher, um Zölle zu umgehen.
Dennoch bietet diese Situation Chancen zur Optimierung der Produktions- und Qualitätsmanagementprozesse, etwa durch eine Re-Fokussierung auf Produktionsstätten, die nicht der FDA-Zertifizierung unterliegen. Deutsche Hersteller können ihre Wettbewerbsfähigkeit in anderen internationalen Märkten steigern und langfristig von den Veränderungen profitieren, wenn sie jetzt ihre Kostenstruktur auf den Prüfstand stellen.