Es wurde immer davon geredet, Hoffnungen geschürt, vertröstet und weiter auf den großen Durchbruch gewartet. Doch in Deutschland dümpelte der E-Food-Markt lange vor sich hin. E-Food trug hierzulande 2019 nur etwa ein Prozent zum Jahresumsatz (ca. 200 Milliarden Euro) im Lebensmitteleinzelhandel bei. In Frankreich liegt der Anteil mit rund sechs Prozent deutlich höher. Mehr über die Verbesserungpotentiale im digitalen Lebensmittelhandel achten sollten, erfahren Sie in diesem Artikel.
Doch der Beginn der Corona-Krise könnte eine nachhaltige Änderung im Bereich der Lebensmittel im E-Commerce eingeleitet haben. Denn inzwischen boomt der E-Food-Markt. Laut einer Bitkom-Umfrage bestellen mittlerweile rund 30 Prozent ihre Lebensmittel im Internet. Damit kaufen seit Ausbruch der Krise mehr als doppelt so viele Verbraucher online ein und setzen vermehrt auf E-Food statt dem stationären Handel.
Pandemie verschiebt Kundenbedürfnisse
Liefergebühren, unvorteilhafte Lieferzeiten, nicht verfügbare Waren und andere Argumente gegen das Onlineshopping von Lebensmitteln sind in den Hintergrund getreten. Die Corona-Pandemie hat die Prioritäten der Kunden verschoben. Sicherheit und die eigene Gesundheit sind nun die ausschlaggebenden Gründe, warum Bananen, Milch, Tomaten und andere Lebensmittel per Online-Bestellung gekauft werden. Ein weiterer Effekt: Da die Nachfrage nach E-Food in den vergangenen Wochen massiv angestiegen ist, konnten Anbieter ihre Marketingkosten stark reduzieren. Damit fiel für die Unternehmen ein wesentlicher Kostenblock weg, was sich positiv auf die Profitabilität ausgewirkt hat und den Online-Lebensmittelhandel noch attraktiver gestaltet.
Ob es eine nachhaltige Entwicklung ist oder ob die Onlineshopper wieder in die Läden zu ihren alten Gewohnheiten zurückkehren, wird sich zeigen. Ich bin überzeugt, dass die Krise dem E-Food-Markt so viel Aufmerksamkeit gebracht hat, dass der Anteil im Markt dauerhaft steigen kann. Die neuen Kunden werden weiter online bestellen und die Bereitschaft, für Lieferung und anderen Service des E-Food, Geld zu zahlen, wird wachsen und die Customer Journey sowie den Handel entsprechend beeinflussen.
Service, Service, Service und immer an den Kunden denken
Die Händler sollten sich dazu aber auf keinem Fall auf dem derzeitigen Boom ausruhen, sondern ihre Angebote im Bereich E-Food noch kundenfreundlicher gestalten und den Service verbessern. Auch für neue Anbieter ergibt sich die Möglichkeit, in dem schweren E-Food-Markt Fuß zu fassen. Meiner Meinung nach sollte hier auf lange Sicht gedacht und kalkuliert werden. Schwarze Zahlen in den ersten Jahren sind unrealistisch. Dafür sind die Investitionen schlicht zu hoch und die Margen zu niedrig.
Nahtloses Betriebsmodell
Wie können neue Konsumenten für E-Food gewonnen werden bzw. alte gehalten werden? Die Antwort ist einfach und naheliegend: mit exzellentem Service. Dazu können E-Food-Anbieter vor allem bei ihrer Logistik ansetzen und auf ein nahtloses Betriebsmodell setzen. Hierbei werden die Kernprozesse wie Kommissionierung und Auslieferung mit dem Kundenservice verwoben. Über eine App kann so für den Verbraucher maximale Transparenz mit Daten in Echtzeit hergestellt werden. Die Lieferfenster können klarer und enger vorhergesagt werden. Konsumenten können ihre Lieferung noch detaillierter tracken. Bei Lieferproblemen können sie direkt Kontakt mit dem Händler aufnehmen, unter Umständen sogar direkt den Lieferanten ansprechen.
Automatisierung des Lagers
Ein weiterer Ansatzpunkt ist die Lagerhaltung. Die Prozesse in den Lagerstätten der Unternehmen können stark optimiert werden. Am besten durch Technologisierung und Automatisierung. Die Regale und Warengruppen können an die Bestellgewohnheiten im Internet angepasst werden. Wege werden kürzer, das spart Zeit. Roboter stellen die Bestellungen zusammen und übergeben sie direkt an die Lieferanten. Vorteile: Die Abläufe werden so optimiert, dass dem Kunden beim Bestellen Livebestände angezeigt werden und für ihn sofort ersichtlich ist, ob sein Lieblingsprodukt noch verfügbar ist.
Loyale Kunden gewinnen
Die zurückliegenden Wochen haben auf jeden Fall gezeigt, dass auch in Deutschland ein großes Potenzial für den schwierigen E-Food-Markt besteht. Die Anbieter sollten jetzt den Mut haben, bei ihren Angeboten noch stärker auf exzellenten Service zu setzen und weniger kostenoptimiert zu denken, wie es heute häufig der Fall ist. Mit einem Angebot, dass sich stark an den Bedürfnissen des Kunden orientiert, können Verbraucher nachhaltig überzeugt und zu loyalen Kunden für E-Food werden. Damit profitieren vom aktuellen Boom des E-Food nicht nur die Kun