Ohne sie geht nicht viel – sie gehen auf Pressekonferenzen, liefern Bilder, drehen TV-Beiträge, schneiden Schnipsel zu einem Film oder entlasten am Wochenende ihre Redaktionskollegen. Die Rede ist von freien Mitarbeitern und sonstigen Externen. Doch nicht nur in der Medienbranche wird auf Fremdpersonal gesetzt. Autos zum Beispiel werden zu einem guten Teil von Leiharbeitern zusammengeschraubt. Auch Pakete werden von selbstständigen Unternehmern ausgeliefert.
Nach gesetzlichen Änderungen steigt der Prüfdruck der Behörden
Bei der Beschäftigung von Scheinselbstständigen drohen empfindliche Bußgelder und sogar Haftstrafen. Durch eine Novelle des Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG) im April 2017 müssen jetzt noch strengere gesetzliche Vorgabe beim Einsatz von Leiharbeitern und anderem Fremdpersonal eingehalten werden. Die Behörden haben das Thema erkannt und so erhöhen Staatsanwaltschaften und Zollbehörden den Verfolgungsdruck.
Medienbranche scheint Entwicklung verschlafen zu haben
Trotz neuer Gesetzgebung und Druck durch die Behörden – in vielen Medienhäusern scheint man die Entwicklung verschlafen zu haben. Die Unternehmen geraten stärker unter Druck, die Vertragsverhältnisse mit den Externen zu prüfen und anzupassen. Verträge allein werden dafür nicht reichen. Compliance und neue Prozesse sind mindestens genauso wichtig. Dafür, dass die Branche der Entwicklung hinterher hinkt, gibt es mehrere Gründe.
„Das machen doch alle so“-Mentalität
Das Prinzip der freien Mitarbeiter hat sich seit Jahren etabliert und immer größere Auswüchse angenommen. Es gibt Journalisten, die seit Jahren ohne Vertrag und nur nach mündlicher Vereinbarung arbeiten. Sie haben aber einen Schreibtisch in der Redaktion und empfangen Weisungen. Das ist gängige Praxis in vielen Redaktionen, egal ob Print, Fernsehen oder Online. So hat sich eine „Das machen doch alle so“-Mentalität entwickelt und verfestigt.
Freie Mitarbeiter zu engagieren ist oft der bequemste Weg
Dazu kommt, dass in den Medien „Freigeister“ arbeiten, die sich ungern mit Formalitäten aufhalten. Ein weiteres Problem: Die Budgets für feste Mitarbeiter sind häufig begrenzt und es dauert sehr lange, bis eine qualifizierte Person mit einem Arbeitsvertrag ausgestattet werden kann. Deswegen wird oft der Weg des geringsten Widerstandes gewählt und schnell Externer engagiert. Ein Anruf, ein Handschlag und die Vereinbarung steht.
Staat schaut bei Fremdpersonal genau hin
Für Fremdpersonal werden keine Sozialabgaben und Steuern bezahlt. Genau hier besteht für Zeitungshäuser und Fernsehsender das größte Risiko. Weil der Staat sich diese Einnahmen nicht entgehen lassen will, schaut er genau hin und prüft die Vertragsverhältnisse.
Vertragsverhältnisse sollten ausführlich geprüft werden
Um Konsequenzen wie Bußgelder oder sogar Haftstrafen zu vermeiden, ist es wichtig, klare Regeln bei der Beschaffung externer Unterstützung einzuführen. Das fängt an bei der Ressourcenplanung, bei der frühzeitig entschieden wird, wofür und in welchem Umfang freie Mitarbeiter eingesetzt werden. Darüber hinaus sollte jedes freie Vertragsverhältnis vor Einsatzbeginn arbeitsrechtlich geprüft werden, um Scheinselbständigkeit zu vermeiden.
Bislang werden von Unternehmen noch zu oft Personen und nicht deren Dienstleistungen beauftragt. Eine Trennung zwischen Person und Auftrag hilft, Klarheit zu schaffen. Ein weiterer wichtiger Punkt, um weiterhin spontane Einsätze zu gewährleisten: Rahmenverträge mit freien Mitarbeitern oder Dienstleistern schließen, in denen klar definiert ist, wann und in welchem Umfang Leistungen abgerufen werden können. Wichtig ist hier, dass eine deutliche Abgrenzung von freier Mitarbeit zu abhängiger Arbeit geschaffen wird.
Einsatz von Fremdpersonal für Gesamt-Belegschaft relevant
Für den Gesetzgeber ist eine zu hohe Integration der Externen in den Regelbetrieb ein starkes Indiz für Scheinselbständigkeit. Diese kann nur von den Mitarbeitern verhindert werden, die mit den Freien täglich zusammenarbeiten. Diese Mitarbeiter sollten geschult werden, um einerseits die Regeln in der Zusammenarbeit zu erlernen und anderseits das Bewusstsein zu erlangen, welche Konsequenzen bei Nichteinhaltung der Geschäftsführung, dem Gesamtunternehmen und jedem Einzelnen drohen.
Ein letzter wichtiger Punkt: Klarheit schaffen. Also einen Überblick darüber, wer arbeitet regelmäßig in welchem Umfang, wer nur sporadisch, wer wird gebraucht, wer nicht und wer ist als fest angestellter Mitarbeiter vielleicht wertvoller?
Freie Mitarbeiter bleiben wertvoll und sinnvoll für Unternehmen
Am Ende des Prozesses sollte nicht die Erkenntnis stehen, komplett auf freie Mitarbeiter zu verzichten. Schließlich bringen sie wertvolles Expertenwissen ein, können bei großem Auftragsvolumen spontan eingesetzt werden. Außerdem haben sie einen anderen Blick, eine andere Herangehensweise als Festangestellte. Allerdings ist es wichtig, klare Verhältnisse zu haben. Das kann beide Seiten vor unangenehmen Folgen schützen.