Die folgenden fünf Schritte geben Ihnen konkrete Anhaltspunkte, worauf es bei dieser Transformation ankommt.
1. Potenzialanalyse: Wo KI den größten Nutzen stiftet
Im ersten Schritt geht es darum, die Prozesse mit dem größten Mehrwert zu identifizieren. KI entfaltet ihre Wirkung dort, wo Daten komplex, Abläufe manuell oder Entscheidungen zeitkritisch sind. Beispiele sind ESG-Reporting, Lieferkettenmanagement oder die Simulation von Klimaszenarien. Unternehmen, die diese Potenziale früh erkennen, verschaffen sich einen klaren Vorsprung. So gaben 75 Prozent der befragten deutschen Führungskräfte des CEO Outlooks an, ESG als Treiber für Wertschöpfung schon jetzt vollständig in ihr Geschäftsmodell integriert zu haben. Wiederum 70 Prozent davon rechnen bereits innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre mit einem signifikanten Return on Investment.
2. Datenidentifikation: Die richtigen Quellen finden
KI entfaltet ihren vollen Wert nur auf einer soliden Datenbasis. ESG-Daten stammen allerdings meist aus einer Vielzahl von Quellen, die von internen Systemen und Lieferantenberichten bis hin zu öffentlichen Datenbanken oder Social-Media-Analysen reichen. Diese Vielfalt kann ein großer Vorteil sein, wenn sie richtig genutzt wird. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass viele Daten unvollständig, unstrukturiert oder schwer vergleichbar sind. Zahlreiche Unternehmen haben deshalb Nachholbedarf im Datenmanagement. Wer ESG-Daten gezielt erfasst, bewertet und konsistent aufbereitet, schafft Transparenz und legt damit den Grundstein für KI-Modelle, die belastbare und strategisch nutzbare Erkenntnisse liefern.
3. Datenbewertung: Qualität vor Quantität
Im dritten Schritt prüfen Unternehmen, ob die vorhandenen Informationen zuverlässig, vollständig und kompatibel sind. KI-Systeme, die mit qualitativ hochwertigen ESG-Daten trainiert werden, liefern präzisere Prognosen, beispielsweise für CO₂-Reduktion, Ressourceneffizienz oder regulatorische Risiken. KI-Systeme sind in der Lage, nicht nur Daten zu konsolidieren, sondern diese auch zu interpretieren. So kann KI auf Basis von Vorjahreswerten ableiten, ob ein gemeldeter Wert realistisch ist und gegebenenfalls zu einer Expertenprüfung aufrufen, wenn die Werte deutlich von einem errechneten Prognosewert abweichen. Zudem kann KI auch Vergleichswerte zu Marktteilnehmern aufstellen, aus denen strategische Ziele abgeleitet werden können. Eine klare Governance sowie adäquate interne Kontrollsysteme helfen auch im KI-Umfeld qualitativ hochwertige Informationen sicherzustellen.
4. Technologie und Pilotierung: Vom Konzept zur Anwendung
Nach der Analyse folgt die Umsetzung. Unternehmen wählen geeignete Plattformen und testen erste Anwendungsfälle in Pilotprojekten. Dabei gilt: Klein starten, schnell lernen, gezielt skalieren. Ob durch Machine Learning für das ESG-Reporting oder generative KI für automatisierte Textanalysen – stets gilt: Erfolgreiche Pilotprojekte schaffen messbare Effizienzgewinne. Rund 69 Prozent der Unternehmen verfügen bereits über eine KI-Strategie, aber nur ein Drittel hat sie bislang umgesetzt, wie aus der Studie „Generative KI in der deutschen Wirtschaft 2025“ hervorgeht. Pilotprojekte schließen diese Lücke und machen den Nutzen greifbar.
5. Kompetenzaufbau und Integration: Wissen verankern, Wirkung entfalten
Trotz der rasanten Fortschritte in den letzten Jahren gilt noch immer: Technologie wirkt nur durch Menschen, die sie verstehen und verantwortungsvoll anwenden. Deshalb braucht es im letzten Schritt den Aufbau interdisziplinärer Kompetenzen. ESG-, IT- und Governance-Teams entwickeln gemeinsame Standards für ethische KI, Datensicherheit und Transparenz. So entsteht Vertrauen bei internen Stakeholdern sowie Kunden. Für viele Unternehmen ist das der entscheidende Schritt vom Piloten zum produktiven Einsatz.
Vom Pflichtprogramm zum Zukunftstreiber
Künstliche Intelligenz kann ESG-Transformationen messbar beschleunigen – vorausgesetzt, sie wird strategisch, verantwortungsvoll und datenbasiert eingesetzt. Sie ersetzt keine Nachhaltigkeitsstrategie, sondern macht diese wirksamer. Wer heute in Datenqualität, Kompetenzen und ethische Standards investiert, schafft die Grundlage für langfristige Resilienz und unternehmerischen Erfolg.
KI verbindet Strategie mit Umsetzung. Sie schafft Transparenz, steigert die Effizienz und ermöglicht eine objektive Bewertung von Fortschritten. Unternehmen, die ESG und KI gezielt zusammenführen, stärken nicht nur ihre Steuerungsfähigkeit, sondern auch ihre Glaubwürdigkeit am Markt – und positionieren sich als zukunftsfähige Akteure in einer datengetriebenen Wirtschaft.