Vor rund einem Jahr war die Stimmung noch sehr positiv. Deutsche Unternehmen, die in den USA aktiv sind, schauten voller Optimismus auf 2022. Die Firmen kalkulierten mit wachsenden Investitionen, Personalaufstockungen und rechneten mit mehr Umsatz und Wirtschaftswachstum.
Doch leider hat sich das Jahr nicht so entwickelt wie erhofft. Die steigende Inflation, anhaltende Lieferkettenprobleme vor allem mit China und natürlich der russische Angriffskrieg in der Ukraine lassen die Bilanz für das bisherige Jahr eher negativ ausfallen.
Inflation in den USA geht seit Kurzem zurück
Doch seit einigen Wochen zeichnet sich in den USA ein etwas erfreulicheres Bild ab. Nämlich die Blüte eines zarten Aufschwungs. Die wirtschaftlichen Entwicklungen sind recht positiv. Die steigende Inflation konnte etwas eingedämmt werden. Im Juni lag die Inflationsrate noch bei mehr als neun Prozent. Inzwischen ist sie deutlich gesunken: auf 7,7 Prozent im Oktober.
Deutsche Firmen wollen wieder verstärkt in den USA investieren
Das ist sicherlich auch auf die Zinspolitik in den USA zurückzuführen. Der Leitzins ist seit Anfang des Jahres von 0,5 Prozent auf inzwischen 3,25 Prozent angehoben worden. In den vergangenen Wochen konnte man am Aktienmarkt einen Aufschwung erleben. Und laut einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags planen deutsche Unternehmen wieder verstärkte Investitionen in den USA. Man kann sagen, dass sich der Markt in den vergangenen Wochen erholt hat und deutsche Unternehmen dort wieder stärker aktiv werden wollen. Dazu hat sicherlich auch der Inflation Reduction Act beigetragen. Das Maßnahmenpaket ist im August verabschiedet worden und sieht milliardenschwere Steueranreize für den Ausbau erneuerbarer Energien vor. Insbesondere diese erheblichen Investitionen in grüne Energieprojekte dürften für deutsche Unternehmen in den Vereinigten Staaten erhebliche Chancen eröffnen.
Midterm-Ergebnisse: Politische Unruhen hätten möglicherweise negative Folgen für den Aufschwung
Die Midterms, die Wahlen zum Repräsentantenhaus und dem US-Senat, sind genau in diese Phase des sanften Aufschwungs gefallen. Im Senat konnten die Demokraten ihre Mehrheit verteidigen, das Repräsentantenhaus haben die Republikaner jedoch für sich erobert – wenn auch nur mit einem hauchdünnen Vorsprung. Trotz des knappen Ergebnisses gab es kaum Vorwürfe von Wahlbetrug. Bei der letzten Präsidentschaftswahl war das noch anders. Das und die Tatsache, dass viele der sogenannten „Election Deniers“ verloren haben, ist in meinen Augen auf jeden Fall ein Gewinn der Demokratie.
Inflation Reduction Act eröffnet neue Investitionsmöglichkeiten
Viele hatten politische Unruhen nach den Wahlen erwartet. Die daraus resultierende Unsicherheit hätte vermutlich negative Impulse mit sich gebracht und Investoren abgeschreckt. Diese Befürchtungen haben sich aber bisher nicht bewahrheitet. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob die Republikaner im Repräsentantenhaus für völlige politische Stabilität sorgen werden. Es wird mit ziemlicher Sicherheit Untersuchungen durch ein von den Republikanern geführtes Repräsentantenhaus geben, zum Beispiel gegen große Unternehmen, die ihre Spenden an bestimmte Republikaner eingestellt haben. Ich denke aber, dass die Situation für die Wirtschaft in den nächsten Monaten stabil sein dürfte – was in dieser leichten Aufschwungphase sicherlich sehr wertvoll ist. Und wie bereits erwähnt wird sich auch das Gesetz zum Abbau der Inflation positiv auf die Schaffung neuer Investitionsmöglichkeiten auswirken.
Für Mitte, Ende 2023 wird eine Rezession in den USA erwartet
Der Ausblick auf das kommende Jahr zeigt, dass den USA wirtschaftlich wieder schwierigere Zeiten bevorstehen. Analyst:innen rechnen mit einer Rezession Mitte bis Ende des Jahres. Übrigens auch für die Eurozone. Der Abschwung könnte aber mild ausfallen und schnell wieder abflauen. Deswegen bin ich zuversichtlich, dass die politische Konstellation nach den Midterms sich langfristig auch positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung in den USA auswirkt.