Die aktuelle ERP-Systemgeneration von SAP ist ein Auslaufmodell. Das Nachfolgeprodukt S/4HANA steht seit 2015 bereit und wird kontinuierlich weiterentwickelt. Aber: Die Zahl der Unternehmen, die ihr System für das Enterprise Resource Planning bereits auf S/4HANA migriert haben, ist vergleichsweise gering. Unternehmen sollten allerdings nicht mit dem Start der ERP-Umstellung warten. Denn:
Ein Mangel an ERP-Expert:innen ist absehbar
Die Migration ist ein komplexer und aufwändiger Prozess. Für diese mangelt es in den Unternehmen vielfach an Expertise. So gut wie alle wollen auf S/4HANA umsteigen, vielen Unternehmen fehlt es aber an Prozesswissen und Kompetenzen für die technische Umsetzung. Wo sollen all die S/4HANA-Expert:innen herkommen, um zeitgleich zigtausende von ERP-Migrationsprojekten zu stemmen?
Es gibt aus heutiger Sicht einfach nicht genügend ERP-Expert:innen, um zeitgleich all die S/4HANA-Transformationsprojekte anzugehen.
Das bedeutet: Es könnte zu Projektstaus kommen. Manches wird voraussichtlich liegenbleiben. Dazu trägt auch bei, dass die internen Fachkräfte vielfach durch andere strategisch wichtige Initiativen gebunden sind.
Support-Ende verschoben
SAP hat die Wartung für die aktuelle Business Suite für Ende 2027 festgesetzt – gegen Aufpreis sogar bis Ende 2030. Solange zu warten, ist jedoch eine suboptimale Lösung. Denn da das ERP im Zentrum der Geschäftsprozesse steht, wachsen mit jedem Jahr die Anforderungen an die Übergangslösungen und Workarounds sowie der Druck, eine neue Systemwelt zu etablieren.
Workarounds zügig beseitigen
Es gibt noch einen zweiten Aspekt, der dafür spricht, frühzeitig einen strategischen Dienstleistungspartner für die ERP-Umstellung zu suchen und dann zeitnah das Projekt anzugehen. Vielfach zeigt sich, dass die heutige Systemwelt den wachsenden Anforderungen bereits jetzt nicht mehr genügt. Die Folge: Schon jetzt wird oftmals mit Notlösungen und Workarounds gearbeitet, die die Prozesse unnötig komplex machen.
Es wäre sinnvoll, diese Übergangslösungen zügig zu entsorgen und die Systeme den heutigen und kommenden Anforderungen anzupassen bzw. gegebenenfalls ein neues System zu implementieren.
Optimistische Zeitplanungen
Allerdings wird vielfach wenig Zeit für die S/4HANA-Umstellung eingeplant. Ein Zeitfenster von gerade einmal ein bis zwei Jahren für den kompletten unternehmensweiten Rollout ist zu optimistisch angesetzt, zumal die meisten Umstellungen die Wechselbeziehungen zwischen vielen Fachbereichen zu berücksichtigen haben. In vielen Unternehmen gibt es wenige Expert:innen, die die Werteflüsse zwischen den SAP-Modulen und die Beteiligung der Fachbereiche kennen. Dieses Wissen ist zunächst aufzubauen, um nachhaltige Ergebnisse im Projekt zu erarbeiten.
Wir halten einen Zeitrahmen von mindestens zwei Jahren für realistisch. Das gilt erst recht, wenn man die Chancen ergreifen will, die die Implementierung von S/4HANA bietet: die Geschäftsprozesse zu optimieren, den Weg in die Cloud zu starten und so das Unternehmen mit modernen Technologien nachhaltig fit für die digitale Zukunft zu machen.
Unter Zeitdruck geraten? Besser nicht!
Eine ganzheitliche Transformation braucht ihre Zeit. Dafür sind Altsysteme aufzuräumen, Prozesse geradezuziehen und verstärkt zu digitalisieren – und das betrifft so gut wie alle Bereiche, da das ERP das Herzstück eines Unternehmens ist. Die Transformation sollte deshalb zeitnah angegangen werden.
Andernfalls besteht das Risiko, aufgrund unrealistischer Zeitfenster letztlich doch nur die technische Umstellung zu realisieren und die weitere Prozessoptimierung hinten anzustellen. Oder gar noch weiter abzuwarten.
Beides wären schlechte Lösungen. Wer die Schritte zur Transformation erst einmal vertagt, geht sie in vielen Fällen am Ende gar nicht mehr an und gibt sich mit dem neuen Status Quo zufrieden. Damit hätte man die gewaltige Chance vergeben, das Unternehmen mit S/4HANA zukunftsfest aufzustellen.