Seltene Erden und Mineralien – häufige Probleme

Für Importeure von Konfliktmineralien gelten ab 2021 besondere Sorgfaltspflichten.

Alle Jahre wieder eifern Besinnlichkeit und Shopping-Stress um die Wette – Weihnachten steht vor der Tür. Wer seine Liebsten beschenken will, sucht in der Regel etwas Besonderes. Der Preis spielt bei der Kaufentscheidung dabei eine geringere Rolle als man denkt. Neben Qualität und Funktionalität, wird die Nachhaltigkeit eines Geschenks ein immer entscheidenderer Faktor – nicht nur in dieser Zeit.

Der Marktanteil nachhaltiger Produkte und Dienstleistungen steigt jährlich. Verbraucher achten verstärkt darauf, wo ein Produkt herkommt und unter welchen Bedingungen es hergestellt wurde. Das stellt Handel und Hersteller unter Zugzwang. Denn hier geht es nicht nur um Umweltfreundlichkeit, sondern immer mehr auch darum wie „fair“ ein Produkt ist. Das beginnt bereits bei der Rohstoffgewinnung.

Besonders knifflig wird es in Sachen Nachhaltigkeit und Fairness bei den Geschenken, die die Deutschen besonders gerne kaufen: Schmuck, Uhren, Unterhaltungs- und Haushaltselektronik. Denn oftmals werden für diese Produkte seltene Rohstoffe benötigt, die in Weltregionen abgebaut werden, die wirtschaftlich und politisch instabil sind.

In sogenannten Konflikt- und Hochrisikogebieten verfügen Unternehmen, die seltene Erden und Mineralien abbauen, handeln oder weiterverarbeiten, oftmals über einen wesentlichen Einfluss auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen vor Ort. Die Politik fordert nun, dass die Wirtschaft diesen Einfluss auch nutzt und mehr Verantwortung übernimmt. Schließlich profitiert Deutschland durch seine Position in der Weltwirtschaft wie kaum ein anderes Land von den globalen Wertschöpfungsketten.

Mit der Wertschöpfung kommt die Verantwortung

Die „EU-Verordnung zur Festlegung von Pflichten zur Erfüllung der Sorgfaltspflichten in der Lieferkette von Zinn, Tantal, Wolfram und Gold aus Konflikt- und Hochrisikogebieten (2017/821)“ bildet seit Juni 2017 hierfür einen gesetzlichen Rahmen, der weitgehend auf bereits 2011 formulierte Anforderungen der OECD eingeht. Demnach müssen ab 2021 alle Unternehmen, die die entsprechenden Mineralien importieren, bestimmte Sorgfaltspflichten wahrnehmen.

Die Bunderegierung hat bereits 2016 mit dem Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte (NAP) eindeutige Zeichen gesetzt. Ihre CSR-Richtlinien zur Berichterstattung über nichtfinanzielle Aspekte von 2017 fordern ebenfalls Verantwortung ein, indem sie große, kapitalmarktorientierte Unternehmen zu Angaben über wesentliche Risiken verpflichten, die mit ihren Geschäftsbeziehungen zusammenhängen.

Der Import von Halbfertigprodukten, Recyclingmaterial und Kleinstmengen fallen allerdings nicht unter die neue Verordnung. Dennoch sollen von der Verordnung 95 Prozent aller Importe erfasst sein. In Deutschland wird die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) ab 2022 erste Kontrollen durchführen.

Nachhaltigere und effizientere Lieferketten

Obwohl noch nicht alle Details der Verordnung bekannt sind, sollten sich betroffene Unternehmen – und das betrifft besonders die COOs – schon jetzt mit den neuen Pflichten auseinandersetzen.

Selbstverständlich lassen sich nicht alle ökologischen und sozialen Herausforderungen von einem Unternehmen allein bewältigen. Ich empfehle den Schulterschluss mit allen an der Lieferkette Beteiligten. Davon profitiert auch Ihr Unternehmen. Denn transparente Lieferantenbeziehungen verringern Risiken und steigern zugleich die Effizienz.

Neben den Rohstoff-, Energie- und Transportkosten, betrifft das auch die eigenen Geschäftsprozesse: Wer die Lieferkette im Griff hat, kann Prozesse und Produkte neu denken und damit seine Innovationsfähigkeit stärken. Hinzu kommt das gestiegene Interesse von Verbrauchern und Medien, wenn es um verantwortungsvollen Abbau und Bezug von Rohstoffen geht.

Wer rechtzeitig plant, kann besser liefern

Die Verordnung macht deutlich: Wie verantwortungsvoll ein Unternehmen handelt, lässt sich in Zukunft schnell an der Lieferkette messen. Darüber hinaus erwarte ich, dass vergleichbare Regelungen bald auch andere Bereiche und Branchen betreffen werden. Unternehmen, die ihre Lieferketten bislang noch nicht auf die beschriebenen Risiken geprüft haben, sollten sich schnellstmöglich den Herausforderungen einer nachhaltigen und transparenten Wertschöpfungskette widmen.

Damit die gewünschten Wirkungen eintreten, ist ein nachhaltiges Lieferkettenmanagement gefragt, das sämtliche betroffenen Prozesse mit einbezieht.