Smart Office im Sonnenuntergang

Smart Home und Smart Office: So sehen Immobilien der Zukunft aus

Wie Gebäude komfortabler und nachhaltiger werden – und welche Rolle Datenschutz spielt.

Digitalisierung und New-Work-Konzepte verändern die Art, wie wir Gebäude nutzen wollen (Stichwort Smart Office). Gleichzeitig steht die gesamte Immobilienbranche vor großen Herausforderungen. Dazu gehören der anhaltende Wohnraummangel, steigende Zinsen und Baukosten ebenso wie wachsende Anforderungen an Nachhaltigkeit. Wie sehen also die Immobilien der Zukunft aus? Das erklärt Robert Betz, EMA Head of Digital Real Estate, im Interview.

Werden wir künftig alle in Smart Homes leben?

Immer mehr private Nutzer:innen wünschen sich flexible und nachhaltige Wohnräume. Entsprechend wächst auch das Interesse an Smart Homes. Dies sind Wohnungen oder Häusern, die mit verschiedenen vernetzten Geräten und Technologien ausgestattet sind, um den Wohnkomfort, die Sicherheit und auch die Energieeffizienz zu verbessern. Die technologischen Voraussetzungen hierfür haben sich deutlich verbessert. Neben herstellerübergreifenden Standardisierungen von Schnittstellen können Cloud-Technologien, KI und Machine Learning bereits im privaten Umfeld genutzt werden. Sie führen digitale Daten zusammen, analysieren und erkennen Muster. Hiermit können sie intelligent darauf reagieren, was Nutzer:innen wollen und brauchen. Ein Beispiel: Neben smarten Heizungsthermostaten, sorgen eine intelligente Anwesenheitssteuerung und Lüftungsregelung für eine effiziente Energienutzung. Diese kann der Smart Meter einfach auslesen.

Ist die Branche auch auf dem Weg zum intelligenten Bürogebäude – dem Smart Office?

Auch bei Gewerbe- und Bürogebäuden hat sich in den vergangenen Jahren sehr viel getan, weil hier ebenfalls technologisch mehr möglich ist und sich Bedürfnisse und Ansprüche geändert haben. Dazu gehören in besonderem Maße Nachhaltigkeitsaspekte. Gebäude müssen für steigende ESG-Anforderungen fit gemacht werden. So können zum Beispiel nachgerüstete digitale Sensoren zahlreiche Informationen über eine Immobilie liefern, die für das ESG-Reporting gemäß der CSRD benötigt werden.

Aber auch wie Menschen in Büros arbeiten wollen, hat sich verändert. Das Bedürfnis nach Work-Life-Balance entwickelt sich gerade weiter zu Work-Life-Integration. Hier kommt auch das Stichwort Hotelification von Bürogebäuden ins Spiel. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wollen in Büros heute vor allem Komfort, also angenehme, ja fast schon häuslich eingerichtete Arbeitswelten vorfinden. Hier wollen sie sich wohlfühlen und die Gelegenheit zum sozialen Austausch nutzen. Bei Neubauten sind daher Technologien etwa zum Buchen des Arbeitsplatzes oder für das individuell erwünschte Raumklima schon Standard. Aber es muss auch im Bestand viel nachgerüstet werden, da die Vorteile für Mieter:innen und Vermieter:innen mit Blick auf die Zukunft klar auf der Hand liegen.

Expert:innen gehen davon aus, dass mit künstlicher Intelligenz viele Wissensarbeitende obsolet werden. Brauchen wir überhaupt noch das Smart Office?

Deutschlands Unternehmen sind bislang sehr auf Wissensarbeitende fokussiert. Teilweise werden moderne Technologien wie KI einige Berufsbilder herausfordern. Es wird künftig wohl weniger darum gehen, selbst Informationen zu sammeln, sondern stattdessen eher den Faktencheck für die KI zu übernehmen.

Bezogen auf die Bürogebäude bin ich aber dennoch optimistisch. Unternehmen werden weiterhin entsprechende Immobilien brauchen. Der Mensch ist ein soziales Wesen und will sich mit Kolleg:innen treffen. Der Ort hierfür bleibt das Büro – allerdings sicher nicht mehr als der große, schmucklose Raum, voll mit Tischen, Stühlen und Aktenordnern. Vielmehr gilt es, Büronutzungskonzepte zu entwickeln, die es angenehm und förderlich machen, sich zu treffen, sich auszutauschen und gemeinsam zu arbeiten.

Allerdings funktioniert das Smart Office am besten in Smart Cities, also einem Gesamtumfeld, in dem private und öffentliche Infrastruktur digital vernetzt sind, etwa bei der Verkehrsleitung oder der Abwassertechnik. Es geht darum, Nutzer:innen mit Gebäuden und mit ganzen Städten intelligent zu vernetzen. Voraussetzung hierfür bleibt natürlich der entsprechende Wille von Investierenden, des öffentlichen Sektors und vor allem der Bürger:innen selbst, die gemeinsam an Digitalisierung interessiert sein müssen.

Kritiker:innen werden in diesem Zusammenhang vor allem nach dem Datenschutz fragen. Wie kann dieser in einem smarten Umfeld garantiert werden?

Datenschutz und Cyber Security sind wichtige Voraussetzungen für Neuerungen in Gebäuden. Nur wenn diese garantiert sind, können wir das Vertrauen der Nutzenden in die neuen Technologien gewinnen. Dazu gehört, auch in Gebäuden nicht alles umzusetzen, nur, weil es technisch möglich ist. Die Innovation muss immer dem Menschen dienen – und auch seinen Datenschutzinteressen. Das heißt, dass wir beispielsweise natürlich auf Sensorik verzichten müssen, sobald durch deren Nutzung Rechte verletzt werden könnten.

Gerade bei der Cyber Security ist zu unterscheiden zwischen Technik in Wohngebäuden, die vielleicht alle fünf bis zehn Jahre ausgetauscht wird, und Technik in Bürogebäuden, die für 50 bis 60 Jahre konstruiert ist. Vor allem diese auch langfristig effizient abzusichern, ist eine große Herausforderung.

Allerding erkennt auch die Gesellschaft immer mehr, wie technologische Entwicklungen helfen können, die Herausforderungen der Immobilienbranche zu lösen – vor allem bezogen auf Nachhaltigkeit. Hier wird in den kommenden Jahren einiges passieren.

Smart Home und Smart Office als wichtige Themen auf dem KPMG Zukunftsgipfel – jetzt Aufzeichnung anschauen

Gemeinsam mit weiteren Expert:innen der Branche diskutierte ich auf dem Zukunftsgipfel darüber, welche Auswirkungen Digitalisierung und Nachhaltigkeitsimplikationen künftig auf Immobilien haben werden. Sie wollen mehr erfahren? Schauen Sie sich die Aufzeichnungen an.