Es war ein Raketenstart, den der Chatbot ChatGPT hingelegt hat. Im November 2022 startete das Tool, das künstliche Intelligenz (KI) nutzt. Zwei Monate später nutzten bereits mehr als 100 Millionen Menschen die digitale Anwendung. Zum Vergleich: der Streamingdienst Netflix brauchte 18 Jahre, und TikTok, die chinesische Videoplattform, etwa neun Monate, um auf die gleiche Zahl an Nutzenden zu kommen.
Miriam Kugel, Director bei Microsoft, wählte vielleicht auch deshalb beim KPMG Zukunftsgipfel eine Raketenmetapher, als sie gefragt wurde, wo sie die Arbeitswelt mit künstlicher Intelligenz in eineinhalb Jahren sieht. „Es fühlt sich so an, als reisen wir in einer Rakete, während wir sie noch bauen.“ Die KI-Expertin von Microsoft hat beim KPMG Zukunftsgipfel mit Dr. Feiyu Xu, KI-Koryphäe und Aufsichtsrätin, Klaus-Peter Fett, Advisor und Investor, und KPMG-Partner Benedikt Höck darüber gesprochen, wie die Technologie unsere Arbeitswelt prägen wird und welche Fähigkeiten sich Unternehmen jetzt aneignen sollten. Das Video zu der Diskussion finden Sie am Ende des Textes. Weitere Videos zum Thema KI finden Sie hier.
Das sind die wichtigsten Erkenntnisse:
Wenn es um das Thema Prompting geht, hängen viele deutsche Unternehmen im internationalen Vergleich hinterher. Unter Prompting versteht man eine Methode, die im Zusammenhang mit KI und maschinellem Lernen steht: Ein Prompt ist eine Anweisung oder eine Eingabe, die an ein KI-System gerichtet ist, um eine bestimmte Antwort oder Aktion zu initiieren. Es ist klar, dass es in absehbarer Zeit eine Schlüsselkompetenz sein wird, Chatbots und andere KI-Technologie mit den richtigen Fragen und sinnvollen Prompts füttern zu können. Künstliche Intelligenz kann uns einen Teil der Arbeit erleichtern und abnehmen, zum Beispiel Textarbeiten oder das Zusammenfassen umfangreicher Datensätze, aber eben nur dann, wenn die richtigen Befehle gegeben werden. Unternehmen sollten deswegen in die Qualifikation ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter investieren, um den Umgang mit KI zu trainieren und Vorbehalte abzubauen.
Eine wichtige Botschaft des Zukunftsgipfels: Starten Sie jetzt – aber eben nicht überstürzt. Eine sinnvolle Herangehensweise ist es, Anwendungsfälle zu identifizieren, für die der Einsatz von KI Sinn ergibt. Eine gute Vorbereitung auf den Einsatz von KI umfasst zunächst das Sammeln von Ideen und Daten. Ein Beispiel, wie die Technologie in Unternehmen sinnvoll eingesetzt werden kann, lesen Sie hier.
Ein wichtiger Grundsatz, wenn Sie die Technologie einsetzen: KI muss authentisch sein. Was ist wahr? Was ist richtig? Diese Fragen sind zu beantworten. KI sollte Ihre Arbeit und die Ihrer Mitarbeitenden vereinfachen, aber immer wahrhaftig bleiben. KI-Datensätze und -Ergebnisse müssen durch Menschen validiert werden. Ebenfalls von großer Bedeutung ist die Erklärbarkeit der Ergebnisse: Dokumentieren Sie, wie Ihre Ergebnisse zustande kommen. Und haben Sie stets die Hoheit über die Daten, die Sie nutzen wollen, um sie von einer KI-Anwendung verarbeiten zu lassen. Darüber hinaus sind Unternehmen und Gesellschaft gefordert, zu lernen, wo Grenzen von KI sind. Der EU AI Act ist sehr anwenderorientiert, setzt der KI klare Grenzen und lässt gleichzeitig Möglichkeiten zur Nutzung offen. Alles Wichtige dazu lesen Sie hier.
Wer KI im Unternehmen einsetzen möchte, sollte sich im Klaren darüber sein, wie die Prozesse im Unternehmen strukturiert sind, welche Beteiligten es gibt und wie die Abläufe sinnvoll optimiert und verschlankt werden können. KI-Experte Klaus-Peter Fett wählte dafür beim Zukunftsgipfel einen Vergleich: Wenn die Prozesse aussehen wie das Durcheinander auf einem Teller Spaghetti, dann ist es sinnvoll, das eigene Netzwerk um Partner von außen zu ergänzen. Ein passender KI-Ansatz umfasst viele Aspekte. Ein gut aufgestelltes Ökosystem mit den richtigen Partnern kann Unternehmen bei der Weiterentwicklung von KI auf die nächste Welle tragen.