Symbolbild zur Datenstrategie im Unternehmen: Frau mit Laptop für großem Bildschirm mit neuronalen Daten.

Wie eine Datenstrategie im Unternehmen Innovation beschleunigen kann

Ein Praxisbeispiel für eine gelungene Datentransformation.

Daten sind Innovationstreiber. Sie werden zunehmend als wertvolles Wirtschaftsgut erkannt und sind für Unternehmen häufig von unschätzbarem Wert. Das gilt nicht nur, aber insbesondere bei Transformationsprojekten. Dafür müssen Daten aber nutzbar gemacht werden. Der Energieversorger Uniper ist einen wichtigen Schritt gegangen und hat eine Datentransformation gestartet, in der viele Prozesse neu gedacht werden. Dr. Anna-Kristine Wipper, Partnerin und Leiterin Technologierecht bei KPMG Law, hat mit Christiane von Flotow, Head of Data Design bei Uniper, auf dem Gipfelfest des KPMG Zukunftsgipfels darüber gesprochen, welche Datenstrategie Uniper gewählt hat, um das Geschäft bestmöglich voranzubringen.

Dr. Anna-Kristine Wipper: Ist eine Datenstrategie notwendig für das Gelingen der digitalen Transformation?

Christiane von Flotow: Daten und daraus resultierende Informationen stehen für uns im Mittelpunkt unserer Entscheidungsfindung. Sie sind für uns ein wettbewerbsdifferenzierender Faktor. Aus diesem Grund haben wir die Digitalisierung unseres Erzeugungsgeschäfts direkt mit der Datenstrategie in die Business-Strategie eingebettet. Mit unserer Datenstrategie können wir konsequent Verantwortliche für unsere Daten benennen, die notwendige Datenqualität liefern und relevante Daten finden. So können wir flexibel, nachhaltig und effizient agieren. Ohne eine Datenstrategie wäre es für uns sehr schwierig, strategische Veränderungen zu planen.

Dr. Anna-Kristine Wipper: Benötigt man einen kulturellen Wandel im Unternehmen, um eine Datenstrategie einführen zu können?

Christiane von Flotow: Es ist wichtig, dass Mitarbeitende sich für Daten verantwortlich fühlen. Hierfür braucht man eine entsprechende Datenkultur und auch eine Data Governance. Wir bei Uniper haben die Datenverantwortung entlang der Wertschöpfungskette organisiert. So können wir bestmöglich Daten front-to-end steuern und nutzen.

Wir haben vor circa zwei Jahren eine Datentransformation gestartet. Vor der Transformation war es sehr schwierig, Mitarbeiter zu benennen, die über Abteilungsgrenzen und Applikationen hinweg Verantwortung für Daten übernehmen. Heute haben wir eine Vielzahl von Datenverantwortlichen, die bereit sind, aktiv ihre Daten mit der Community zu teilen, Roadmaps für die Weiterentwicklung der Daten zu erarbeiten und auch ihre Zeit zu investieren, um eine bestimmte Datenqualität zu erlangen und den Zugriff auf Daten zu ermöglichen.

Dr. Anna-Kristine Wipper: Wir blicken gespannt auf den EU Data Act, der voraussichtlich nächstes Jahr in Kraft treten wird. Er wird einen massiven Einfluss auf den Umgang mit technischen Daten haben. Unternehmen werden bestimmte Daten aufbereiten und herausgeben müssen. Das führt zu großen Sorgen: Möglicherweise gehen Geschäftsgeheimnisse verloren oder werden verraten. Nachdem manche Unternehmen über Jahre in Datenbanken investiert und diese als Geschäftsgeheimnisse geschützt haben, müssen sie die Daten nun vielleicht preisgeben. Gleichwohl ist man sich darüber bewusst, dass Daten die Grundlage sind für Innovation und auch die notwendige Grundlage für richtige Entscheidungen. Kannst du uns dafür ein Beispiel aus der Praxis nennen?

Christiane von Flotow: Wir entwickeln zum Beispiel in unserem Trading-Bereich Algorithmen. Die unterstützen uns dabei, in kürzester Zeit Entscheidungen zu treffen. Der Markt ist schnell. Deswegen benötigen wir für eine Entscheidung alle Informationen und technischen Innovationen. Ein anderes Beispiel ist unser Erzeugungsbereich. Hier werden Unternehmensdaten und Daten aus dem Markt zusammengeführt. Das ist einer unserer Erfolgsfaktoren und eine Möglichkeit, effizient Use Cases zu entwickeln.

Dr. Anna-Kristine Wipper: Welche Bedeutung haben Metadaten in dem Zusammenhang?

Christiane von Flotow: Eine sehr hohe aus meiner Sicht. Wir haben bei Uniper über 600 Anwendungen, in denen tagtäglich Daten entstehen. Im ersten Schritt unseres Projekts haben wir zahlreiche qualifizierte Interviews durchgeführt. Dadurch haben wir erkannt, dass die Auffindbarkeit der richtigen Daten eines der Haupthemen der Mitarbeitenden ist. Die Auffindbarkeit der Daten wurde dann als ein zentraler Baustein unserer Datenstrategie definiert. Mithilfe eines Datenkatalogs haben wir eine Vielzahl unserer Daten verfügbar gemacht und verschiedene Lösungen entwickelt, die das Auffinden der Daten erleichtern. Eine der Lösungen ist eine selbstentwickelte Suchmaschine, die alle Metadaten benutzerfreundlich und mit entsprechenden Beschreibungen zur Verfügung stellt. Die Suche funktioniert wie mit anderen Suchmaschinen, die jeder von uns täglich nutzt. Außerdem haben wir ein Daten-Inventory geschaffen. Diese liefert uns einen Überblick über alle unsere Daten in den verschiedenen Datendomänen. So können unsere Mitarbeitenden die benötigten Daten schnell finden, auf sie zugreifen und erkennen, in welcher Qualität sie vorliegen und wer sie verantwortet.

Dr. Anna-Kristine Wipper: Ich habe von dir zum ersten Mal den Begriff „Datendemokratisierung“ gehört. Was heißt das?

Christiane von Flotow: Datendemokratisierung heißt für uns, dass wir Daten für alle sicher zugänglich machen, Daten-Know-how aufbauen und Vertrauen schaffen. Unsere Mitarbeitenden benötigen die relevanten Daten zum richtigen Zeitpunkt in der notwendigen Qualität. Daher ist es für uns das wichtigste Ziel, unsere Daten sicher verfügbar zu machen und nicht bestmöglich in Silos zu verstecken. Die Datendemokratisierung beginnt mit dem Auffinden von Daten, setzt sich mit dem Zugriff auf Daten fort und entfaltet ihre gesamte Wirkung mit dem aufgebauten Daten-Know-how der Mitarbeitenden. Diese können jetzt ihre Auswertungen mithilfe des gesamten Datenbestands des Unternehmens durchführen. Wichtig ist, dass man sich immer wieder über die Umsetzung der Strategie verständigt und sie weiterdiskutiert.

Dr. Anna-Kristine Wipper: Technologien werden sich weiterentwickeln; künstliche Intelligenz  wird schon bald eine immense Rolle spielen. An diese Entwicklung passen gesetzliche Rahmenbedingungen sich an. Wie können Unternehmen sicherstellen, dass sie auf künftige Entwicklungen möglichst gut vorbereitet sind?

Christiane von Flotow: Wir müssen in der Lage sein, technologische Entwicklungen schnell bewerten und ausprobieren zu können. Das erfordert eine Infrastruktur und Supportstrukturen. Diese haben wir geschaffen. Ein wesentlicher Bestandteil ist unsere klare Cloud-Strategie. So können wir Technologien schnell testen, Auswirkungen bewerten und somit Entscheidungen unterstützen.

Daneben ist für mich wesentlich, dass wir die digitale Transformation direkt in unser aktuelles Geschäft eingebettet haben. Anhand von Use Cases können wir das bestehende Geschäft kontinuierlich verbessern und an neue Rahmenbedingungen anpassen.

Weiterhin ist es aus meiner Sicht notwendig, im Unternehmen eine Kultur zu schaffen, in der einfach mal ausprobiert werden kann. Unsere Mitarbeitenden sollen sich bei ihren Entscheidungen sicher fühlen, sie sollen ausprobieren und dann ihr Vorgehen anhand ihrer Erfahrungen justieren. Geschwindigkeit ist hier ein zentraler Punkt. Das erfordert auch Vertrauen und Vorleben durch die Führungskräfte. Das Ziel ist, dass wir auf diese Weise unsere Daten immer besser kennenlernen, sodass wir sie erfolgreich im Geschäft nutzen können.

Dr. Anna-Kristine Wipper: Vielen Dank für das interessante Gespräch und für die Einblicke in die Datenstrategie von Uniper.

Wir haben gehört, dass eine gute Datenstrategie erforderlich ist, um die Digitalisierung in Unternehmen umsetzen zu können. Dazu gehören nicht nur Prozesse und Organisation, sondern auch der kulturelle Wandel und die Akzeptanz der Mitarbeitenden.

 

Hier das gesamte Interview als Aufzeichnung anschauen.

Sie möchten noch mehr über die Datentransformation bei Uniper erfahren? Dann schauen Sie sich hier die gesamte Aufzeichnung des Interviews vom KPMG Zukunftsgipfel an.

 

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