Lächelnde Frau steht vor einer Mauer und hält einen Papierflieger in der linken Hand

Wie man Transparenz im Portfoliomanagement schafft

Dieser Managementansatz unterstützt bei der Unternehmenssteuerung auch in Krisenzeiten.

Digitalisierung und neue Technologien treiben die Annäherung von Industrien voran. Unternehmen sind gefordert, sich neu zu ordnen, ihre Strategien anzupassen und ihr Business zukunftssicher aufzustellen, wie etwa die Automobilbranche im Wandel hin zu Elektroantrieben. Oft reicht es nicht aus, an den Stellschrauben innerhalb der gewohnten Strukturen zu drehen. Um sich fit für die Zukunft zu machen, sollten Unternehmen vielmehr aktives Portfoliomanagement betreiben und ihren strategischen Fokus durch gezielte Verkäufe von Geschäftsbereichen, Investitionen oder Partnerschaften stärken.

Letztlich geht es darum, wohin man die begrenzten finanziellen Mittel des Unternehmens lenkt.

Schon in ruhigen Zeiten binden diese Themen Ressourcen und Energie – besonders jedoch in Phasen wie den heutigen, die geprägt sind von sich überlagernden Krisenszenarien, zu denen geopolitische Unsicherheit, Klimapolitik, kriegerische Auseinandersetzungen und Sanktionen zählen. Das Navigieren durch diese Turbulenzen bindet Kapazitäten, sodass man manchmal das Ziel nicht immer klar vor Augen hat und den Moment verpasst, um „Ballast abzuwerfen“ und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

An diesem Punkt kann aktives Portfoliomanagement helfen.

1. Transparenz im Portfolio – aus Markt- und Investorensicht

Der erste Schritt zum aktiven Portfoliomanagement ist das Schaffen von Transparenz. Zwei Aspekte sind dabei entscheidend: Wie sieht die Performance einzelner Geschäfte heute und in Zukunft aus? Wie wichtig sind diese Geschäftsfelder für die Zukunft des Unternehmens? Wie attraktiv sind diese Geschäftsfelder aus Sicht von Investoren?

Um die Performance einzelner Geschäftsbereiche zu beurteilen, braucht man neben einem Verständnis des Marktes vor allem Transparenz über die Profitabilität von Produkten und Kunden, sowie eine verursachungsgerechte Zuordnung der Kosten. Dazu gehört zum Beispiel auch ein kritischer Blick auf Allokationsschlüssel. Ebenso sollte man hinterfragen, wie stark die Geschäftsbereiche mit dem restlichen Unternehmen und Business verflochten sind.

Der zweite Baustein der Portfoliotransparenz ist die Beurteilung der Geschäftsbereiche aus Investorensicht. Relevante Fragen sind dabei: Wo gibt es Möglichkeiten zur Wertsteigerung? Wo können Synergien gehoben werden? Wie groß ist die Integrationsfähigkeit eines Geschäftsbereichs?

Eine sinnvolle Beurteilung der verschiedenen Portfolioelemente kann dann entlang folgender Dimensionen vorgenommen werden: finanzielle Kennzahlen, Verflechtung der Unternehmensstrukturen, Nähe zum Kerngeschäft, mögliches zukünftiges Geschäftsmodell und Target Operating Model.

Eine vergleichende Betrachtung dieser Analysen zu den Geschäftsbereichen bildet eine solide Basis für weitere Entscheidungen hinsichtlich des Portfolios und der damit verbundenen Strategie. Man erkennt, wie attraktiv ein Bestandteil des Portfolios aus Marktsicht ist, wie gut er performt und wie hoch die zu erwartenden Effekte etwa bei einem Carve-Out oder einer Partnerschaft wären.

2. Vorausschauend planen – ein Beispiel aus der Industrie

Diese Transparenz im Portfolio zu schaffen, braucht Vorlauf. So wollte ein Industrieunternehmen sein über die Jahre gewachsenes und diversifiziertes Portfolio auf das Kerngeschäft fokussieren und zur Kapitalgewinnung und Verschlankung Geschäftsbereiche veräußern. Die unterschiedlichen Geschäftsbereiche waren nicht gespiegelt in rechtlichen Unternehmenseinheiten oder Reporting-Strukturen. Somit fehlten detaillierte Kennzahlen, zum Beispiel zur Performance-Analyse. Zudem war nicht klar, welche Geschäftsbereiche überhaupt zum zukünftigen Kern des Unternehmens gehören sollten. Die Definition und die Erarbeitung der notwendigen Daten sowie die Bestimmung der zukünftigen Kerngeschäfte zog sich über mehrere Wochen hin, aber mit klaren Ergebnissen. Am Ende hat der Kunde eine klare Entscheidungsbasis, ob für die nicht mehr zum Kerngeschäft gehörigen Bereiche ein Carve-Out, ein langsames Auslaufen des Geschäftes, oder ein operativer Turnaround der richtige Weg ist.

Gerade jetzt im Angesicht einer sich abflachenden Konjunktur ist es ein guter Zeitpunkt, den Blick für das eigene Portfolio zu schärfen: Was jetzt zum Kern gehört, wird auch in Zukunft das Wachstum des Unternehmens treiben.