Für Sportartikelhersteller ist das Jahr 2025 das Jahr eins nach dem Super-Sportjahr 2024 mit Olympischen Spielen und Fußball-Europameisterschaft. Was wird 2025 für die Branche bringen? Wir haben sechs Thesen zur Entwicklung der Sportartikelindustrie aufgestellt.
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➡️ Rückenwind aus dem Super-Sportjahr 2024 nutzen – Markenpositionierung im Jahr 2025 stärken
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1. Trendsportarten: Nischen-Sportarten werden massentauglich
Die Nachfrage nach niedrigschwelligen Angeboten, die Sportarten wie Padel oder Pickleball bieten, ist seit der Coronapandemie kontinuierlich gestiegen. Das Angebot boomt weltweit. Schätzungen gehen von über 30 Millionen aktiven Padel-Spielerinnen und -Spielern aus. Für sie wurden 2024 jede Woche über 100 neue Padelplätze eröffnet – und sie haben mehr als 4,5 Millionen Schläger gekauft. Die meisten Padelplätze gibt es derzeit in Spanien und Italien, Deutschland zählt zu den wachstumsstärksten Märkten. Trendsportarten wie Padel sind für Sportlerinnen und Sportler besonders attraktiv, weil sie leicht zu erlernen und für jedes Alter geeignet sind sowie einen hohen Gemeinschaftscharakter haben. Prominente, die in den sozialen Netzwerken darüber berichten, ziehen zusätzlich Interessierte an.
Private-Equity-Unternehmen und Sportartikelhersteller werden das Wachstumspotenzial solcher Sportarten weiter vorantreiben. Marktführende Streaming-Dienste haben ihr Angebot um Padelübertragungen erweitert und es wird über eine Aufnahme von Padel in das Programm der Olympischen Spiele 2032 spekuliert. Wir erwarten 2025 nicht nur weitere M&A-Aktivitäten, sondern auch neue trendsportspezifische Produkte und Partnerschaften, die zur Professionalisierung des Sports beitragen und das weitere Marktwachstum stärken. Ein erster Schritt ist dem Deutschen Padelverband mit dem Abschluss einer offiziellen Ball- und Textilpartnerschaft mit adidas bereits Anfang Januar gelungen.
2. Fitness-Apps: Aus einzelnen Apps werden ganzheitliche gesundheits- und aktivitätsorientierte Begleiter
Mehr als vier von fünf Teilnehmenden einer repräsentativen KPMG-Befragung im Herbst 2024 wünschen sich eine Fitness-App, die ihre Aktivitäts- und Gesundheitsdaten erfasst und individualisierte Trainings- und Ernährungspläne entwickelt. Aktuell stehen Sportlerinnen und Sportler vor der Herausforderung, unter diversen Angeboten an Sportart- und Leistungsniveau-spezifischen Features, verschiedenen Preis- und Zahlungsmodellen sowie benötigtem physischem Zubehör die passende Lösung auszuwählen – eine kundenfreundliche Lösung fehlt noch.
Hier liegt für Sportartikelhersteller und Sport-Technologieunternehmen die Chance, das eigene Angebot entlang attraktiver Use Cases sowohl für Kundinnen und Kunden als auch für Unternehmen einfacher zu strukturieren und auszubauen. Produkte und Services können einschließlich der generierten Daten enger verzahnt werden, und Kooperationen mit Drittpartnern können helfen, passgenauere Dienstleistungen zu schaffen und das eigene Ökosystem strategisch zu vergrößern.
3. Community-Programme: Von stillen Teilnehmenden zu engagierten Mitgliedern
Die Outdoor-, Fitness- und Radfahr-Community macht es vor: Zahlreiche Sportbegeisterte sind heute aktiver Teil marktführender digitaler Plattformen wie Strava, Komoot oder Beat81. Viele Mitglieder konsumieren nicht nur passiv Inhalte, sondern bringen sich auch aktiv in die Community ein, etwa durch das Erstellen eigener Beiträge. Sportartikelhersteller versuchen sich ebenfalls seit einigen Jahren am Aufbau eigener Communities. Häufig suchen die Teilnehmenden in diesen Communities aber lediglich finanzielle Vorteile für den nächsten Einkauf und bringen sich wenig aktiv ein.
Dabei haben die Unternehmen die Chance, mit exklusiven Community-Erlebnissen besonders jüngere Zielgruppen anzusprechen, dadurch Anreize für längere und intensivere Beziehungen zur Marke zu schaffen und so stetig den Kundenwert zu erhöhen. Padel-Turniere in Berlin, Surfen in München oder Yoga-Sessions in Köln emotionalisieren die Marke. Sie bieten den Community-Mitgliedern greifbare und für sie passende Mehrwerte, die die digitale and analoge Welt verbinden.
4. Athleisure: Wachstum setzt sich fort, Sport- und Fashionmarken werden austauschbarer
Unter Athleisure versteht man einen hybriden Kleidungsstil aus Sport- und Freizeitmode, der die Märkte Sport und Mode zunehmend verbindet. Diese Entwicklung wird aufgrund der attraktiven Marktgröße von Sportartikelherstellern und Modeunternehmen getrieben und sich 2025 fortsetzen. Dadurch werden Athleisure- und Performance-Marken zunehmend verwässert und austauschbarer.
Mit dieser Entwicklung wird es für Sportartikelhersteller in ihrem Markenmanagement immer wichtiger, ihre Herkunft und ihre Identität herauszustellen. Zusätzlich gilt es, Konsumentinnen und Konsumenten die Vorteile eines Athleisure-Produkts gegenüber Produkten von Wettbewerbern zu vermitteln. Glaubwürdigkeit und Authentizität sind dabei besonders relevant. Hierfür erwarten wir 2025 vor allem Partnerschaften von Sportartikelherstellern mit Sportstars, die in Athleisure-Kleidung auftreten. Durch die Auswahl von Prominenten werden unterschiedliche Zielgruppen zielgerichtet angesprochen.
5. Smart Sportswear: Aus Prototypen werden erste massentaugliche Produkte
Wearable Technology, also smarte elektronische Geräte, die als Implantate, Accessoires oder in Bekleidung integriert am Körper getragen werden, beeinflusst den Fitness- und Gesundheitssektor zunehmend. Im Profisport profitieren beispielsweise Fußball-Bundesligisten von einer bis zu 20 Prozent besseren Performance ihrer Spielerinnen und Spieler durch GPS-Westen und Biosensoren. Gleichzeitig sinkt das Verletzungsrisiko um bis zu 30 Prozent. Bisher basieren diese Erkenntnisse auf Daten aus zusätzlichen Geräten wie Smartwatch, Smartphone oder Pulsgurt, aber das wird sich bald ändern. Vielversprechende Studien zur Integration von 5G-Mobilfunktechnologie in Trainingsjacken und Schuhe laufen bereits. Auch Freizeitsportlerinnen und -sportler könnten ihr Smartphone zu Hause lassen und dennoch vernetzt bleiben. Smarte Sportkleidung erhöht die Sicherheit bei Aktivitäten und ermöglicht beispielsweise Notrufe sowie die Korrektur von Fehlbelastungen direkt über das Kleidungsstück.
Für 2025 gehen wir von ersten Durchbrüchen bei aktuell stattfindenden Studien aus, die den Weg für massentaugliche Smart-Sportswear-Produkte bis 2030 ebnen. Der Vorteil für Sportartikelhersteller: Es besteht bereits heute ein großes Interesse, Smart Sportswear zu testen. Einmal mehr zeigt sich hier eine zunehmende Verschmelzung von Sektoren, in diesem Fall konkret des Sport- und Technologiemarktes. Es wird für Sportartikelhersteller daher entscheidend sein, frühzeitig die eigene Positionierung für smarte Sportkleidung zu entwickeln und sich auf den Markteintritt potenziell disruptiver Produkte vorzubereiten. Dabei können Sportartikelhersteller besonders auf ihre langjährige Sportkompetenz und ein breites bestehendes Produktportfolio bauen, das gemeinsam mit Smart Sportswear die Chance für den Aufbau von 360-Grad-Ökosystemen bietet. Marken können besonders dann punkten, wenn sie umfassende Lösungen anbieten, darunter Use Cases, die Schweiß-, Kalorienverbrauchs- und GPS-Daten aus verschiedenen Quellen kombinieren, um eine individuelle und präzise Empfehlung zur optimierten Elektrolytzufuhr für Läuferinnen und Läufer zu geben.
6. Sporthandel 2.0: Erlebnisorientiert, service-orientiert, lokal
Neben der zunehmenden Relevanz digitaler Vertriebskanäle haben insbesondere etablierte Sportartikelhersteller eigene Direct-to-Customer-Kanäle aufgebaut, mit dem Ziel höherer Margen und einer stärkeren Kontrolle der Endkundenbeziehung. Das stellt den stationären Sporthandel im indirekten Vertrieb angesichts bekannter Herausforderungen wie begrenzter Produktverfügbarkeit und nahezu vollständiger Preistransparenz auch 2025 vor die Aufgabe, sich durch kundenrelevante Angebote und Erfahrungen einen festen Platz in der Customer Journey zu sichern.
Für das neue Jahr erwarten wir daher drei wesentliche Entwicklungen: eine stärkere Digitalisierung der Touchpoints im Handel, eine engere Vernetzung von Hersteller und Handel sowie eine stärkere Lokalisierung des Angebots und der Laden-Gestaltung. Digitale Innovationen wie smarte Spiegel oder Bodyscanner sind mit fortschrittlichen Funktionen wie Spracherkennung und Touchpad-Integration ausgestattet, die es Kundinnen und Kunden ermöglichen, mit virtuellen Assistent:innen zu interagieren. Diese helfen bei der Produktsuche, dem Durchsuchen und Filtern von Angeboten sowie beim Kauf über den Touchscreen. Viele dieser Entwicklungen werden durch die Kombination von klar messbaren Mehrwerten für den Kunden und das Erschließen relevanter Daten für den Händler getrieben, um gestützt durch künstliche Intelligenz das Angebot kontinuierlich zu verbessern.
Für den stationären Sporthandel wird es entscheidend sein, nicht auf jeden Technologietrend zu setzen, sondern für die eigene Kundschaft passende Lösungen auszuwählen und diese in die Kundenprozesse einzubinden. Gleichzeitig erwarten wir effizientere und abgestimmtere Prozesse zwischen Hersteller und Handel, um für Kundinnen und Kunden attraktive Services auszubauen und die Beratungskompetenz zu stärken. Nicht zuletzt rechnen wir für 2025 mit immer stärker auf die lokale Kundschaft und Umgebung ausgerichteten Händlern, zum Beispiel in Bezug auf Ladengestaltung und Produktauswahl. Auch das Einbinden lokaler Angebote, darunter etwa Yoga und Wellness, wird relevanter.
- Fest steht: Das Jahr 2025 bietet Sportartikelherstellern die Möglichkeit, den nächsten Schritt zur 360-Grad-Sport-Organisation zu machen und das Kundenerlebnis auf ein neues Niveau zu heben. Durch innovative und kundenzentrierte Ansätze sowie neue Trendsportarten kann die Entwicklung maßgeblich vorangetrieben und proaktiv gestaltet werden.