Frau sitzt vor ihrem Computer mit mehreren Bildschirm und ist in einer Videokonferenz mit Kolleg:innen

Zurück ins Büro? Warum Präsenz nicht gleich Produktivität bedeutet

Wie virtuelle, globale und funktionsübergreifende Teams zunehmend die Arbeitswelt prägen.

Seit einigen Monaten häufen sich Berichte über Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden zurück ins Büro holen wollen. Einer der Gründe: Remote-Arbeit sei weniger effizient. Gleichzeitig wird diskutiert: Wie viele Büro-Tage pro Woche sind „richtig“? Doch diese Debatte greift meiner Meinung nach zu kurz – sie geht am eigentlichen Thema vorbei. Die viel wichtigere Frage lautet: Wie funktioniert Zusammenarbeit in Unternehmen heute?

Erfolgsfaktor Zusammenarbeit: Warum Einzelkämpfer:innen keine Chance haben

Ein genauerer Blick zeigt, dass kaum jemand allein komplexe, strategisch entscheidende Aufgaben bewältigen kann. Der Erfolg hängt davon ab, wie Teams zusammenarbeiten – und diese Teams sind längst über verschiedene Standorte, oft sogar über Ländergrenzen hinweg, verteilt. Virtuelle Zusammenarbeit ist der Normalfall.

Es braucht virtuelle, globale und funktionsübergreifende Teams

Doch selbst innerhalb eines Teams stoßen wir schnell an Grenzen. Viele tägliche Aufgaben erfordern die Kooperation verschiedener Teams, die in unterschiedlichen Geschäftsbereichen, Vorstandsressorts oder Regionen angesiedelt sind. Erfolgreiche Zusammenarbeit in der heutigen Unternehmenswelt ist zunehmend virtuell, global und funktionsübergreifend.

Alte Strukturen bremsen Innovation: Warum Silos die Zusammenarbeit erschweren

Dennoch sind viele Unternehmen noch immer nach traditionellen Strukturen organisiert – in Silos, entlang von Standorten, Geschäftseinheiten und Hierarchien. Diese Strukturen behindern die dringend benötigte nahtlose Zusammenarbeit und führen häufig zu Zielkonflikten.

Wir alle kennen das Problem: Eine Führungskraft soll den Durchbruch im autonomen Fahren organisieren oder ein Projektmanager trägt die Verantwortung für die Einführung eines globalen ERP-Systems. In beiden Fällen entscheidet maßgeblich über den Erfolg, wie gut es gelingt, die unterschiedlichsten Teams virtuell über Standorte, Geschäftsbereiche und Länder hinweg zusammenzubringen.

Deutschland hat im internationalen Vergleich Nachholbedarf

Und genau hier sehe ich deutliche Unterschiede zwischen Unternehmen. Insbesondere deutsche Unternehmen haben gegenüber globalen Playern aus den USA, aber auch aus der Schweiz und den Niederlanden, noch Nachholbedarf.

Vier Punkte, die es für eine zukunftsfähige Organisation braucht

Es reicht nicht, auf Unternehmenskultur und individuelle Fähigkeiten zu setzen. Die Art, wie wir unsere Unternehmen organisieren, ist ebenso entscheidend. Wenn eine Geschäftsführung daran glaubt, dass nahtlose, übergreifende Zusammenarbeit ein Schlüsselfaktor für den zukünftigen Erfolg ist, dann braucht es mehr als Absichtserklärungen. Klare Verantwortlichkeiten und konkrete Maßnahmen sind erforderlich:

  1. Target Operating Model (TOM): Strukturen an neue Arbeitsweisen anpassen

Unternehmen sollten ihr TOM gezielt weiterentwickeln, um bereichsübergreifende Zusammenarbeit zu fördern. Das bedeutet, starre Silos abzubauen, Verantwortung klar zu verteilen und Entscheidungsprozesse zu beschleunigen. Agile Strukturen und interdisziplinäre Teams ermöglichen mehr Flexibilität und Innovation

  1. Zielvereinbarungen und Performance Management

Teamleistungen und gemeinsame Erfolge sollten stärker belohnt werden, anstatt Einzelkämpfertum zu fördern. Unternehmen sollten ihre Zielvereinbarungssysteme überarbeiten, um teamorientierte KPIs einzuführen. Dies kann durch OKRs (Objectives and Key Results) oder unternehmensweite Bonusmodelle geschehen, die funktionsübergreifende Zusammenarbeit belohnen.

  1. Technologische Infrastruktur: Die richtigen Tools für vernetzte Teams bereitstellen

Kollaborationsplattformen, cloudbasierte Workspaces und KI-gestützte Workflows sind entscheidend für reibungslose Zusammenarbeit – unabhängig vom Standort. Unternehmen sollten sicherstellen, dass ihre Systeme nahtlos integriert sind und Mitarbeitende nicht durch Medienbrüche oder ineffiziente Prozesse ausgebremst werden.

  1. Kompetenzen: Fähigkeiten für hybride und digitale Zusammenarbeit stärken

Erfolgreiche Zusammenarbeit erfordert neue Fähigkeiten. Unternehmen sollten gezielt Weiterbildungsprogramme für virtuelle Führung, interkulturelle Kommunikation und digitale Moderation etablieren. Darüber hinaus helfen Peer-Learning-Formate und Mentoring, neue Arbeitsweisen schneller zu verankern.

Fazit

Es ist Zeit, alte Denkmuster hinter uns zu lassen und eine Organisationsform zu schaffen, die echte Zusammenarbeit in all ihrer Komplexität ermöglicht. Entscheidend ist nicht, ob wir drei oder fünf Tage im Büro verbringen, sondern wie wir eine Arbeitswelt gestalten, in der Teams – unabhängig von ihrem Standort – gut zusammenarbeiten können.