Glasfaserkabel emittiert Licht

Die Geschwindigkeit der Zukunft

Breitband und 5G sind Erfolgsfaktoren für die Wirtschaft insgesamt

Der Telekommunikationssektor bietet vielfältige Dienste und Leistungen wie Übertragung von Daten per Kabel oder Funk. Erst der schnelle Austausch solcher Daten macht es möglich, dass die Wirtschaft in allen Bereichen wächst und neue Geschäftsmodelle entstehen. Media-Streamings und Cloud-Dienste, Internet of Things und Industrie 4.0 sind abhängig von einer schnellen und sicheren Datenübertragung. Und die Automobilindustrie beispielsweise braucht ein sowohl flächendeckendes als auch leistungsstarkes Funknetz für die Entwicklung des autonomen und vernetzten Fahrens.

Allerdings geht die Breitbandoffensive in Deutschland nur schleppend voran. Dabei sind Hochleistungsnetze die Voraussetzung für die Zukunft der Telekommunikationsbranche und für die digitale Zukunft der Wirtschaft insgesamt. Wie es um die Zukunftsfähigkeit der Telekommunikationsunternehmen steht, zeigt auch der aktuelle KPMG Future Readiness Index

5G ist der Mobilfunkstandard der Zukunft

Die Inbetriebnahme des ersten LTE-Netzes (4G) vor acht Jahren markierte einen Meilenstein in der Mobilfunktechnik. Doch wer heute in ländlichen Gegenden in Deutschland zum Smartphone greift, hat noch immer vielerorts Probleme, Daten zu empfangen oder zu senden.

Der LTE-Nachfolger 5G soll eine vielfach bessere Datenübertragungsrate bieten und weniger Strom verbrauchen bei kaum merklichen Latenzzeiten. Die 5G ermöglicht es beispielsweise einen Film 625-mal schneller mobil zu laden. Aktuell läuft die Debatte um die Vergabe der 5G-Frequenzen. Die Bundesnetzagentur will die künftigen Besitzer der 5G-Lizenzen zu Ausbauzielen verpflichten. Bis 2020 sollen 98 Prozent der Haushalte mit mindestens 100Mbit/s versorgt werden. Und es soll ein 5G-Netz entlang der Autobahnen und Bahnstrecken entstehen.

Freier Lizenzverkauf soll den Wettbewerb fördern

Der Wettbewerb auf dem deutschen Mobilfunkmarkt mit seinen drei großen Netzbetreibern soll mit neuen 5G-Lizenzinhabern belebt werden. Durch den freien Verkauf der Lizenzen könnten auch kleine, regionale Anbieter neue Mobilfunkstationen betreiben. Vorstellbar sind etwa Industriekonzerne, Städte oder Metropolregionen, die 5G-Lizenzen erwerben und sich als unabhängige Mobilfunkanbieter aufstellen. So könnte eine neue Markt- und Wettbewerbsdynamik entstehen.

Die kommende Mobilfunktechnik bietet nicht nur für Netzbetreiber vielversprechende Umsatzpotenziale, wie neue Mobilfunkverträge und Tarifmodelle, sondern auch neue Endgeräte, neue mobile Anwendungen und Content-Angebote. Wer beim Lizenzerwerb zögert, könnte sich in Zukunft auf der Verliererseite im Mobilfunkgeschäft wiederfinden.

Fehler der Vergangenheit sollen sich nicht wiederholen

Allerdings gibt es auch Kritik an den Plänen der Bundesnetzagentur. So könnte durch viele 5G-Mini-Netze ein Flickenteppich entstehen, der vorhandene Funklöcher nicht schließt. Es könnte sich wiederholen, was bei LTE eingetreten ist. Die Modernisierung konzentriert sich auf Ballungsgebiete, während dünn besiedelte Flächenregionen im Funkloch sitzen bleiben.

Es bleibt also die alte Herausforderung, in Dörfern, auf land- und forstwirtschaftlichen Flächen, sowie auf Bundes- und Kreisstraßen leistungsstarke Netzanbindungen für „Industrie 4.0“ und „Gesellschaft 4.0“ zu schaffen. Dazu braucht man mehr Mobilfunkmasten mit Hochleistungs-Anbindungen. Da 5G Frequenzbänder mit deutlich mehr Bandbreite nutzt als bislang, ist zudem ein verstärkter Glasfaserausbau unausweichlich.

Breitbandausbau bleibt die Basis

Doch hier stockt der Ausbau. Laut Bundesnetzagentur gibt es derzeit etwa 33 Millionen Festnetzbreitbandanschlüsse in Deutschland – überwiegend in Großstädten und Ballungsgebieten. Nur 3,9 Millionen davon sind FTTH-Anschlüsse, also Glasfaser-Anschlüsse, die direkt in den Haushalt der Nutzer führen. Glasfaserleitungen erlauben mit ihrer extrem hohe Kapazität bessere Netzanbindung sowohl im privaten als auch geschäftlichen Sektor. Mit drei Prozent FTTH-Anteil an Breitband-Festnetzanschlüssen liegt Deutschland laut Bundesverband Breitbandkommunikation europaweit nur auf Platz 29 und deutlich unter dem EU-Schnitt von 13,9 Prozent.

Ohne Fördermittel bleibt das Netz löchrig

Grund für den schleppenden Netzausbau, sind die immensen Kosten. Das Verlegen von neuen Kabeln im Boden ist teuer und kann von den Netzbetreibern ohne finanzielle Unterstützung kaum gestemmt werden. Gerade für die ländliche Versorgung sind Fördermittel unabdingbar. Um Anreize für die hohen Investitionen zu schaffen, setzt die EU beim Netzausbau auf Deregulierung. Neue Akteure könnten sich die Kosten für den Kabelausbau teilen und gegenseitig Zugang zum Netz gewähren. Ohne Fördergelder wird es flächendeckend kaum gelingen, Deutschland zu einem Digitalstandort weiterzuentwickeln, der den internationalen Vergleich nicht scheuen muss.

Aber eine leistungsstarke Kommunikationsinfrastruktur ist auch kein reines Wirtschaftsgut, sondern heutzutage die Basis für soziale Teilhabe, politische Willensbildung und ökonomisches Wachstum. Die Qualität der Datenübertragung wird zum zentralen Erfolgsfaktor. Weil Daten ohne Infrastruktur wertlos sind, bestimmt die Leistungsfähigkeit der Infrastruktur Takt und Tempo der digitalen Transformation.