Ältere Frau schaut aus dem Fenster und lächelt.

Drei Top-Prioritäten für die Management-Agenda von Familienunternehmen

Nachhaltig, sinnhaft, digital: Wie familiengeführte Unternehmen zukunftsfähig werden.

Langfristige Orientierung, Stabilität, gesellschaftliche Ausrichtung: Diese Aspekte werden für das erfolgreiche Wirtschaften angesichts einer komplexen Gemengelage auf den Märkten, eines gesellschaftlichen Wandels sowie der fortschreitenden digitalen Transformation immer relevanter. Für Familienunternehmen bieten die aktuellen Entwicklungen enorme Chancen – denn der ganzheitlich nachhaltige Ansatz ist Teil ihrer DNA und verschafft ihnen Wettbewerbsvorteile.

Diesen Ansatz, der auf die vielfach enge Beziehung der handelnden Personen und Eigentümerfamilien zum Unternehmen zurückgeht, gilt es weiter zu stärken und für sich zu nutzen. Denn es zeigt sich immer mehr, dass die klassischen Werte, die in Familienunternehmen gelebt werden, optimale Voraussetzungen für die gegenwärtigen Handlungsfelder bedeuten. Drei dieser Handlungsfelder und Werthebel sollten auf der Agenda des Managements bzw. Beirats jedes Familienunternehmens eine besondere Rolle einnehmen.

1. Chancen aus ESG ergreifen

Nachhaltigkeit, gesellschaftliche Verantwortung und gute Unternehmensführung – unter den englischen Begriffen Environment, Social and Governance zusammenfassend mit ESG abgekürzt – rücken immer stärker in den Fokus aller Stakeholder. Nicht nur Kunden, sondern auch zum Beispiel Banken richten ihr Augenmerk verstärkt darauf, wie ernst Unternehmen diese Themen nehmen und inwiefern sie ihr Geschäft an ESG-Kriterien ausrichten.

Somit rückt ESG nicht nur aufgrund politischer Vorgaben im Sinne der Compliance in den Fokus. Angesichts der Herausforderungen, die etwa der Klimawandel bereithält, dienen ESG-Strategien essenziell dem Schutz der künftigen Wertschöpfung und dem Erhalt des Vermögens. Zukunftsfähige Geschäftsmodelle und flexiblere Liefernetzwerke haben sich heute, in einer vernetzten Welt, immer stärker an Faktoren der gesellschaftlichen Akzeptanz zu messen.

Die mit ESG verbundenen Chancen für nachhaltigen Erfolg gilt es jetzt zu nutzen. Familienunternehmen sind hier strukturell im Vorteil, weil ihnen die langfristige Orientierung im Einklang mit einem generationsübergreifenden Werteverständnis nahe liegt. Familienunternehmerinnen und Familienunternehmer wissen, dass umsichtige Initiativen für Umwelt und Soziales nicht nur maßgeblich den Wert des Unternehmertums in der Gesellschaft mitbestimmen, sondern heute auch die Attraktivität in der Nachfolge beeinflussen.

2. Den Unternehmenszweck schärfen und Werte betonen

Oftmals eng verbunden mit ESG-Aspekten ist die Sinnhaftigkeit des Unternehmenszwecks – häufig mit dem englischen Begriff Purpose bezeichnet. Damit ist eine Daseinsberechtigung des Unternehmens gemeint, die über die alleinige Gewinnorientierung hinausgeht.

Der Gedanke ist im Grunde nicht neu, aber rückt gerade in Krisenzeiten stark in den Fokus der Unternehmensführung: Purpose wird zunehmend als Basis und Handlungskompass für erfolgreiches Wirtschaften gesehen und tritt dabei als weitere Dimension neben die auch weiterhin wichtigen Aspekte der Markt- und Kundenorientierung. Die regelmäßige und kritische Reflektion des Unternehmenszwecks anhand neuer und alter Maßstäbe der Unternehmensumwelt sowie den eigenen Werten ermöglicht es dem Unternehmen, Veränderungen zu erkennen und unternehmerische Chancen frühzeitig aufzugreifen.

Für Familienunternehmen ist das nichts Neues. Sie definieren sich seit jeher auch über die Frage, wofür ihr Unternehmen existiert und welchen gesellschaftlichen Nutzen es hervorbringt. Das persönliche Lebenswerk hat einen hohen Stellenwert, und nachfolgenden Generationen soll eine Perspektive geboten werden. Dennoch tun auch Familienunternehmen gut daran, die Sinnfrage und umgekehrt ihren Wert für die Gesellschaft noch stärker als bisher nach außen zu stellen, also verstärkt zu zeigen, wie sie einen wirklichen Unterschied machen. Damit stärken sie das Vertrauen von Kunden und der Gesellschaft.

Dies ist auch im Hinblick auf die Gewinnung und Bindung von Toptalenten relevant. Dieses Thema beschäftigt Familienunternehmen seit Langem, wie wir aus unserem jährlichen European Family Business Barometer wissen. Den gesellschaftlichen Nutzen des Unternehmens im Zeichen der Arbeitgebermarke zu betonen, kann im Recruiting einen entscheidenden Pluspunkt darstellen – zumal der Wunsch, eine sinnvolle Tätigkeit auszuüben, für die jüngeren Generationen immer wichtiger wird.

3. Wachstum durch Digitalisierung

Die digitale Transformation wird ein zunehmender Wachstumstreiber und Erfolgsfaktor für alle Unternehmen. Die vergangenen Jahre haben der Digitalisierung einen gewaltigen Schub gegeben. Diese Dynamik gilt es fortzusetzen, um im Wettbewerb bestehen zu können.

Das betrifft z. B. die Schaffung neuer digitaler Vertriebskanäle, das Heben von Effizienzen im Unternehmen mittels papierloser und automatisierter Prozesse oder den zunehmenden Wunsch von Kunden nach einer nahtlosen digitalen Customer Journey. Digitalisierung ist entscheidend, um agiler zu werden und so auf sich immer schneller ändernde Kundenbedürfnisse reagieren zu können. Die Chancen sind dabei nicht nur auf das Endkundengeschäft beschränkt. Analysen aus unserer Beratungspraxis zeigen gerade bei der B2B-Interaktion noch große Potenziale auf. Dies erfordert Investitionen in neue Technologien als Grundlage für zukunftsfähiges Wirtschaften.

Familienunternehmen sind – wie alle Unternehmen – gefordert, der Digitalisierung noch mehr als bislang einen Top-Platz auf ihrer Agenda einzuräumen. Dabei zeigen aktuelle Studien, dass es derzeit in den Entscheidungsgremien sowie Beiräten vieler Unternehmen noch an Digitalisierungskompetenz mangelt. Für Familienunternehmen ist dies eine besondere Chance, um nachfolgenden Generationen den notwendigen Raum zur unternehmerischen Entfaltung zu bieten.

Fazit

ESG, Purpose und Digitalisierung prägen ein zukunftsfähiges Unternehmertum. Familienunternehmen haben mit ihrer DNA ideale Voraussetzungen, die gegenwärtigen Herausforderungen zu meistern und Chancen zu nutzen. So gehen gelebtes Werteverständnis und Zukunftsfähigkeit Hand in Hand.