Was tun, um regulatorische Nachhaltigkeitspflichten zu erfüllen und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit aufrechtzuerhalten oder idealerweise noch zu verbessern? Diese Frage steht in vielen Unternehmen aktuell oben auf der Agenda.
Klar ist: ESG bringt Zusatzbelastungen im ohnehin bereits herausfordernden Marktumfeld, das unter anderem von der digitalen Transformation und geopolitischen Verwerfungen geprägt ist. Klar ist aber auch: Die von der EU intensivierte nachhaltige Transformation führt dazu, dass entlang adjustierter Wertschöpfungsketten neue Potenziale zu heben sind.
ESG im Bereich Operations: Was besonders zu beachten ist
Ziel für Unternehmen sollte es sein, die regulatorischen Hürden der EU zu überwinden und die Chancen zu nutzen, die sich sprichwörtlich links und rechts der Strecke auftun. Doch was heißt das für den Bereich Operations im Klartext? Was ist besonders zu beachten? Von Investitionen in Technologie für umwelt- und klimafreundlicheres Wirtschaften bis zu effizientem Management neuer Datensätze: Diese drei Aspekte rücken strategisch in den Fokus.
1. Innovationen fördern
Unternehmen, die in nachhaltige Technologien wie erneuerbare Energien, ressourceneffiziente Produktionsverfahren oder intelligente Lösungen für die Lieferkette investieren, können nicht nur negative Auswirkungen auf Klima und Umwelt reduzieren, sondern auch neue Marktchancen erschließen.
Innovative Ansätze ermöglichen es Unternehmen, ihre Produkte und Dienstleistungen nachhaltiger zu gestalten, gleichzeitig Kosten zu senken und die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Die Herstellung von E-Fuels kann beispielsweise im Vergleich zu herkömmlichen Kraftstoffen sowohl unter ökologischen als auch unter ökonomischen Gesichtspunkten zu bevorzugen sein. Derartige nachhaltige und gleichzeitig rentable Lösungen können sich global durchsetzen.
Ein wichtiger Aspekt ist zudem, dass Unternehmen beim Bepreisen innovativer Produkte freier sind, denn Konkurrenten gibt es häufig (noch) nicht. Der Margendruck ist geringer. Das führt dazu, dass gegengerechnete ESG-Kosten weniger ins Gewicht fallen. Investitionen in Innovationen sollten aus diesen Gründen fester Bestandteil von ESG-Strategien in Unternehmen sein.
2. Prozesse optimieren, Effizienz steigern
Der Bereich Operations, Produktion und Logistik, liegt bei Emissionsausstoß und Ressourcenverbrauch in Unternehmen vorne. Daher sind die Operations-Prozesse bei ESG-Optimierungsmaßnahmen unterm Brennglas. Maßgabe ist, bei geringerem Input künftig mindestens denselben Output sicherzustellen und im Idealfall sogar eine Steigerung zu ermöglichen. Das Optimieren derzeitiger Prozesse ermöglicht es, Abfallmengen, Leerlaufzeiten und Energieverbräuche zu reduzieren. Die Folge: Die ökologische Bilanz verbessert sich.
Dabei ist zu beachten, dass das Automatisieren im Gegensatz zur reinen Prozessoptimierung wegen des höheren Energiebedarfs von Maschinen im Vergleich zu Mitarbeitenden keine Verbesserung darstellen muss. Denn der Gesamtenergieverbrauch nimmt durch den Einsatz neuer Maschinen grundsätzlich zu, der Co2-Fußbabdruck wird zwangsläufig erhöht.
Optimierte Abläufe vereinfachen zudem das Einhalten von Compliance-Richtlinien und bieten Unternehmen in Zeiten sich rasch verändernder Rahmenbedingungen die nötige Flexibilität, um sich schnell auf die neuen Marktanforderungen einzustellen.
Daten der zunehmend transparenten Lieferkette nutzen
Ob durch das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz oder die Corporate Sustainability Due Diligence Directive: Unternehmen müssen künftig umfangreiche Lieferketteninformationen ausweisen. Das führt nicht nur dazu, dass sich die Übersicht über die Tätigkeiten vorgelagerter Lieferanten verbessert und damit gegebenenfalls Adjustierungen bei Partnern einfacher werden.
Es liegen auch Daten beispielsweise zu Kapazitäten, Personaldecke und sogar zu Kostentreibern vor, die bei Preisverhandlungen, Cost Engineering und Planung wertvolle Informationen darstellen. In den meisten Unternehmen werden diese Informationen aktuell nur zur Erfüllung der Compliance-Anforderungen erfasst und separat abgelegt. Das heißt: Chancen bleiben ungenutzt.
- Das Monitoring und Bewerten der wachstumsfördernden Maßnahmen im ESG-Kontext sind entscheidend für den Erfolg. Neuentwicklungen und Verbesserungen laufender Prozesse werden im Normalfall in Unternehmen engmaschig überwacht, die Erfolge und Einsparungen, beispielsweise bei Material- und Energieverbrauch, werden exakt gemessen. Dieses Prozedere gilt es beizubehalten. Mithilfe standardisierter Bewertungsskalen lassen sich auch mit überschaubarem Aufwand Daten zu eingesparten Emissionen erfassen. Sowohl das Einbinden von ESG-Zielen im Rahmen von Produktentstehungsprozessen als auch das Weiterentwickeln bereits optimierter Fertigungslandschaften erfordern unterdessen hohe Fachkompetenz. Gleiches gilt für die aktive Nutzung von Transparenzdaten im Einkauf. Es ist daher ratsam, erfahrene Partner mit Branchenerfahrungen und technologischem Know-how zu konsultieren, um die komplexen Aufgabenstellungen zu bewältigen.
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