Nachhaltigkeit: Pflanzen wachsen entlang der Fassade eines Bürogebäudes.

Nachhaltige Incentives: Diese Details sind für Unternehmen zu beachten

Wie Unternehmen ihre Mitarbeitenden auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit mitnehmen.

Anreize schaffen, die sich positiv auf die Motivation und Leistungsbereitschaft von Mitarbeiter:innen auswirken – eine gängige Maßnahme in der Arbeitswelt. Unternehmen nutzen sogenannte Incentives wie kostenlose Getränke am Arbeitsplatz oder exklusive Event-Einladungen, um ihre Belegschaft zu motivieren.

Dass diese auch einen entscheidenden Beitrag zu einer nachhaltigeren Zukunft des Unternehmens leisten können, ist hingegen nicht so weit verbreitet. Dabei können Unternehmen Incentives so gestalten, dass Mitarbeiter:innen aktiv dazu beitragen, die Nachhaltigkeitsziele des Unternehmens zu erreichen.

Nachhaltige Incentivierung birgt viele Vorteile – unternehmerisch sowie rechtlich

Die Motivation der Mitarbeiter:innen sollte oben auf der Agenda von Unternehmen stehen. Klassische Incentives wie etwa variable Gehaltsbestandteile oder Bonuszahlungen sind hier nur ein Teilbereich. Denn diese rein monetären extrinsischen Anreize können Mitarbeiter:innen nur bedingt anspornen. Eine Gehaltsstudie von Xing hat 2019 sogar gezeigt, dass die Hälfte der deutschen Arbeitnehmer:innen für Sinn und gesellschaftliche Verantwortung im Job bereit sind, auf Gehalt zu verzichten.

Stärker wirkt die intrinsische Motivation, sprich etwas aus innerer Überzeugung oder Lust zu tun. Nachhaltigkeit wird zunehmend zu einem solch intrinsischen Motivator für viele Arbeitnehmende, denn viele Menschen sind willens, etwas zu tun, das sich positiv auf die eigene CO2-Bilanz auswirkt – entsprechend bieten nachhaltige Incentives entscheidende Vorteile für die Mitarbeitermotivation.

Zudem können nachhaltige Incentives Unternehmen dabei helfen, rechtlichen und regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden. Beispielsweise muss laut „Vorstandsvergütungsangemessenheitsgesetz“ (Artikel § 87 I AktG) seit 2009 die Vergütungsstruktur bei börsennotierten Gesellschaften auf eine nachhaltige Unternehmensentwicklung ausgerichtet sein. Das bedeutet konkret, dass variable Vergütungsanteile eine mehrjährige Bemessungsgrundlage haben sollen und zukünftige Vergütungspolitik bei Mitgliedern der Unternehmensleitung auch nicht finanzielle Kriterien (zum Beispiel ökologische und soziale Faktoren) berücksichtigen soll.

Darüber hinaus gewinnen auch ökologische und soziale Komponenten der Nachhaltigkeit an Bedeutung: Nach der „Aktionärsrechterichtlinie“ der Europäischen Union ist „die Leistung von Mitgliedern der Unternehmensleitung […] anhand sowohl finanzieller als auch nicht finanzieller Kriterien, gegebenenfalls einschließlich ökologischer, sozialer und Governance-Faktoren zu bewerten“.

Das bedeutet, in der nicht finanziellen Berichterstattung spielen also schon heute neben der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit auch die soziale und ökologische Nachhaltigkeit eine Rolle bei der monetären Incentivierung. Durch die Mitspracherechte der Aktionäre in börsennotierten Gesellschaften bei der Vergütung von Aufsichtsrat und Vorstand, haben die Anteilseigner somit die Möglichkeit, die Leistung der Unternehmensführung auch in Bezug auf ökologische und soziale Themen sowie gute Unternehmensführung (Governance) zu honorieren und dadurch Anreize zu setzen.

Vier Stellschrauben für eine nachhaltige Incentivierung

Möchten Unternehmen ihr Incentivierungsmodell nachhaltiger gestalten, sollten sie folgende Aspekte berücksichtigen:

  1. Nachhaltigkeits-KPIs in das Performance Management integrieren: Eine Möglichkeit der Incentivierung nachhaltigen Verhaltens ist die Integration entsprechender Leistungskennzahlen (Key Performance Indicators, kurz: KPIs) in das Performance Management. Mithilfe individueller Nachhaltigkeits-KPIs können Bonuszahlungen mit der Nachhaltigkeitsperformance der Mitarbeiter:innen verknüpft werden. Um Nachhaltigkeit als Ganzes abzubilden, sollten Faktoren aus allen drei Bereichen einbezogen werden:
  • Ökologie: Mögliche KPIs sind beispielsweise der Energieverbrauch im Team, die Materialeffizienz oder auch die Innovationsquote für grüne Produkte.
  • Soziales: Diese schließen etwa die Entwicklungsquote der eigenen Mitarbeiter:innen, ihr Engagement und ihre Zufriedenheit mit ein, welche sich beispielsweise aus Mitarbeiterbefragungen ergeben
  • Ökonomie: Relevante Kennzahlen sind zum Beispiel Produktauszeichnung, Testergebnisse und Siegel, sowie die Risikobewertung.
  1. Mit Green Benefits Anreize für nachhaltiges Verhalten schaffen: Sogenannte Green Benefits bieten den Mitarbeiter:innen über die leistungsindividuelle Vergütung hinaus Vorteile für nachhaltiges Verhalten. Mit Bahnkarten, Fahrradleasing- und Carsharing-Angeboten schaffen Unternehmen Anreize für einen umweltfreundlichen Arbeitsweg. Mit regionalen Bio- und Fair-Trade-Gerichten in der Kantine fördern sie gleichzeitig eine gesunde Ernährung, eine umweltfreundliche Landwirtschaft und die regionale Wirtschaft. Durch Ermäßigungen für die Installation alternativer Energien, energieeffizienter Geräte oder beispielsweise Thermostaten verringern Mitarbeiter:innen außerdem ihren CO2-Fußabdruck.
  2. Incentives selbst sollten einen positiven Beitrag leisten: Incentives können nicht nur genutzt werden, um nachhaltiges Verhalten zu belohnen und zu fördern. Sie können auch selbst einen positiven Beitrag leisten. Mit nachhaltigen Unternehmensfonds für die Altersvorsorge der Mitarbeiter:innen lenkt das Unternehmen Kapitalflüsse in nachhaltige Investments und sorgt zusätzlich für die finanzielle Sicherheit der Belegschaft.
  3. Den Prozess der Incentivierung nachhaltig gestalten: Auch der Prozess der Incentivierung selbst sollte nachhaltig gestaltet sein. Das beinhaltet beispielsweise die gleiche und faire Bezahlung sowie Transparenz über die Bemessungsgrundlage für die Gehälter.

Mit nachhaltigen Incentives wettbewerbsfähig bleiben

Mit nachhaltiger Incentivierung streben Unternehmen zwei Ziele an: zum einen, einen Beitrag zum Erreichen der nachhaltigkeitsbezogenen Ziele zu leisten, zum anderen, die Zufriedenheit und die Motivation der Mitarbeiter:innen sowie die Arbeitgeberattraktivität steigern.

Um den Erfolg der nachhaltigen Incentives zu messen, stehen den Unternehmen eine Reihe unterschiedlicher KPIs zur Verfügung. Hierfür können sie zunächst die Gesamtausgaben für grüne Leistungen und den Gesamtbonus für nachhaltiges Verhalten heranziehen. Diese Kennzahlen zeigen auf, ob die Belegschaft nachhaltige Incentivierung überhaupt nutzt. Zentrale Kennzahlen für die Erfolgsmessung sind die prozentuale Verbesserung der durch die grünen Anreize angesprochenen Verhaltensweisen sowie die prozentuale Erfüllung der Nachhaltigkeitsziele des Unternehmens.

Ergänzend können KPIs wie die Anzahl der Ladepunkte für Elektroautos pro Mitarbeitenden oder die Lohngleichheit (Equal Pay Rate) hinzugezogen werden. Mit den passenden KPIs leisten nachhaltige Incentives nicht nur einen entscheidenden Beitrag zu einer grüneren Zukunft, sondern auch zur langfristigen Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens.

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