Produktion von mobilen Endgeräten mit endlichen Ressourcen, ein steigendes Datenvolumen, Lieferantenmanagement mit hohen Abhängigkeiten: Die Telekommunikationsbranche hat es in vielen Bereichen ihrer Wertschöpfungsketten schwer, nachhaltig zu wirtschaften.
Und dabei ist genau das wichtiger denn je: Denn Nachhaltigkeit bezieht sich schon lange nicht mehr nur auf den ökologischen Faktor. Mittlerweile versteht man unter Nachhaltigkeit auch soziale und ökonomische Verantwortung. Für die Unternehmen bedeutet dies, dass es nicht mehr nur darum geht, finanziellen Mehrwert zu erzielen, sondern das Unternehmen so zu steuern, dass auch die Gesellschaft und die Umwelt davon profitieren.
Wichtige Schritte in Richtung Nachhaltigkeit wurden getan
Die Unternehmen aus der Telekommunikationsbranche sind aber nicht untätig, was das Thema Nachhaltigkeit angeht. Dies zeigt sich bereits an den gesetzten Nachhaltigkeitszielen vieler Telekommunikationsunternehmen. So sollen beispielweise Mobilfunkstationen mit Solaranlagen ausgestattet werden, um die CO2-Emission zu verringern.
Es besteht aber weiterhin Optimierungspotenzial
Meiner Meinung nach ist aber noch viel mehr Potenzial vorhanden, um sich weiter zu verbessern.
An welchen Stellen Optimierungsbedarf besteht und wie Unternehmen diesen Bedarf abdecken können, zeige ich anhand von drei Maßnahmen:
1. Alle Bereiche der Wertschöpfungskette überprüfen und gegebenenfalls anpassen
Erneuerbare Energien für Mobilfunkstationen sind das Eine. Es gibt aber weitere Bereiche in der Wertschöpfungskette, die Unternehmen sich genauer anschauen sollten. Ein Beispiel hierfür ist das Endgerätemanagement. Hier werden oft seltene Erden wie Kobalt eingesetzt. Zum einen wiederspricht der Einsatz dieser Ressourcen dem Prinzip der Nachhaltigkeit, da diese nur begrenzt verfügbar sind und zum anderen stehen die Arbeitsbedingungen bei dem Abbau seltener Erden häufig in der Kritik, da Kinder- und Zwangsarbeit nicht auszuschließen sind.
Bezieht man solch eine wichtige Ressource lediglich von einem Lieferanten oder aus einer Region, kann dies zudem schnell ein Risiko in der Wertschöpfungskette darstellen. Das zeigt sich gerade ganz aktuell am Beispiel von Covid-19. Die Situation, in der wir uns durch die Ausbreitung des Virus befinden, demonstriert, dass selbst bei den größten Unternehmen die Produktion aus nicht vorhergesehenen Gründen zum Erliegen kommen kann.
Ein strategisch nachhaltiges Lieferantenmanagement erhöht in solch einer Lage die Chance, die Produktion aufrechtzuerhalten. Dafür ist es zunächst wichtig, Transparenz hinsichtlich ökologischer, ökonomischer und sozialer Faktoren in der gesamten Wertschöpfungskette zu schaffen. Hier gilt das Prinzip: „Man kann nur managen, was man auch messen kann.“
So gibt es beispielsweise schon Lösungen wie eine KI-basierte Software, die die benötigten Informationen zu den Arbeitsbedingungen in den Beschaffungsmärkten aufbereitet. Eine weitere Unterstützungsmöglichkeit ist eine ebenfalls bereits am Markt verfügbare Analyse-Software, die permanent Risiken in der Beschaffung identifiziert.
2. Energieverbrauch für Netzbetrieb überprüfen
Zwar ist der Einsatz von erneuerbaren Energien in den Zielen der Telekommunikationsunternehmen verankert, jedoch gilt es, hier weiterhin einen Blick darauf zu werfen, ob dieses Vorhaben auch realisiert wird. Denn bei einem stetig steigendem Datenvolumen sowie einer steigenden Anzahl von Endgeräten, ist nicht sicher, dass eine Abdeckung mit erneuerbaren Energien auch zukünftig zu 100 Prozent gewährleistet werden kann.
3. Nachhaltigkeitsziele in der Unternehmensstrategie verankern
Darüber hinaus sollte auch die Veränderung des Geschäftsmodells beim Thema Nachhaltigkeit berücksichtigt werden. Viele Unternehmen aus der Telekommunikationsbranche weiten ihr Angebot auf Cloud Services aus. Alles, was wir in den virtuellen Speicher reingeben, gilt es, zu bewirtschaften. Das kostet zusätzliche Energie.
Daher sollten die Unternehmen der Telekommunikationsbranche ihre Nachhaltigkeitsziele auch bei der Gestaltung ihrer zukünftigen Geschäftsmodelle fest im Blick haben. Es hilft nicht, bisherige Unternehmensziele, wie beispielsweise eine Umsatzsteigerung von drei Prozent im nächsten Geschäftsjahr, mit einem Nachhaltigkeitsmanagement zu ergänzen. Es geht vielmehr darum, das Thema Nachhaltigkeit fest in der Unternehmensstrategie zu verankern und neue Unternehmensziele im Einklang zwischen Nachhaltigkeit und Profitabilität zu formulieren.