Digitalisierung und Automatisierung schreiten überall voran. Nur die vollständige Automatisierung der Steuererklärung kommt scheinbar nicht so richtig voran. Dabei müssten die notwendigen Daten für die Effizienzsteigerung der Prozesse in Unternehmenssystemen eigentlich vorhanden sein.
Was sind die Gründe? In diesem Artikel finden Sie Informationen zum Status quo, Lösungsansätze für die Bearbeitung des komplexen Themenfelds und einige Handlungsempfehlungen.
Die automatisierte Steuererklärung: Das sind die erforderlichen Schritte
Eine Automatisierung im Rahmen der gesetzlichen Steuererklärung meint die automatische digitale Verarbeitung vorhandener Basisinformationen mit dem Ergebnis einer finalen, an das Finanzamt übermittelten Steuererklärung – ganz ohne menschliche Beteiligung. Um eine Steuererklärung automatisiert abgeben zu können, sind diese Schritte erforderlich: die Gewinnung der Daten, ihre Zuordnung (Mapping), Ableitung und Berechnung sowie die Prüfung der Daten und anschließende Verwendung beim korrekten Befüllen der entsprechenden Formulare.
So weit, so einfach. Doch wie sieht es in der Praxis aus?
Datenqualität und -granularität sind entscheidend für automatisierte Steuererklärungen
Gute Fortschritte macht bereits die Automatisierung der Umsatzsteuer als im ERP-System (Enterprise Resource Planning) attribuierte Steuer. Es gibt Steuerschlüssel und eigene Datenfelder. Auch automatische Kontrollen der Informationen mithilfe von SAP Tax Compliance oder als Teil sogenannter ETL-Lösungen (Extract, Transform and Load) sind bekannt. Software-Lösungen für die Steuerfindung gibt es zudem schon lange.
Schwieriger ist die Lage bei den Ertragssteuern. Hier spielen vor allem die Qualität und Granularität der benötigten Daten eine wesentliche Rolle. Diese beiden Kriterien sind zwingend notwendig für die Erstellung von Steuererklärungen für die Finanzverwaltung. Probleme mit der Qualität der vorliegenden Informationen sollten grundsätzlich gelöst werden, die Datengranularität kann durch die Integration in laufende Projekte, wie Transformations- oder ERP-Projekte, verbessert werden.
Dieses Argument gegen die Automatisierung von Ertragssteuern hört man häufig
Ein häufig angebrachtes Argument gegen eine automatisierte Steuererklärung bei Ertragssteuern ist die vermeintliche Unterschiedlichkeit der gesetzlichen Berechnung in den verschiedenen Ländern. Wenn man jedoch die ertragssteuerliche Berechnung der verschiedenen Länder vergleicht, stößt man durchaus auf gleichartige Elemente. Genauso hat eine Steuererklärung gemeinsame Berechnungselemente, mit einer Steuerrechnung im Jahresabschluss und einer Steuerplanung im Unternehmen.
Diese Lösungen sind bereits vorhanden und können genutzt werden
Modularisierung und Standardisierung bilden die Grundlage. Die digitale Technologie hierfür existiert schon länger – man braucht also nicht auf eine KI-Anwendung (Künstliche Intelligenz) zu warten. ETL-Anwendungen (Extract, Transform und Load) wie zum Beispiel Alteryx und Knimesind geeignete digitale Instrumente, die Unternehmen bei der Umsetzung unterstützen können. Sogenannte Compliance Suites sehen bereits einen Datenimport vor.
Es ist letztlich nicht das Können, sondern das Wollen – also die eigene Prioritätensetzung –, die häufig die Entwicklung der automatisierten Steuererklärung für das Finanzamt hemmt. Denn es gibt bereits funktionsfähige Praxis-Optionen, die Unternehmen bei der Effizienzsteigerung unterstützen können.
Dabei ist es für Unternehmen empfehlenswert, die Art der Erstellung einer Steuererklärung individuell zuzuschneiden. Auch eine Teilautomatisierung, die kurz vor Abgabe einer Steuererklärung endet, kann für Unternehmen ein lohnendes Projekt sein: lohnend aufgrund des Wertbeitrages, des damit einhergehenden Ausbaus von Wissen und Fähigkeiten in Zeiten der Digitalisierung sowie aufgrund der entstehenden Transparenz der Informationen.
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