Reiner Batteriebetrieb als Wunschdenken?
Ein Elektromotor als „neue“ Antriebsform im Auto sagt noch nichts aus über den verwendeten Energieträger: „Die Probleme sind heute nicht, ob Batteriefahrzeuge besser sind, sondern ob sie massentauglich werden. Das Netz mit Ladestationen wird täglich größer, unter anderem auch durch eine eigene europaweite Initiative der deutschen Autobauer. Doch für akzeptable Ladezyklen ist eine aufwendige Infrastruktur notwendig. Der Strom muss außerdem emissionsneutral erzeugt und zum Ort des Bedarfs transportiert werden.
„Hierfür muss das Netz erweitert werden. 58 Prozent der Zulieferer glauben deshalb, dass der reine Batteriebetrieb im Auto Wunschdenken bleiben wird“, zitiert Koeplin die KPMG-Studie. Dazu kommen Zweifel an der Ökobilanz bei der Batterieherstellung und -entsorgung der Elektroautos.
Nichtsdestotrotz haben sich auch die deutschen Autofahrer mit der Elektromobilität anfreunden können. Waren 2006 laut dem Kraftfahrt-Bundesamt noch rund 1.900 E-Autos auf der Straße unterwegs, waren es in 2017 bereits mehr als 34.000 Autos. Die durchschnittliche Wartezeit auf ein Elektrofahrzeug beträgt bei den Unternehmen heute über zwölf Monate.
China als Spielwiese für E-Autos?
Allerdings sieht der Experte auch unterschiedliche Entwicklungen in verschiedenen Regionen: „Liegt der Fokus auf lokal emissionsfreiem Fahren – zum Beispiel in Mega-Cities – und befindet sich die Infrastruktur noch im Aufbau, wird batteriebetriebene Elektromobilität stärker und schneller kommen. Besonders China ist hier ein gutes Beispiel“, so Koeplin weiter. Aber auch in Europa kann der politische Wille zu schnelleren Veränderungen im Bereich Elektromobilität führen, als wir heute noch erwarten.
Bei bereits bestehender Infrastruktur oder mit der Zielvorgabe komplett emissionsfrei zu fahren, werden dagegen andere Technologien von den Unternehmen entwickelt werden müssen, beispielsweise ein Full-Hybrid, der aber regenerative Kraftstoffe oder sogar Wasserstoff verbrennt. Bis dahin werden in vielen Regionen reine Verbrenner oder klassische Hybridfahrzeuge ihren hohen Marktanteil verteidigen. Insofern bleibt den Automobilzulieferern nichts anderes übrig, als in mehrere Technologien gleichzeitig zu investieren.
Die deutschen Autohersteller und Konzerne wie VW, BMW und Mercedes-Benz sind jedenfalls alarmiert: Ab 2019 führt China eine Elektroauto-Quote ein. „Der Gesetzgeber kann natürlich dafür sorgen, dass sich das Pendel in Sachen Elektroauto in eine bestimmte Richtung bewegt“, so Koeplin weiter.